0190 - Die Dämonenfürsten
blitzschnell nach allen Seiten, und gemeinsam mit Nicole stürzte er in dieses Wasserloch hinein. Eine Glutwelle schien über ihn hinwegzustreichen.
Er begriff, was geschehen war.
Pluton hatte über seinen Dhyarra-Kristall den Baumstamm gezündet und zu einer kleinen Bombe gemacht. Woran es lag, daß Zamorra und Nicole nicht mit zerstört worden waren, konnte er nur vermuten. Vielleicht hatte der Dämon auf den Stamm, nicht auf sie gezielt, vielleicht hatte er den Kristall aber auch nur auf ein bestimmtes Material gerichtet - eben Holz.
Jetzt schlugen die Fluten über ihren Köpfen zusammen.
Sie tauchten unter, und Zamorra schluckte einen halben Liter Wasser, bis er sich selbst gefangen hatte. Nicole entglitt seinem Griff, und er sah, wie sie nach oben strebte, zur brodelnden Oberfläche. Aber diesmal kochte das Wasser nicht, war nur so in Aufruhr geraten durch den Druck des explodierenden Baumes.
Zamorra stieß sich ebenfalls empor und tauchte direkt neben Nicole auf, die sich heftig schüttelte, Wasser ausspie und in Panik um sich schlug.
»Luft holen und tauchen!« fauchte er sie an.
Das Wissen, daß sie ihm in jeder Situation grenzenlos vertrauen konnte, überwand die aufkommende Panik. Sie schlang die Luft mit aufgerissenem Mund förmlich in sich hinein und verschwand wieder unter Wasser. Auch Zamorra schöpfte Atem und ging wieder auf Tauchstation.
Er schwamm mit offenen Augen. Im diffusen Dunkel des nächtlichen Wassers sah er einen hellen Körper neben sich und tastete danach: Nicole. Er zog sie in die Richtung, in der er die Höhle vermutete. Irgendwie verzerrt drang dumpfes Dröhnen an seine Ohren, und er nahm an, daß es das Brüllen des Dämons war.
Die Luft wurde ihm knapp. Er löste den Griff um Nicoles Hand, kam vorsichtig nach oben und holte erneut Frischluft in die Lungen. Nicole war eine bessere Taucherin als er, wie er wußte, aber fast gleichzeitig mit ihm tauchte auch ihr heller Schopf aus dem Wasser auf.
»Sofort wieder runter«, flüsterte er ihr zu. Er hatte den Dämon gesehen, der am Ufer stand und über den Fluß sah; offenbar wollte er sich vergewissern, daß die beiden Gesuchten die Explosion nicht überstanden hatten.
Sie tauchten wieder. Zamorra hoffte, daß der Dämon nicht in der Lage war, ihre geistigen Ausstrahlungen unter Wasser wahrzunehmen. Das Gedankenlesen hatte bisher in dieser Welt nie geklappt; Zamorra wußte nicht einmal, wie stark die Sperre in ihm war, die nicht aus ihm selbst kam und jeden Versuch, seine Gedanken zu lesen, zum Scheitern brachte. Er war nicht einmal in der Lage, aus freiem Willen seine Herkunft zu erklären. Vielleicht hatte Merlin diese Gedankensperre in ihm aufgebaut, aber an Merlin konnte er doch nur als den Verräter denken, der ihn über das Schwert Calibum oder Excalibur, wie die Briten es nannten, hilflos in diese Welt zu schleudern vermochte.
Irgend etwas trieb vor ihnen im dunklen Wasser.
Noch einmal tauchten sie auf, und da waren sie schon dicht an der Höhlenöffnung, in die Flußwasser mit hoher Geschwindigkeit einströmte. Und in diesem Moment entdeckte Pluton sie noch einmal.
Wieder zuckten Blitze durch die Luft, tasteten über das Wasser und ließen es aufdampfeñ. Warum benutzt er nicht wieder seinen Kristall? fragte sich Zamorra und schalt sich sofort einen Narren. Pluton mußte annehmen, daß der Dhyarra gegen die Verfolgten wirkungslos war, und darum verzichtete er darauf, ihn ein zweites Mal einzusetzen.
Und die blauen Feuerblitze konnten sie nicht mehr erreichen, während sie in die Höhle hineintauchten, um irgendwo in deren Innerem wieder zu erscheinen. Das Wasser wandelte die Feuerblitze in Dampf um, sobald es getroffen wurde.
Und dann schwammen sie in der Finsternis.
»Ich glaube, wir haben es geschafft«, flüsterte Nicole, legte sich auf den Rücken und ließ sich von der Strömung treiben.
Zamorra nickte.
»Ein unterirdischer Flußlauf«, sagte er. »Eine Verzweigung, die neben dem eigentlichen Krokodilfluß her irgendwohin führt und dort wieder herauskommen wird. Vorläufig sind wir in Sicherheit.«
»Aber wo werden wir ankommen?«
Zamorra trieb neben ihr. »Der Krokodilfluß selbst fließt nach Wooyst, ins Wooystmeer. Dorthin werden auch wir treiben, aber vielleicht ein wenig mehr gen Wyst«, und damit hatte er zwei der fünf Himmelsrichtungen beschrieben, die es in dieser Welt gab. Im Wyst aber lag Aronyx, die Hauptstadt von Grex, an der Küste.
Nach ein paar Minuten des Dahintreibens wußten sie, daß
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