0182 - Ich jagte »Jack the Ripper«
kein Pardon.
Wieder hörte er die Stimme des echten Rippers in seinem Gehirn.
»Ich möchte dich warnen, Freund, denn sie sind dir auf der Spur. Ich spüre es.«
»Wer ist mir auf der Spur?« fragte Ripper zwei.
»Ein Mann.«
»Ich töte ihn!«
»Das will ich hoffen, aber es wird nicht einfach sein, mein Freund. Wirklich nicht. Dieser Mann ist sehr gefährlich. Ich spüre es, wie sich eine Schlinge über dir zusammenlegt. Du mußt schon vorsichtiger sein.«
»Er kann mich nicht daran hindern, das zu tun, was ich für richtig halte.«
»Nein, das nicht, aber gib acht.«
»Danke für deine Warnung.« Ripper zwei richtete sich auf. Einen letzten Blick warf er noch auf das Bild. Die beiden dünnen Strahlen trafen einmal das Gesicht des Opfers, das sich in wahrer Todesangst verzerrt hatte.
Der Ripper bückte sich und hob sein sechstes Opfer hoch. Als die Tote auf seinen Armen lag, wandte er sich nach rechts, so sich die Tür kaum von den dunkel gestrichenen Wänden abhob. Sie war nur zu sehen, wenn man direkt davorstand. Selbst die Klinke war schwarz poliert.
Er drückte sie mit dem Ellbogen nach unten und betrat den zweiten Raum, der ebenfalls abgedunkelt war. Das Zimmer war völlig leer. Kein Möbelstück stand darin, kein Bild hing an der Wand, dafür befand sich am Boden eine Falltür. An ihrer zum Eingang gewandten Seite begann eine Treppe, deren Stufen in die Tiefe führten.
In den Keller…
Kälte schlug dem Ripper entgegen. Nicht nur die Kälte des Todes, sondern ein eisiger Hauch, der durch die Kühlschlangen entstand, die sich über die Wände des Kellers zogen. Das Geheimnis, das dieser Keller in sich barg, kannte nur der Ripper persönlich.
Und es war so schrecklich und grausam, daß ein normaler Mensch den Verstand darüber verloren hätte…
***
Claudia hockte auf der Couch mit der roten Decke. Das Gesicht unter den schwarzen Haaren war bleicher als sonst. Selbst die Schminke konnte nicht verbergen, daß das Mädchen einiges hinter sich hatte und irgendwie unter Strom stand. Angst peinigte sie.
Ja, sie hatte Angst um ihr Leben!
In ihrem Job lebte man immer mit der Angst. Entweder vor der Sitte oder den Zuhältern, die verdammt rauhe Methoden kannten.
Aber keiner der Bullen oder Zuhälter wollte Claudia ans Leben. Das hatte nur einer vorgehabt: der Ripper.
Sie war Jack the Ripper begegnet und entkommen. Auf dem Straßenstrich hatte sie ihr Geld verdient, war für einen Zuhälter namens Ossy gelaufen und hatte sich nach einigen Anfangsschwierigkeiten mit ihm arrangiert. 80 Prozent ihres Lohns mußte sie abliefern, die restlichen 20 durfte sie behalten. Und die gingen für Kleidung und Kosmetika drauf.
Es war wenig genug. Claudia besaß kaum Bargeld. Ein paar Pfund hatte sie immer in Reserve, und mit ihnen konnte sie wenigstens das Zimmer bezahlen, in das sie geflüchtet war. Es gehörte zu einer kleinen Pension im tiefsten Soho. Hier fragte niemand, wer sie war, woher sie kam und welchem Job sie nachging. Schließlich war sie nicht die einzige Dirne, die sich hier einquartiert hatte, und der Besitzer drückte sogar noch die Hühneraugen zu.
Seit dem Vorfall hatte Claudia kein Geld mehr gemacht. Sie traute sich nicht auf die Straße. In jedem bärtigen Kunden sah sie den Ripper.
Claudia hatte eine regelrechte Angstpsychose bekommen. Sie hockte in ihrem Zimmer und zitterte.
Es war mies eingerichtet. Selbst die Matratze des Betts war durchgelegen. Der Liegestatt gegenüber hing ein blinder Spiegel an der Wand. Darunter befand sich das Waschbecken, das zahlreiche Kratzer zeigte. Ein alter Schrank war auch noch vorhanden sowie ein Tisch und zwei Stühle.
Natürlich strahlte kein helles Licht, sondern rötliches. Das helle hätte nur die ganze Armut und Erbärmlichkeit des Raumes hervorgerissen, und so etwas wollten die Kunden nicht sehen. Rotes Licht verwischte die Konturen, machte sie weicher und fließender.
Drei Tage hatte sie sich bereits in der Pension verkrochen. Drei Tage und drei Nächte.
Ossy war noch nicht dagewesen, nur eine neue Kollegin, die sie durch Zufall kennengelernt hatte und die ihr jeden Tag etwas zu essen und zu trinken brachte.
Zigaretten auch, denn Claudia qualmte in ihrer Nervosität Kette.
Jetzt waren nur drei Glimmstengel in der Packung, dafür quoll der Aschenbecher über. Weiße Stummel standen in dem dunkeln Grau der Asche.
Claudia schritt zum Fenster, sie kämmte ihre schulterlangen Haare. Sie hatte eine gute Figur. 23 war sie inzwischen, doch sie besaß
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