Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0188 - Die lebenden Toten

Titel: 0188 - Die lebenden Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
einem Segler erreichen zu können. Bei diesen Springernachkommen hatten sich die Grenzen der Wissensgebiete verwischt. Überliefertes Wissen und vorhandene Technik bildeten ein buntes Kaleidoskop von verworrenen Vorstellungen.
    „Wir sprechen darüber", lenkte ich ab. „Drücke die Maschine nicht zu tief, oder du kommst nicht mehr über den Hang hinweg."
    Er winkte geringschätzig ab. „Ich ziehe sie notfalls so hoch, daß ihr keine Luft mehr bekommt. Ich kenne die Abendwinde. Sie sind jetzt unsere letzte Chance. Die Trohnen der Gognul werden uns nicht schnell genug folgen können. Wir müssen natürlich den großen Kerl über Bord werfen, damit wir leichter werden."
    Er deutete mit dem Daumen über die Schulter. Kasom stieß ein tiefes Grollen aus. Mory lachte schallend.
    Otrin sah sich verwundert um. Er schien unsere Reaktion für eigenartig zu halten. „Eher fliegst du", knurrte Melbar. „Haben Sie das gehört, Sir? Hier scheinen ja seltsame Methoden zu herrschen. Mich über Bord werfen, ha!"
    „Bist du der Dickste, oder bist du nicht der Dickste?" erboste sich der Pilot. „Na also! Die schweren Brocken haben bei Gefahr immer zuerst zu springen. Ist das bei euch vielleicht anders? Was macht ihr, wenn die Aufwinde euer Raumschiff nicht mehr tragen? Ihr entfernt überflüssige Lasten, oder? Das ist doch ganz klar."
    „Ich bin keine überflüssige Last", sagte Kasom etwas lauter als bisher. Der Segler vibrierte. Otrin zog den Kopf ein. „Da vorn kommen kleine Maschinen über die Berge hinweg."
    Otrin schimpfte fürchterlich. Er nannte sich wiederholt einen Narren. Mit seiner überladenen Maschine konnte er nicht schnell genug steigen. Im gleichen Atemzug erklärte er uns die Kriegsführung auf Roost. Beide Parteien hatten ihre Technik voll und ganz auf den Segelflug ausgerichtet. Landetruppen kannte man kaum. Man setzte bestenfalls Kommandos mit großen Lastenseglern ab. Die Schiffahrt war ein unbekannter Begriff. Man scheute sich vor dem nassen Element. Die heiße Luft mit ihren phantastischen Aufwindströmungen war sicherer als das Wasser.
    Beide Städte wurden durch den von uns gesichteten Meeresarm voneinander getrennt. Gognul lag auf der anderen Seite, etwa zweihundert Kilometer von Travera entfernt.
    Die Städte waren stark befestigt und besaßen breite Wassergräben, in denen Meeresungeheuer gefangengehalten wurden. Angriffe waren aber nur aus der Luft üblich.
    Über dem kleinen Golf, in dem zahlreiche Inselgruppen eingebettet lagen, spielten sich Tag für Tag erbitterte Luftkämpfe ab. Man beschoß sich mit primitiven Katapultwaffen, die von den sogenannten Speerbombenschützen bedient wurden. Einsitzige Trohnen besaßen eine starr eingebaute Speerschleudermaschine.
    Es wurde mit dem ganzen Flugzeug gezielt.
    Die Natur war den vergessenen Springernachkommen von Roost in jeder Beziehung behilflich gewesen. Das sogenannte Gasholz, das Otrin schon erwähnt hatte, wuchs überall in den Urwäldern. Es handelte sich um bambusartige Pflanzen mit zahllosen Porenzellen, die mit einer Wasserstoffgas-Verbindung angefüllt waren. Gasholzbäume hatten ein so geringes Gewicht, daß sie von stärkeren Winden davongeweht wurden. Daraus baute man die wunderbaren Segelflugzeuge, die durch die gasgefüllten Hölzer fast noch leichter als die Luft waren.
    Mir wurde klar, warum man hier so prächtig und mühelos fliegen konnte. Das Gasholz diente auch als Rohstoff für die Waffenfabrikation.. Die Eingeborenen stachen die hermetisch abgeschlossenen Holzporen an, saugten das Wasserstoffgas ab und komprimierten es zwischen zehn und zwanzig atü in Bronzeguß-Hohlkörpern.
    Bei dem Verdichtungsprozeß wurde Sauerstoff hinzugefügt.
    Dadurch entstand ein hochexplosives Knallgasgemisch, das man nur noch zu zünden brauchte, um wirkungsvolle Sprengkörper zu erhalten. Die kleinen Granaten besaßen eine längliche Form. Man setzte sie auf die Spitzen der Speerschäfte und schleuderte die dadurch entstandenen Lanzengeschosse mit armbrustähnlichen Katapulten davon.
    Es gab aber auch regelrechte Knallgasbomben, die von Segelflugzeugen abgeworfen wurden. Die Wirkung konnte unter Umständen beträchtlich sein. Soweit sich Otrin erinnern konnte, waren fast täglich Bombenangriffe erfolgt. Daher hatte man die Städte auch so massiv und festungsähnlich erbaut.
    Ich schüttelte benommen den Kopf. Der Pilot hatte sehr hastig berichtet. Wir wußten nun ungefähr, in welcher Form sich die Eingeborenen von Roost gegenseitig zu Leibe

Weitere Kostenlose Bücher