019 - Woelfe in der Stadt
stechender Schmerz durchfuhr seinen Hinterkopf. Trotzdem richtete er sich auf, beide Hände gegen den Kopf pressend.
»Wer sind Sie?« fragte er den Mann, der ihm gegenübersaß.
»Ich bin Professor Paul McClusky«, sagte der Mann und lächelte. »Trinken Sie das!« Er hielt Tony einen Becher mit Wasser hin.
»Was ist das?« erkundigte sich Tony misstrauisch.
»Ein schmerzstillendes Mittel«, sagte McClusky. »Sie haben doch Kopfschmerzen, oder?«
»Das kann man wohl sagen«, stöhnte Tony und griff nach dem Becher. Er trank das bitter schmeckende Wasser auf einen Zug aus›»Ich kenne Sie«, sagte er. »Nur dem Namen nach. Sie beschäftigen sich doch mit so verrückten Dingen wie Magie, Okkultismus, und wenn ich mich nicht irre, auch mit Hypnose.«
»Stimmt genau«, sagte McClusky.
Tony kniff die Augen zusammen. »Wo bin ich?«
»Im Polizeihauptquartier. Sie begannen im Fernsehstudio zu randalieren. Da wurden Sie niedergeschlagen und hierher gebracht.«
»Studio?« fragte Tony. »Ach ja, ich erinnere mich. Karin. Der Film. Das Mädchen war Karin Spencer.«
Er sprang auf, doch das hätte er besser bleiben lassen sollen. Sein Kopf schien zu zerspringen. Aufstöhnend setzte er sich wieder.
»Sie haben die Erinnerung verloren, stimmt das?« fragte der Professor.
McClusky war Mitte der Dreißig, doch er sah viel jünger aus. Er hatte ein jungenhaftes Gesicht. Die Augen waren braun und blickten meist amüsiert drein.
»Ja«, sagte Tony. »Ich kann mich nur noch erinnern, dass ich einen Anruf von der Zeitung bekam. Ich sollte zur Villa von Helen O’Hara fahren, die ermordet worden war. Ich weiß auch noch, dass ich hingefahren bin, aber dann setzt mein Gedächtnis völlig aus. Welchen Tag haben wir heute?«
»Den vierten März«, sagte McClusky.
»Dann war es gestern, als ich zu Helen O’Hara fuhr«, stellte Tony fest. »Aber was habe ich in der Zwischenzeit getan?«
McClusky reichte Tony zwei Ausgaben der Chicago Daily News.
»Lesen Sie!« sagte er.
Tony schlug die Zeitungen auf und las seine eigenen Berichte, an die er sich nicht mehr erinnern konnte.
»Ich weiß das alles nicht mehr«, sagte er verwundert und legte die Zeitungen zur Seite.
»Der Chefredakteur beauftragte Sie. gemeinsam mit Karin Spencer diesen Fällen nachzugehen. Gestern Abend waren Sie und Karin Spencer dann plötzlich verschwunden. Heute tauchten Sie im Fernsehstudio auf und gaben eine Erklärung des Unbekannten ab.«
Tony schüttelte den Kopf. Sosehr er sich auch bemühte, er konnte sich an nichts erinnern.
In kurzen Worten schilderte McClusky die Ereignisse der letzten beiden Tage. Tony hörte überraschend zu.
»Sie sind für uns besonders wichtig«, sagte der Professor, »da Sie wahrscheinlich wissen, wer der Unbekannte ist, und wenn nicht, dann sollten Sie zumindest wissen, wo er Sie gefangen gehalten hat.«
»Ich kann mich nicht erinnern. Doch Sie haben ja einen Werwolf gefangen nehmen und in einen Menschen rückverwandeln können. Da sollte doch …«
»Das Mädchen hat kein Erinnerungsvermögen«, sagte McClusky. »Einige Kollegen versuchen gerade herauszubekommen, was die Umwandlung zum Werwolf hervorgerufen hat. Sie untersuchen das Mädchen gründlich. Wir müssen ein Gegenmittel finden. Sie können sich sicherlich vorstellen, wie schwierig das ist.«
Tony nickte. »Was wollen Sie nun von mir?«
»Ich will versuchen, die Hypnosesperre zu durchbrechen«, sagte McClusky. »Aber das wird nicht einfach sein. Ich sage Ihnen auch ganz offen, dass es sehr gefährlich für Sie sein kann.«
»Wie gefährlich?« fragte Tony. McClusky stand auf. »Sie können dabei wahnsinnig werden.«
Tony steckte sich eine Zigarette an, inhalierte den Rauch und blies ihn langsam aus. »Wie groß sind die Chancen, dass ich dabei nicht wahnsinnig werde?«
»Das ist schwer zu sagen«, meinte McClusky. »Aber ich würde sagen, etwa fünfzig Prozent.«
»Das ist nicht viel«, meinte Tony. »Aber gut, ich bin bereit.«
»Sie haben Mut«, sagte der Professor.
»Das findet man selten.«
Tony schüttelte den Kopf. »Das ist nicht Mut. Ich muss es einfach tun. Ich kann nicht nein sagen. Der Unbekannte muss erledigt werden. Außerdem ist Karin Spencer in seiner Gewalt. Das ist für mich der entscheidende Grund.«
Kurz nachdem die Fernsehsendung vorbei war, änderte sich das Bild vollkommen. Bis zu diesem Augenblick waren die Straßen ausgestorben gewesen, jetzt strömten Menschenmassen auf die Straßen und stiegen in ihre Autos. Ein
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