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0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn

0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn

Titel: 0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Höllenfahrt um null Uhr zehn
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Gefangenen auf seinen Armen wie einen Ohnmächtigen. Ich stieg aus und half ihm, den Burschen auf den engen Rücksitz zu packen.
    Als wir ihn endlich verstaut hatten, setzten wir uns auf die Vordersitze, zogen die Türen zu und drehten die Fenster hoch. Das linke Fenster hatte ein Loch und das rechte auch. Sie wirkten wie Milchglasscheiben, so fein und vielfach verästelt war das System der Risse und Sprünge in dem Sicherheitsglas.
    Ich blickte auf die Uhr, indem ich die Zigarette im Munde behielt und zog, so daß von der Glut ein schwacher roter Lichtschein auf das Zifferblatt fiel.
    Es war kurz vor vier. Der ganze Spuk hatte nicht länger gedauert als eine knappe halbe Stunde. Aber mir schien es eine Ewigkeit her zu sein, seit wir unseren Standort in der Abzweigung des Waldweges verlassen hatten.
    Die Morgenluft war empfindlich kühl. Ich rieb mir die kalten Hände und hielt die Zigarette so, daß ihre Glut die Handfläche erwärmte. Wir sprachen lange Zeit kein Wort. Dann schlug ich vor: »Ich werde versuchen, ein bißchen zu schlafen. Sobald die Feuerwehr kommt, weck mich bitte! Du kannst dann auf der Rückfahrt schlafen.«
    »Geht in Ordnung, Jerry.«
    Ich drückte den Stummel im Aschenbecher aus und rutschte so zurecht, daß es fast bequem war. Den Kopf ließ ich halb auf die Brust sinken, halb gegen die Tür gelehnt. Ich schloß die Augen. Es tat gut, wenigstens die Augen schließen zu können. Ich war so müde, daß an ein Schlafen nicht zu denken war.
    Verworrene Bilder und Szenen geisterten durch mein überreiztes Gehirn. Mr. High, unser Distriktchef aus New York, tauchte in meinem Wachtraum auf und setzte uns Zweck und Ziel des Auftrages auseinander. »Ihr übernehmt die Leitung der Großaktion«, hallte es durch mein Gehirn, als wiederhole ein schallendes Echo immer und immer wieder diesen einen Satz.
    Wir hatten also die Leitung. Wir führten die Aufsicht in einer großangelegten Polizeiarbeit, in der ein Heer von Polizisten, Sheriffs, Streifenwagen und klug verteilten Posten zu einem System gehörten, das lückenlos sein sollte und wahrscheinlich doch seine Lücken hatte. Man kann ein Netz noch so engmaschig flechten, zwischen den Maschen bleibt immer ein Zwischenraum.
    Der Teufel sollte diesen ganzen Fall holen! Wenn man einem Gespenst nachjagen muß, hängt einem der Dienst schnell zum Halse heraus. Während wir den Süden Pennsylvaniens absicherten, konnte es inzwischen nach Ohio oder West Virginia hinübergewechselt sein. So viele Polizisten gab es auf der ganzen Welt nicht, um jede Meile auf jeder Landstraße der Vereinigten Staaten absperren zu können. Wir konnten ja immer erst nachträglich erfahren, wo das Gespenst aufgetaucht war.
    Ich fuhr hoch und knallte mit dem Kopf gegen den Rückspiegel. Es klingelte in meinen Ohren. Aber es war kein Telefon. Ein Sprechfunkgerät klingelt nicht. Ich hatte geschlafen und Unsinn geträumt. Was klingelnd heranfegte, war die Feuerwehr.
    Wir stiegen aus, als der Wagen mit kreischenden Bremsen anhielt. Ein paar uniformierte Männer sprangen herab. Sie blickten kurz hinüber zu dem ausgebrannten Wrack des Wagens, aus dem nur noch kleine Flammen züngelten.
    »Von der Straße ziehen und liegenlassen«, sagte jemand. »Von dem Schlitten ist nichts mehr zu verwenden.«
    »Da haben Sie recht«, erwiderte ich. »Jedenfalls übernehmen Sie es, die Straße wieder frei zu machen, ja? Wir müssen zurück.«
    »Wir machen das hier schon klar«, sagte ein älterer Mann. »Fahren Sie ruhig!«
    ***
    »Morgen, Sheriff!« sagten Phil und ich müde, als wir sein Office betraten.
    Plachnow war ein Schrank von einem Mann mit den listigen Gesichtszügen eines Fuchses. Er trug den Sheriffstern mit offensichtlichem Stolz. Er nickte uns zu, stemmte sich mit seinen Schmiedehämmerfäusten am Schreibtisch hoch und erwiderte unseren Gruß in einem Baß, der sich in der Metropolitan Opera gut gemacht hätte, so volltönend und tief war er.
    »Und das ist das Früchtchen?« fragte Plachnow mit seinem harten Akzent und deutete auf unseren Gefangenen.
    »Ja, das ist er. Lassen Sie doch gleich mal einen Arzt kommen, Sheriff! Bevor wir das Verhör beginnen.«
    Während der Sheriff telefonierte, sah ich mich in seinem Office um. Hinten in der Ecke gab es ein Waschbecken, neben dem ein schönes Frottierhandtuch hing. Es war so blütenweiß, daß es geradezu zur Benutzung herausforderte.
    Ich streifte Jackett, Krawatte und Hemd ab und stellte mich vor den Spiegel. Das Wasser war eiskalt und

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