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019 - Woelfe in der Stadt

019 - Woelfe in der Stadt

Titel: 019 - Woelfe in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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kurz vor neun Uhr.
    Nach dem Grant Park bog er nach rechts ab und fuhr in Richtung Michigansee.
    Er war schon einige Male in den Studios der CBS gewesen, daher bereiteten ihm die vielen Einbahnstraßen keine Schwierigkeiten.
    Er stellte seinen Wagen vor dem hässlichen Hauptverwaltungsgebäude der Fernsehstation ab, stieg aus und steckte die Filmrolle ein, die neben ihm auf dem Beifahrersitz gelegen hatte. Langsam schlenderte er auf das Eingangstor zu.
    Die Tür öffnete sich, und Tony trat ein.
    »Guten Abend«, sagte er zu einem der Männer, der neben der Tür stand. »Mein Name ist Tony Gordon. Ich werde erwartet.«
    »He, Joe!« rief der Mann einem anderen zu. »Mr. Gordon ist eingetroffen.«
    Der mit Joe Angesprochene blieb vor Tony stehen.
    »Joe David«, stellte er sich vor. »Ich soll Sie zu Mr. Henry Brinkley bringen.«
    Tony nickte. Er ging noch immer wie eine Marionette. Seine Umgebung nahm er kaum wahr. Er merkte auch nicht, dass sich zwei Männer an seine Fersen hefteten.
    Sie verließen das Hauptverwaltungsgebäude und kamen durch einen Nebentrakt zum Studio IV. Joe David ging vor, und Tony folgte ihm. Sie betraten das Studio, und Henry Brinkley kam ihnen entgegen.
    Brinkley war ein bekannter Fernsehkommentator. In Chicago kannte ihn jedes Kind. Tony war schon einige Male mit ihm zusammengetroffen.
    »Hallo, Tony!« sagte Brinkley. »Du warst in der Gewalt des Unbekannten, stimmt das?«
    »Stimmt«, sagte Tony. »Ich soll eine Erklärung abgeben.«
    Brinkley kniff die Augen zusammen.
    »Du wirkst so anders«, sagte er.
    »Lassen Sie ihn!« schaltete sich einer der Männer ein, die hinter Tony hergegangen waren. »Der Mann ist hypnotisiert oder steht unter Drogeneinfluss.«
    Tony sagte nichts dazu.
    »Du hast einen Film, den ich …«
    Tony griff in die Rocktasche und holte die Filmrolle hervor.
    »Dein Auftritt ist für Punkt neun Uhr vorgesehen«, sagte Brinkley, »Wir haben noch drei Minuten Zeit.«
    Sie führten Tony ins Studio, und er setzte sich an einen Tisch und sah sich flüchtig um. Der Anblick des Studios war ihm vertraut, da er schon öfters an Fernsehdiskussionen teilgenommen hatte.
    Henry Brinkley setzte sich neben ihn.
    Im Zimmer des Bürgermeisters von Chicago hatten sich fünfzehn Personen versammelt; darunter befanden sich alle, die am Nachmittag an der Konferenz teilgenommen hatten – mit Ausnahme der drei Professoren. Hier war das Hauptquartier zur Bekämpfung der Werwölfe eingerichtet worden.
    Der Polizeipräsident kam mit fröhlichem Gesicht in das Zimmer.
    »Ich bitte um einen Augenblick Aufmerksamkeit«, sagte er. »Ich habe soeben eine Meldung hereinbekommen, die von allgemeinem Interesse ist. Professor McClusky ist es gelungen, einen Werwolf gefangen zu nehmen. Er ist auf dem Weg ins Polizeilabor.«
    Diese Nachricht hob die Stimmung der Anwesenden etwas, die um einen großen Farbfernseher herumsaßen und das Programm der CBS verfolgten.
    »Ich bin neugierig«, sagte der Gouverneur, »was uns der Unbekannte zu sagen hat. Ist dieser Tony Gordon schon im Studio eingetroffen?«
    Der Polizeipräsident nickte. »Ja, und er soll um Punkt neun Uhr seine Erklärung abgeben. Ich habe zwei Leute im Studio, die ihn sofort nach seiner Rede festnehmen werden. Soweit ich unterrichtet bin, steht Gordon unter Hypnose.«
    »Das dachte ich mir«, schnaufte der Bürgermeister unwillig. »Ruhe jetzt! Ich glaube, es geht los.«
    Auf dem Bildschirm tauchte das Gesicht Henry Brinkleys auf.
    »Meine Damen und Herren«, sagte er, »wir unterbrechen nun unser Programm für eine wichtige Meldung. Wir haben einen Gast im Studio. Es handelt sich um Tony Gordon, der Ihnen sicherlich von einigen Sendungen her bekannt ist.«
    Die Kamera schwenkte auf Tony. Sein Gesicht war völlig starr. Er sah gleichgültig in die Kamera.
    »Er befand sich«, fuhr Brinkley fort, »einige Zeit in der Gewalt des Unbekannten, der uns gezwungen hat, ihn sprechen zu lassen. Ferner sehen Sie im Anschluss an die Erklärung einen Film, den wir auf Veranlassung des Unbekannten senden müssen.«
    Die Kamera brachte Tonys Gesicht in Großaufnahme.
    »Ich war ein Gefangener des Unbekannten«, begann Tony. »Sie werden später einen Film sehen, der die Verwandlung eines Menschen in einen Werwolf zeigt. Dieser Film ist keine Trickaufnahme.«
    Tony schwieg.
    »Der Mann ist hundertprozentig hypnotisiert«, sagte der Polizeipräsident leise.
    Einige nickten zustimmend.
    »Ich gebe Ihnen die Wünsche des Unbekannten bekannt«, sagte Tony.

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