0188 - Die lebenden Toten
auftaucht, um die Lebensmittel abzuholen, möchte ich nicht mehr in der Nähe sein.
Unter Umständen entschlossen sich die Burschen doch noch zu einem Angriff." Wir schritten den Weg zurück. Als wir an der Quelle rasteten, sagte Mory: „Perry, Sie verheimlichen uns etwas."
Er schöpfte noch etwas Wasser, ließ es über den Nacken rieseln und blickte auf. „So?"
„Sie haben etwas vor", behauptete Mory. „Ich kenne Sie besser, als Sie annehmen. Sie wissen doch selbst, daß wir in den Städten keine Hyper-komgeräte finden, nicht wahr?" Der hagere Terraner begann zu lächeln. Ich wußte plötzlich, was er dachte. Ich hatte auch schon mit dem Gedanken gespielt, bisher aber darauf verzichtet, ihn weiter zu verfolgen.
Jetzt sah die Situation plötzlich ganz anders aus. Jemand wollte uns helfen, nicht ganz uneigennützig, wie es schien - aber wir konnten darauf hoffen, Unterstützung zu finden. Damit war wenigstens das Nahrungsproblem gelöst. Mit den Einheimischen würden wir auf alle Fälle einig werden. Ob wir aber auch mit den Schwarzen verhandeln konnten, war eine andere Frage. Ich wartete auf Perrys Antwort. Sie erfolgte in knapper Form: „Wir schauen uns die Eingeborenen an, stellen die Hintergründe der Streitigkeiten fest, greifen zweckentsprechend ein und nehmen uns dann die Pyramiden vor. Wenn es auf dieser Welt ein Gerät gibt, mit dem man einen Notruf abstrahlen kann, dann können wir es nur innerhalb der Pyramiden oder in dem schwarzen Turm finden, der nun wieder im Boden versunken ist."
Mory schaute den Terraner nachdenklich an.
„Langsam wird mir klar, wie Sie das Imperium aufgebaut haben.
Danke für den Unterricht, Perry."
Nur eine Stunde nach dem seltsamen „Windenstart" des Lastenseglers war ein Luftgleiter der Schwarzen erschienen. Perry, Melbar und ich hatten das Verladen der Güter beobachtet, aber dabei hatten wir nur Roboter erblickt. Sie waren von fremdartiger Konstruktion gewesen, die mich annähernd an die Maschinen auf Kahalo erinnert hatte. Niemand hatte uns geortet. Wir waren demzufolge auch nicht belästigt worden. Anschließend waren wir nochmals zur Höhle zurückgelaufen, um unsere wenigen Habseligkeiten abzuholen. Jetzt lagen wir wieder hinter den deckenden Felsen und Bodenerhebungen am Rande des Steilhanges, der hier, an dieser Stelle, fast senkrecht in die geheimnisvolle Tiefe abfiel. Der Pilot hatte gesagt, er käme mit dem „letzten Aufwind" zurück. Die Sonne dieser Welt stand bereits hinter den westlichen Bergen. Ihr Licht verfärbte sich zu einem fahlep Weißgelb, das kurz darauf von einem orangefarbenen Leuchten abgelöst wurde. Lichtspeere zuckten über die plötzlich scharf umrissenen Gipfel und Kämme hinweg und tauchten das weite Land in flackerndes Rot und blutfarbene Luftspiegelungen.
Der lange Tag neigte sich seinem Ende zu. Aus der Tiefe tönten gräßliche Schreie zu uns herauf. Das urweltliche Leben dieser Welt scliien mit dem schwindenden Licht zu erwachen, Wir warteten auf den Lastensegler. Es dauerte noch zehn Minuten, bis wir ihn erspähten. Der Pilot hielt Wort. Allerdings waren wir davon überzeugt, daß er sich mit seinem Patriarchen eingehend über das Für und Wider einer Bergung unterhalten hatte. Springer taten niemals etwas umsonst und das waren Springer!
Wahrscheinlich hofften die Machthaber der Stadt, wir könnten ihnen behilflich sein, die Leute von Gognul zu besiegen.
Für uns kam es erst einmal darauf an, das Hochplateau zu verlassen und möglichst gefahrlos die Urwaldzone zu passieren.
Dies geschah am besten auf dem Luftwege. „Ob die Kiste mein Körpergewicht aushält?" fragte Kasom plötzlich. „Aushalten schon.
Es fragt sich nur, ob sie Ihr Gewicht auch trägt", entgegnete Rhodan. Prüfend betrachtete er den ertrusischen Giganten. „Sie müssen auf alle Fälle genau im Schwerpunkt untergebracht werden. Ich glaube aber, daß der Lastensegler Ihre sechzehn Zentner schleppen kann. Die Ladung war bestimmt nicht leichter, eher noch um etliche Zentner schwerer."
„Das ist wichtig. Wir sind auch noch da", meinte Bully knurrig. „Kasom, halten Sie Ihre Füße ruhig. Ich liege dicht hinter Ihnen." Der Aufwind war noch stark'genug um dem Piloten die Möglichkeit zu bieten, mit hoher Steiggeschwindigkeit Höhe zu gewinnen. Schon wenige Augenblicke spater erreichte er das Hochplateau, strich dicht über den Rand hinweg und setzte nach einer weitgezogenen Kurve zur Landung an. Wir warteten, bis das Poltern der aus Metall gefertigten
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