0187 - Mannequins mit Mörderaugen
schwarzhaarig, mit feurigen Augen, sinnlichen Lippen und einem Lächeln, das Eis schmelzen ließ.
Corinna Camacho. Rothaarig, wild, ein Vollblutweib. Mit schwellenden Formen, grünen Augen und trägen Bewegungen, die irgendwann jedoch explodieren konnten, und dann wurde aus diesem Girl ein zweibeiniges Raubtier.
Angie Hall. Verspielt, katzenhaft, schnurrend. Ein schmales Gesicht, dunkle Locken, die es umrahmten, verträumte Augen, lange Kleider im Asien-Look.
Blieb noch Karin Bergmann, die Deutsche. Gründlich, in allen Dingen. Blond, sehr kühl wirkend, Eisschrank, immer auf der Suche nach Männern, die sie die großen Auftauer nannte. Wer es einmal geschafft hatte, dem konnte Karin alles bringen, den Himmel als auch die Hölle.
Ein Quartett, wie es sich nur selten auf der Welt zusammenfand.
Mannequins der Superklasse, von allen Modehäusern gefragt und bestellt, aber immer darauf achtend, nicht zu oft an die Öffentlichkeit zu treten. Und jetzt schon gar nicht, wo die allgemeine Hysterie nach ihnen ausgebrochen war.
Sie hatten ein gutes Versteck gefunden. Das Landhaus lag im Wald, versteckt hinter Ulmen und Birken, die bereits ihr erstes Laub verloren, das bunt wie ein Teppich den Waldboden bedeckte.
Es war ein altes Gebäude, etwas verschachtelt gebaut, mit hohen Fenstern. Es lag in einer Oase der Ruhe, doch es war nicht von der Welt abgeschnitten. Dafür sorgten Telefon, Fernschreiber und andere Einrichtungen.
Sie fühlten sich im Haus wohl. Hier wurden die vier nicht gestört, hier konnten sie sich auf das vorbereiten, was ihnen noch alles bevorstand.
Und das sollte eine Menge sein, wie man ihnen gesagt hatte.
Und zwar nicht von Brenda Jones, sondern von einer Frau, die ihre Stelle eingenommen hatte.
Waren die vier Mannequins schön, so brauchte sich ihre neue Managerin auch nicht zu verstecken.
Sie nannte sich Pamela Scott. Ein Name, den sie nicht gern hörte, deshalb wurde sie von den vier Modepuppen auch nur bei ihrem Kampf- oder Spitznamen genannt: Lady X.
Sie hatte das Kommando übernommen, denn sie wollte etwas Bestimmtes von ihnen. Sie hatte mit den Mädchen einiges vor. Sie wollte deren Fähigkeiten nicht nur wecken, sondern in gewisse Bahnen lenken, denn es stimmte, daß sich der Teufel bei den vier Frauen besonders viel Mühe gegeben hatte.
Äußerlich waren sie makellos, doch innerlich besaßen sie eine Seele, die man guten Gewissens als rabenschwarz bezeichnen konnte, falls sie überhaupt so etwas hatten.
Lady X hatte sich diese vier Mädchen nicht umsonst ausgesucht, denn mit ihnen hatte sie etwas Besonderes vor. Sie wollte das erwecken, was in ihnen schlummerte, und die vier hatten nur allzu bereitwillig zugestimmt. Man brauchte ihnen nur Geld und Karriere zu versprechen, dann war alles klar.
Und an diesem Abend sollte das in Erfüllung gehen, was Lady X den großen Traum genannt hatte.
Als Lady X zu den vieren kam, trug sie wie immer ihre Standardkleidung.
Eine weiche, matt glänzende Lederhose, dazu die Jacke aus Leder und darunter eine rote Bluse. Die Jacke wurde in der Taille von einem breiten Gürtel gehalten, der allerdings nicht nur als Zierde diente, sondern durchaus praktische Funktionen hatte. Er hielt das Lieblingsspielzeug der Lady – die Maschinenpistole.
Sie war der Bräutigam dieser Frau, und damit konnte sie fantastisch umgehen.
An der Tür blieb sie stehen. Die Augen kniff sie leicht zusammen, als ihre Blicke durch den großen Raum flogen, in dem sich die vier Mädchen aufhielten.
Jede ging einer anderen Beschäftigung nach.
Violetta Valeri hockte auf einem Sitzkissen, hatte die Beine angezogen und bearbeitete mit einer Nagelfeile ihre Fingernägel. Das weiche Licht einer Lampe traf sie und warf Reflexe auf ihr Haar. Corinna Camacho hörte Musik. Die Kopfhörer verschwanden in ihrer roten Haarflut. Sie hielt die Augen geschlossen, stand breitbeinig auf dem blauen flauschigen Teppich, hatte die Hände in die Hüften gestützt und wiegte sich im Takt der Musik, die nur sie hören konnte.
Angie Hall las in einem Buch. Der Inhalt beschäftigte sich mit den erotischen Fantasien einer Achtzehnjährigen und war von Angie selbst verfaßt worden, als sie noch einen anderen Beruf ausübte als den des Mannequins.
Karin Bergmann trank. Bacardi war ihr Lieblingsgetränk. Sie konnte ihn literweise in sich hineinschütten, mal mit Cola gemixt, mal mit einem anderen Beigetränk.
Die Mädchen schauten auf, als Lady X den Raum betrat. Und Corinna nahm ihren Kopfhörer ab,
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