0187 - Duell der Dämonen
Es ist ein Witz!«
Ayna lächelte nicht. »Warum?«
Nicole fuhr herum. »Erinnerst du dich an Professor Zamorra, von dem ich dir erzählte? An seiner Seite habe ich die ganze Zeit über das genaue Gegenteil getan: Ich habe die Dämonen bekämpft, habe sie gejagt und sie vernichtet! Und ausgerechnet ich soll jetzt in einem Dämonentempel diesen Bestien dienen…«
Sie lachte auf, aber es war ein kaltes Lachen.
Man hatte sie in diesen Raum geführt, ihnen Tempelkleidung gegeben und sie dann allein gelassen. Nur zu den Mahlzeiten erschienen Sklaven und brachten ihnen Tabletts mit Speisen, die durchaus schmackhaft und reichhaltig waren. Ihre Unterkunft hatten sie bis jetzt nicht verlassen dürfen; in einem angrenzenden fensterlosen Zimmer, das von einem seltsamen Lichtkörper erhellt wurde, befanden sich sanitäre Einrichtungen. Nicole und Ayna hatten gebadet und den Staub der Steppe vom Körper gespült. Dann hatten sie die Tempelkleidung angelegt. Was blieb ihnen auch anderes übrig?
Die bodenlangen, durschscheinenden Gewänder raschelten bei jeder Bewegung eigenartig, als beständen sie aus Papier. Aber es war kein Papier, auch kein Stoffgewebe. Nicole konnte sich nicht erklären, was das für ein Material war.
Man hatte ihnen bei ihrer Ankunft gesagt, was sie erwartete.
Tempeldienst!
Das bedeutete, daß sie einen halben Mond lang angelernt werden würden. Einen weiteren halben Mond lang würden sie dienen und das Gelernte in die Praxis umsetzen. Dabei hatten sie gleichzeitig neue Dienerinnen anzulernen.
Und danach…
...würden sie sterben. Die Dämonen des ORTHOS forderten ihren Tribut.
Aber Nicole wollte es nicht wahrhaben, daß sie nur noch einen Monat zu leben hatte. Zwar hatte sie erfahren, daß noch nie eine Dienerin aus dem Tempel hatte fliehen können, aber sie hoffte auf Zamorra. Er mußte irgendwo sein, irgendwo dort draußen in der dunklen Stadt, und er würde etwas unternehmen.
Auch sie selbst mußte etwas unternehmen. Sie war entschlossen, sich nicht einfach den Anweisungen zu fügen, sich nicht wehrlos töten zu lassen. Solange sie lebte, gab es noch Hoffnung und die Möglichkeit des Widerstands.
»Wir können uns nicht widersetzen«, sagte Ayna mutlos. »Sie haben die Macht. Wenn wir uns weigern, werden sie uns mit den Dhyarras zwingen.«
Nicole schwieg. Ihre Gedanken begannen um die bläulich funkelnden magischen Kristalle zu kreisen.
Sie kannte sie. Zamorra besaß selbst einen Dhyarra-Kristall. Sie wußten beide nur sehr wenig darüber, wußten nicht einmal, welcher Ordnung seine Kraft war. Aber er war stark.
Nicole selbst besaß, im Gegensatz zu Zamorra, keine Para-Fähigkeiten. Ihre Kenntnisse der Magie beschränkten sich auf die Theorie - mit einer Ausnahme.
Das FLAMMENSCHWERT.
Sie war in der Lage, in besonderen Gefahrensituationen zuweilen eine Verbindung mit Zamorras Amulett einzugehen. Aus Amulett und Mensch wurde das FLAMMENSCHWERT, eine mächtige Waffe, die selbst dachte und handelte und sich gegen Dämonen richtete. Doch stets wußte sie hinterher, wenn das FLAMMENSCHWERT wieder erlosch, nicht mehr, was geschehen war. Sie konnte diesen Zustand auch nicht aus eigenem Willen herbeiführen. Es hing von der jeweiligen Situation ab.
Aber es mochte sein, daß der Keim des FLAMMENSCHWERTES ausreichte, einen Dhyarra-Kristall zu benutzen. Sie hatte es nie zuvor ausprobiert, aber möglicherweise mußte sie es jetzt riskieren. Ein Kristall niedriger Ordnung… vielleicht sprengte er die Mauer auf und ermöglichte Ayna und ihr und dem »Rundpfoter« die Flucht…
Nicole wandte sich vom Fenster ab.
Zamorra! schrien ihre Gedanken. Warum kam sie nicht mit ihm in Kontakt? Warum spürte sie ihn nicht? Wieder rief sie ihn mit ihren Gedanken.
Zamorra!
***
»Zamorra!« grollte der Dunkle. Er zeigte alle Anzeichen der Bestürzung. »Wie kommt er hierher? Wißt ihr Narren überhaupt, wer Zamorra ist?«
Die Dämonin Macumba kicherte. »Er soll eine stattliche Erscheinung sein«, sagte sie. »Die Schamanen halten ihn - zumindest die aus dem Aronyx-Tempel - für eine Inkarnation Dämons oder zumindest für ein Wesen dieser Art…«
Die Flammen zuckten wieder auf, als der Dunkle mit der geballten Faust auf den schwarzen Steintisch schmetterte. Funken sprühten nach allen Seiten und vergingen knisternd.
Er lachte brüllend, und dabei wütend. »Ich kenne Zamorra!« donnerte er. »Er ist alles andere, aber kein zweiter Damon! Er ist ein Dämonenhasser, ein Jäger, der aus der anderen Welt
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