0187 - Soldaten für Kahalo
waren einige der alten Produktionsstätten noch erhalten. Die Bigheads selbst mußten im Gebrauch der neuen Waffen unterrichtet werden. Das konnte sehr wohl eines der schwierigsten Probleme sein. Denn eine Rasse, die im Lauf der Jahrtausende den Gebrauch von Waffen verlernt hatte, besaß gewöhnlich auch eine pseudoreligiöse, im Nachhinein fabrizierte Theorie, die die Benutzung von Waffen als unmoralisch verdammte. Widerstände würden zu überwinden sein, aber Perry verließ sich darauf, daß ihm die vorrückenden Flooths dabei halfen. Die Frage war natürlich, ob überhaupt genug Zeit blieb, den Plan auszuführen. Perks Schilderung der Lage auf Kahalo hatte ziemlich bedrohlich geklungen. Perry konnte nur hoffen, daß der typische Pessimismus des Alten, Schwachen, zu Unrecht Angegriffenen mit ihm durchgegangen war und daß die Flooths in Wirklichkeit noch nicht so fest Fuß gefaßt hatten.
„Wenn aber diese Annahme richtig ist", hakte Bully sofort ein und deutete mit dem Finger auf Perry, „dann stecken wir bis zum .Hals im Dreck. Ist das richtig?" Perry schwieg.
„Das hängt", meldete sich Atlan zu Wort, „von verschiedenen Faktoren ab. Der wichtigste scheint mir die Zivilisationsstufe der Flooths zu sein. Was für Leute sind das eigentlich? Wie sehen ihre Waffen aus, Projektilgewehre, Strahlgeschütze?"
„Sie bringen Millionenarmeen von einem Planeten zum ändern", gab Melbar zu bedenken. „Das läßt auf eine recht leistungsfähige Technik schließen." Perry nickte. „Nicht nur das. Nehmen wir an, die Flooths wären primitive Gegner, nur wegen ihrer Kampfeswut, ihrer Grausamkeit und ihrer Zahl zu fürchten. Hätten die Bigheads dann nicht schon längst ihre Deflektoren benutzen können, um sich unbemerkt an den Gegner heranzuschleichen und ihn ganz einfach mit einem Stein oder einem Knüppel zu beseitigen? Oder könnten sie nicht einfach Wände um die Stützpunkte aufbauen oder die Stützpunkte hin und her versetzen?" Er schüttelte die Hand. „Nein, ich bin überzeugt, daß wir es bei den Flooths mit einer Rasse von hohem Standard zu tun haben. Die Bigheads kommen nicht einmal an den Gegner heran. Vielleicht benutzt er energetische Schutzschirme. Die Bigheads kennen ohne Zweifel das Prinzip, wie man einen Schutzschirm unwirksam macht, aber sie besitzen die Geräte nicht. Das wäre nämlich eine Waffe, und Waffen haben sie eben nicht." Atlan schaute nachdenklich zu Boden. „Das macht die Sache aber nicht gerade einladend", meldete sich Mory von der Liege her. „Nein", gab Perry zu. „Aber ich fürchte, wir haben keine Wahl." Sie beendeten die Diskussion schließlich und legten sich nieder. Die beiden Räume jenseits des Schotts, einer links, einer rechts vom Hauptgang, waren nach wie vor für sie reserviert, nur hatten die Big-head sie inzwischen ebenfalls mit Möbelstücken ausgestattet. Es gab im Raum links eine bequeme Liege für Abro und moderne hygienische Einrichtungen, über deren Fehlen sie sich in der Vergangenheit des öfteren beschwert hatte. Der Raum rechts war spartanischer eingerichtet. Außer vier Betten, je zwei übereinander, gab es nur die notwendigsten Dinge.
Perry übernahm die erste Wache. Er fürchtete keine Gefahr mehr, aber einer mußte wach und zur Stelle sein, wenn sich etwas Ungewöhnliches ereignete - wie etwa, daß das Schiff landete. Perk hatte kein genaues Zieldatum genannt, aber es schien, als läge die Ankunft auf Kahalo in nicht allzu weiter Zukunft.
Mory war die letzte, die sich verabschiedete. Perry begleitete sie zur Tür. Er spürte plötzlich ein unwiderstehliches Verlangen, ihr ein wenig Trost zuzusprechen. Schließlich gab er dem Drang soweit nach, daß er ihr die Hand auf die Schulter legte. Mit großen Augen sah sie ihn an. „Angst?" fragte er. Sie nickte.
„Ein bißchen", gab sie zu. „Unnötig", sagte er sanft. „Sie befinden sich in ziemlich wirkungsvoller Gesellschaft."
„Wirkungsvoll?"
„Ja, im Finden von Auswegen."
„Danke", sagte Mory einfach und gab ihm einen Kuß.
Es kam, wie Perry erwartet hatte. Er war noch nicht ganz eine Stunde allein im Rundraum, da ertönte die blecherne Stimme aus der Luft und verkündete, das Schiff werde in Kürze landen. Perry ließ sich damit nicht abspeisen. „Wer spricht zu mir?" rief er laut. „Perk?" Er war sicher, daß es Mikrophone gab, die seine Frage weiterleiteten. Die Antwort kam rasch. „Ja, Perk."
„Hör zu", bat Perry. „Wenn wir euch helfen sollen, müssen wir ein wenig Übersicht
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