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0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn

0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn

Titel: 0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Höllenfahrt um null Uhr zehn
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immer wieder die Nasenspitze, wobei er sich verlegen räusperte. Der Sheriff stierte angestrengt auf seine Fußspitzen und bekam seinen Kopf anscheinend nicht mehr in die Höhe, damit er nicht zufällig dem Blick eines der Anwesenden begegnen mußte.
    Mitten in diese Stille hinein ertönte ein leises Klopfen. Der Sheriff rief ein heiseres »Herein«, und der Hilfssheriff kam mit einem Feuerwehrmann ins Zimmer.
    Der Feuerwehrmann trug ein kleines Paket bei sich. Er legte es auf den Schreibtisch des Sheriffs und sagte erklärend: »Wir haben natürlich den brennenden Wagen gelöscht. Als wir das Wrack durchsuchten, fanden wir das hier im Handschuhfach. Es ist ziemlich unversehrt. Nur die Gläser der Uhren sind in der Hitze gesprungen. Das Übrige ist in Ordnung.«
    Das »Übrige« war eine hübsche Sammlung von goldenen Armbändern, Halsketten, Herren- und Damenuhren, Ringen und Spangen, zum Teil mit mehr oder weniger kostbaren Edelsteinen.
    »Sieh mal an!« sagte der Hilfssheriff mit einem Blick auf den alten Horace. »Das dürfte wohl der Kram sein, der heute nacht bei dem Einbruch in Borton City erbeutet wurde. Die Täter haben den Juwelier Hastens mit einem Messer umgebracht. Die Meldung kam vor knapp zehn Minuten durch…«
    Die folgende Stille war unheimlich. Der alte Horace ließ sich auf einen Stuhl fallen. Sein Gesicht war kreidebleich. Mit Dean Horace dagegen ging eine merkwürdige Veränderung vor. Seine Augen waren wie gebannt auf das glitzernde Zeug gerichtet. Ein leises Zucken lief durch sein Gesicht. Dann brach er zusammen. Er ließ den Kopf nach vorn sinken und schluchzte leise vor sich hin.
    Das Läuten des Telefons schrillte so laut und so plötzlich, daß wir alle zusammenfuhren. Erst nach kurzem Zögern nahm Plachnow den Hörer. Er meldete sich und lauschte eine Weile. Seine Antworten waren einsilbig, aber seine Stimme war nur noch ein rauhes Krächzen, als er den Hörer sinken ließ. »Droben in den Bergen… zwei Jäger haben es gerade gemeldet…«
    Ich fuhr in die Höhe. Etwas lief mir eiskalt den Rücken hinab. Wir hatten in dieser Nacht zwei Mörder gefangen.
    Aber es waren die falschen. Es waren kleine Fische gegen das, was wir suchten.
    ***
    Als wir in den Bergen anlangten, war es vormittags gegen zehn. Ein Mann der Pennsylvania State Police wies uns ein. Hinter dem Meilenstein 23 sollten wir nach links in den schmalen Waldweg einbiegen, sagte er.
    Nach ungefähr einer halben Meile lichtete sich der Wald vor uns. Eine alte, schön längst stillgelegte Kiesgrube tat sich vor uns auf. Auf der Lichtung wimmelte es von Männern, teils in Uniformen der State Police, teils in ziviler Kleidung. Ganz links auf der Lichtung waren fast ein Dutzend Polizeiwagen ordentlich in eine Reihe gefahren. Der große Einsatzwagen der Mordkommission befand sich darunter.
    Wir fuhren unseren Wagen ans rechte Ende der Reihe und stiegen aus. Den Jaguar hatten wir in Lilianwos gelassen. Nach einer kurzen Unterhaltung hatte sich dort der Chef einer Reparaturwerkstatt bereit erklärt, die Schäden, die die Kugeln von Dean Horaces Freund angerichtet hatten, trotz der Tatsache, daß Sonntag war, auszubügeln. Sheriff Plachnow hatte uns seinen Dienstwagen geliehen, einen gelben Fairlane Overdrive.
    Als wir ausstiegen, kam ein Offizier der State Police auf uns zu und grüßte. »Ich bin Captain Cormicks. Darf ich wissen, was Sie hier wollen, Gentlemen?«
    Ich zückte meinen Dienstausweis und stellte mich,gleichzeitig vor: »Ich bin Cotton vom FBI. Das ist mein Kollege Decker.«
    »Oh, ich habe natürlich von Ihnen gehört. Es freut mich, daß wir uns mal begegnen, wenn der Anlaß auch kein erfreulicher ist.«
    »Da haben Sie sicher recht, Cormicks. Wie sieht es aus?«
    »Das übliche Bild. Ein junger Mann, ungefähr 23 Jahre alt, ohne besondere Kennzeichen. Sein Name lautet dem Führerschein nach Robert G. Edwards. Er stammt aus Hershey.«
    »Und?« fragte ich, denn seinem Tonfall war zu entnehmen, daß Edwards nicht das einzige Opfer war.
    »Ein Mädchen natürlich. Vielleicht 18 bis 20. Sie hatte keine Papiere bei sich und konnte bisher nicht identifiziert werden.«
    »Die einzelnen Umstände?«
    »Alles deutet darauf hin, daß es sich um die Burschen handelt, die wir nun schon seit Wochen suchen.«
    Ich nickte ernst. Seit Wochen, ja. Seit Wochen fahndeten wir nach einem oder nach mehreren Mördern, die immer wieder schattenhaft auftauchten und verschwanden. Bis zur Stunde hatten wir nicht die leiseste Spur von ihnen.

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