0186 - Die Blutorgel
gemündet, an dessen Ende eine gewaltige Felswand in die Höhe wuchs.
Geschafft.
Zu zweit kamen sie.
Suko sah sie zuerst, und ich bekam mit, wie er schattenhaft untertauchte. Er war nach links geschlichen, ich hörte ein Klatschen, und einen Augenblick später fiel der Zombie zu Boden.
Ich zog das Schwert.
Es war zwar hinderlich, und ich hätte es normalerweise auch nicht mitgenommen, doch ich hatte das Gefühl, es einfach einsetzen zu müssen, und die Mitnahme machte sich jetzt schon bezahlt.
Der zweite Zombie, er hatte es auf mich abgesehen, lief genau in die Waffe.
Mit einem leisen Ächzlaut sank er zu Boden, wo er liegenblieb und verging.
»Gut!« hörte ich Sukos Stimme. Mein Freund tauchte aus dem dichten Nebel auf wie ein Geist.
Ich nickte. »Hast du noch andere gesehen?«
»Nein.«
»Dann können wir ja.«
»Und wie.«
Nebeneinander schritten wir auf den Höhleneingang zu. Das rote Schimmern hatte sich verstärkt. Es war nicht gleichmäßig, sondern unruhig, und ich nahm an, daß es das Licht einiger Fackeln war, das sich da sammelte.
Keiner griff uns an. Die beiden Untoten schienen die einzigen Wächter gewesen zu sein.
Um so besser für uns.
Weit war es nicht mehr. Vielleicht drei Schritte, dann standen wir in der Höhle.
Wir rechneten mit vielem, einem Angriff aus dem Hinterhalt, aber nicht mit dieser unheimlichen Musik.
Benjamin spielte auf der Blutorgel!
***
Zehn Fingerspitzen hieben auf die Tasten der Orgel. Gleichzeitig trat er das Pedal, und die Pedalpfeifen seitlich der Orgel zitterten, als sie die schrillen Töne entließen.
Ja, sie waren schrill und sie glichen entfernt dem Schreien verzweifelter Menschen.
Der Teufel lachte.
Sein Gelächter vermischte sich mit dem Spiel der Orgel zu einem höllischen Furiosum. Das Grauen packte in der Melodie zu, es schwang durch den gewaltigen Felsdom, zitterte hoch bis zur Decke und brachte den Schrecken der Hölle.
Benjamin war in seinem Element. Das Orgelspiel riß ihn mit. Jetzt fühlte er, daß nichts mehr schiefging, daß die Orgel das Blut ihrer Opfer angenommen hatte, denn kein Mißklang erreichte seine Ohren und bewies ihm, daß die Blutorgel die Opfer annahm.
Er spielte weiter.
Gekrümmt saß er auf seiner Bank, die Arme fuhren einmal auseinander, dann wieder zusammen, Hände schwebten über der Tastatur, wuchteten nach unten, schlugen hohe und tiefe Töne zur gleichen Zeit an, brachten den Sturm einer höllischen Musik, die den Felsendom bis in den letzten Winkel ausfüllte.
Und das Lachen des Teufels begleitete diese Musik, es schallte hinein in den brausenden, stürmischen Klang, der zu einem Tosen geworden war und eine Brandung des Grauens aus der Höhlenöffnung schleuderte, die sogar den Nebel durchdrang und auch unten im Ort gehört werden konnte. Gespeist vom Blut der Opfer, die bleich auf ihren Pritschen lagen und sich immer mehr dem Zustand der Ohnmacht näherten. Noch lebten sie, doch mit jedem Anschlag wurde ihnen mehr Lebenssaft entnommen und gab der Orgel die Kraft weiterzuspielen.
Ein Meister beherrschte sie. Ein diabolischer Musiker, der sich immer mehr einspielte und die Höllenmusik zu einem Fanal des Triumphs machte.
Jeder Ton, den die Orgel produzierte, kam ihm wie der schrille Schrei eines Siegers vor, nichts störte sein Spiel mehr, das Blut lief und die schimmernden Gesichter auf den Orgelpfeifen verzogen sich zu Grimassen des Triumphs.
Er spielte.
Der Teufel spielte.
Asmodis hatte sein Reich verlassen, um sich selbst an die Orgel zu setzen.
Ein gewaltiges Ereignis, das Schreckenslied der Hölle wurde auf die Erde gebracht.
Die Zombies standen in der Höhle verteilt. Auch ihre Gesichter zeigten Verzückung. Sie waren dem Satan und seiner Blutorgel hörig. Auch für sie war diese diabolische Melodie Existenz bewahrend.
Und dann peitschte ein Schuß.
Die Kugel fuhr über die Bank hinweg und hieb in eines der Gesichter auf der Orgelpfeife.
Die Pfeife zersprang.
Einer der Zombies stieß einen Schrei aus und kippte zu Boden, wo er bewegungslos liegenblieb.
Mit einem Mißton verklang das Orgelspiel. Benjamin war wie aus einem Traum gerissen worden. Er sprang von seinem Platz hoch und fuhr herum…
***
Ich hatte geschossen!
Und ich stand auch mit angeschlagener Beretta inmitten der Höhle. In der rechten Hand hielt ich die Waffe, in der linken mein Schwert und das Kreuz baumelte vor meiner Brust, wobei es reagierte, denn um das Kruzifix herum flimmerte, strahlte und blitzte es.
Es spürte die
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