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0181 - Blutige Dollars

0181 - Blutige Dollars

Titel: 0181 - Blutige Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blutige Dollars
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auch der Haken, an dem ich nun hing, begann zu knirschen. Es würde keine Minute mehr dauern, bis ich dem Dachziegel folgen und im Hof aufschlagen würde.
    »Achtung Jerry! Wir werfen dir ein Seil zu.«
    Mit einer Hand ließ ich los und krallte mich an der verhältnismäßig dünnen Leine fest. Ich wickelte sie um das Handgelenk, und dann hatte ich sie in beiden Händen. Halb kletterte ich, halb wurde ich gezogen. Als ich durch die Dachluke nach drinnen plumpste, keuchte ich, und ich muss gestehen, dass ich zitterte.
    Ich nahm mir vor, niemals mehr bei Nacht auf einem französischen Dach herumzusteigen.
    Ich riss mich zusammen, und wir liefen die Treppen hinunter, sprangen in den Wagen und fuhren hinüber zur Rue Ramey.
    Dann setzte ich meine Trillerpfeife an die Lippen und erhielt in einigen Sekunden Antwort.
    Die Tür war verschlossen, aber die Polizisten, die inzwischen herangekommen waren, machten kurzen Prozess. Dann stürmten wie die Treppen hinauf.
    Im vierten Stock brannte Licht. Als wir die Tür aufstießen, sahen wir, dass ich mich nicht getäuscht hatte. Wir standen in der Falschmünzerwerkstatt. Am Boden, neben der Dosenschließmaschine, lag der Werkmeister der Firma Orlys & Cie. Phils Kugel hatte ihn genau in die Stirn getroffen.
    Wir ließen einen der Polizisten als Wache zurück und bestellten über Sprechfunk noch zwei andere. Dann sagte ich:
    »Jetzt nach René Levallois’ Privatwohnung.«
    Es war inzwischen sechs Uhr geworden, und es begann leise zu dämmern. Wieder jagten wir, aber diesmal mit infernalisch heulenden Sirenen, an dem Place Chlichy vorbei und in Richtung auf den Bois de Boulogne.
    Die Rue Pages lag dunkel und verlassen. In Levallois’ Haus waren die Fenster geschlossen. Auch mit der Hintertür hatten wir diesmal kein Glück. Der Mann war vorsichtig.
    Es blieb gar nichts anderes übrig, als den Eingang zu erzwingen.
    Wir klingelten und traten zur Seite. Die Polizisten, die wir herangewinkt hatten, standen vor der Tür. Es dauerte lange, bis ein Schlüssel umgedreht wurde, und die Tür sich öffnete.
    Drinnen stand Monsieur Levallois. Er trug einen rotseidenen Schlafrock über dem Pyjama und war über die Störung empört.
    »Was soll das heißen?«, fuhr er die beiden an. »Seit wann ist es in der Republik üblich geworden, am frühen Morgen harmlose Bürger herauszuklingeln?«
    Die zwei Flics waren einen Augenblick lang verblüfft. Sie wussten nicht, was sie tun sollten. Da schob ich mich dazwischen.
    Ich wusste, dass ich herrlich aussah, schmutzig, mit zerrissener Jacke, und, wie ich später feststellte, rabenschwarzem Gesicht.
    »Es tut mir Leid, Sie stören zu müssen«, sagte ich. »Aber wir möchten Sie einiges über die falschen Fünfzig-Dollar-Scheine fragen, die Sie in ihrer Druckerei hersteilen.«
    Er stand einen Augenblick, als ob er überlegte. Dann steckte er ganz beiläufig die rechte Hand in die Tasche seines Schlafrocks. Gerade als der erste Schuss fiel, traf ihn meine Faust genau an der Kinnspitze. Er kippte um und schlug schwer auf die Fliesen. Einer der Polizisten stieß einen unterdrückten Schrei aus und griff nach seinem Arm.
    »Der Lump hat mich erwischt«, stöhnte er.
    Die Pistolen in der Hand, durchsuchten wir das Haus. Wir fanden nichts. Es sah so aus, als wäre Levallois allein gewesen. Aber es sah auch nur so aus.
    Im Schlafzimmer hing der Duft eines starken Parfüms, und auf dem Toilettentisch lag ein kleiner, eleganter Filzhut. Diesen Hut kannte ich.
    Alice Maleau hatte ihn am Abend im »Petit Cochon« getragen.
    »Sie muss hier hoch sein«, sagte ich zu Phil. »Suchen wir weiter.«
    Ich machte die Tür des Kleiderschranks auf und hatte das Gefühl, dass mir ein Panther ins Gesicht sprang. Ich wurde einfach umgerissen. Als ich wieder auf die Beine kam, sah ich Phil, der sich verzweifelt bemühte, die rasende Frau zu bändigen. Wir brauchten beide alle Kräfte, bis wir Alice Maleau überwältigt hatten. Auch jetzt noch versuchte sie zu kratzen und zu beißen.
    Als wir am nächsten Tag die Firma Orlys besuchten, hatte der Buchhalter festgestellt, dass in regelmäßigen Abständen Mengen von fünfzig bis hundert Dosen grüne Bohnen an einen Kunden geliefert worden waren, der überhaupt nicht existierte. Da die Zahlungen pünktlich eingingen, hatte sich niemand darum gekümmert. Die Kunden aber waren die Strohmänner des Werkmeisters.
    Damit war unsere Aufgabe erledigt. Kommissar Albert, der zuerst so skeptisch gewesen war, beglückwünschte uns.
    Levallois

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