0182 - Ich jagte »Jack the Ripper«
nickte. »Er ist mir einige Male über den Weg gelaufen. Wir nannten ihn nur die Möhre.«
»Und warum?«
»Weil sein Haar so rot ist und er auch ungefähr die Figur einer Möhre hat. Shane ist übrigens ein unsympathischer Bursche, nicht gerade eine Zierde unseres Berufes. Du brauchst dir nur das Blatt anzuschauen, für das er schreibt, dann verstehst du alles.«
Da hatte Bill recht. Ich gab ihm die Zeitungen zurück. Will und ich konnten nicht mehr länger warten. Wir verabschiedeten uns von den beiden Conollys und verließen das Haus.
Meinen Bentley hatte ich noch in der vergangenen Nacht vom Bahngelände geholt, ebenso wie Suko seine Harley. Er war mit der Maschine nach Hause gefahren.
Wir rollten den gewundenen Weg hinab und erreichten das Tor, das vom Haus aus geöffnet werden konnte. Die beiden Hälften schwangen langsam zur Seite.
Freie Fahrt.
Wir mußten quer durch London. Allerdings hatte ich keine Lust, diesen Weg zu nehmen, sondern sah zu, daß ich auf eine der breiten Ringstraßen geriet, die die Millionenstadt an der Themse umgeben.
Will Mallmann hockte neben mir auf dem Beifahrersitz, hatte die Beine ausgestreckt, grinste verschmitzt und genoß es sichtlich, gefahren zu werden.
»Das gefällt dir, wie?« fragte ich.
»Klar. Außerdem steht es mir zu, ich habe schließlich Urlaub. Was man von dir ja nicht behaupten kann.«
»Nein, das nicht. Aber eins sage ich dir, Will. Nach diesem Fall fahre ich für ein paar Tage an die Küste, um das schöne Wetter noch auszukosten. Wenn du Lust hast, kannst du mitkommen.«
»Nein, John, ich fliege wieder nach Deutschland. Kann ja sein, daß sich die Geschichte mit dem Ripper noch einige Tage hinzieht.«
»Das ist möglich. Schließlich hat er die Frauen auch nicht an einem Tag umgebracht, sondern innerhalb mehrerer Wochen.«
»Wobei nicht einmal feststeht, daß sie tot sind«, meinte der deutsche Kommissar.
»Man kann allerdings davon ausgehen.«
»Mich würde wirklich interessieren, wo die Leichen versteckt sind.« Will schüttelte sich. »Eine verdammt grausame Sache, es gibt doch immer wieder diese Täter. Da denkst du, du hättest einen erwischt, dann kommt so ein Verrückter und ahmt alles nach. Manchmal kann man verzweifeln, wirklich.«
Da hatte mir der gute Will aus der Seele gesprochen. Im Kampf gegen die Mächte der Finsternis war es ja nicht anders, sogar oft noch schlimmer.
Ich kam mir vor wie ein Mann, der gegen ein Hydra fightet.
Schlug ich an einer Stelle den Kopf an, wuchsen an einer anderen sofort drei weitere nach. Die Mächte der Finsternis brachten ganze Heerscharen auf die Beine, um gegen ihre Feinde, z. B. mich, anzutreten. Dabei kristallisierten sich dann immer besondere Gegner aus dem Pulk hervor. Ich nenne nur Tokata, Vampiro-del-mar oder Lupina. Sie waren stärker als das Gros der dämonischen Mitläufer, und sie hatten mir verdammt viel Kopfzerbrechen bereitet.
Ich fuhr rechts, auf der Überholspur. Die Wagen wischten nur so an uns vorbei. Der Bentley schnurrte noch immer satt wie eine Katze. An ihm waren die vielen harten Einsätze spurlos vorübergegangen.
Schließlich erreichte ich das Gebiet, in dem man die Haare gefunden hatte. Von der Schnellstraße mußten wir runter und gelangten auf schmale Fahrwege, die ein ländliches Gebiet durchschnitten, in das die grauen Betonmauern eines Kraftwerkes hineinpaßten wie die berühmte Faust aufs Auge.
Auch Will Mallmann hatte den Bau gesehen. »Die gleichen Probleme wie wir sie in Deutschland haben«, bemerkte er. »Kraftwerke schießen wie Pilze aus dem Boden.«
»Was soll man machen?« erwiderte ich. »Wir brauchen Energie. Dabei hoffe ich jedoch, daß alles im vernünftigen Rahmen bleibt.«
»Das walte Hugo.«
Sir James hatte mir den Fundort zwar beschrieben, dennoch mußte ich fragen. Eine alte Frau erklärte mir den Weg, und ich lenkte den Bentley auf eine nicht gepflasterte oder geteerte Straße, die den Stoßdämpfern des Wagens einiges abverlangte.
Wir hatten einen weiten Blick durch die Frontscheibe und sahen bereits in der Ferne die Menschenansammlung sowie die Anhäufung fahrbarer Untersätze.
»Das sind sie«, sagte Will.
Ich fuhr noch langsamer. Sogar eine Absperrung war errichtet worden. Hier drängten sich die Gaffer, die von zwei kräftigen Polizisten nicht weiter vorgelassen wurden.
Ich stellte den Bentley ab, stieg aus und hielt meinen Ausweis bereits in der Hand.
Die Beamten warfen einen Blick darauf, salutierten und ließen uns
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