0190 - Ein Gangster starb im Niemandsland
behauptet, sie hätte nach den Schüssen einen Mann durch den Flur auf die Straße laufen sehen.«
»Wann geschah die Tat, Lieutenant?«
»Ziemlich genau um drei Uhr nachts. Um drei Uhr und fünf Minuten erhielten wir den Alarm.«
»Auf welche Weise drang der Mörder in die Wohnung ein?«
Crower lachte erbittert auf. »Mit Fußtritten! Er trat einfach die Tür aus dem Schloss, ging hinein und pumpte Maruzzo mit Blei voll. Bedenken Sie, dass Harry Maruzzo als gefährlicher Bursche galt, und der Mann, der ihn umlegte, zeigte so wenig Respekt vor ihm, dass er auf jede Vorsichtsmaßnahme verzichtete.«
»Haben Sie irgendwen in Verdacht?«
Crower zuckte die Achsel. »Wir sind uns schon seit Monaten darüber klar, dass wir uns, falls Maruzzo etwas zustoßen sollte, Charles Bradford kaufen müssen. Aber die Art dieses Mordes hat mich unsicher gemacht. Wissen Sie, Cotton, Bradford selbst ist nicht der Mann, einen Mord auf diese Weise zu organisieren. Er ist vorsichtig und gerissen, und er würde einen Plan ausarbeiten, der jedes Risiko vermeidet. Kommen Sie mit«, fügte er hinzu und führte uns über den Flur in das Schlafzimmer.
Die Wohnung sah verwüstet aus. Ein Dutzend Beamte mochten die Schubladen und Schränke durchwühlt haben, und sicherlich hatten sie es für überflüssig gehalten, Gegenstände, die einem toten Mann gehörten, wieder ordentlich an den vorhergesehenen Platz zu legen. Auch im Schlafzimmer war alles durchsucht worden, aber nicht das Durcheinander der herausgerissenen und auf dem Boden verstreuten Kleidungsstücke gab dem Raum einen schrecklichen Anstrich. Die hässlichen roten Flecken auf dem Bettzeug und dem Kopfkissen zogen den Blick sofort auf sich. Das dunkle Holz des Kopfteiles wies vier helle Schrammen auf. Fehlgegangene Kugeln hatten das Furnier durchschlagen.
»Es war einer der scheußlichsten Anblicke, den ich je ertragen musste«, sagte Lieutenant Crower. »Maruzzo scheint sich in seinem Bett noch aufgerichtet zu haben, als die Fußtritte gegen die Wohnungstür ihn aus dem Schlaf rissen. Er schaltete die Nachttischlampe ein und konnte gerade noch die Hand auf den Pistolengriff legen, als sein Mörder auch schon im Türrahmen stand. Der Kerl jagte eine ganze Serie aus seiner MP. Wir fanden acht Einschüsse, außer den Kugeln, die Maruzzos Körper trafen, und das waren auch noch einmal sieben oder acht. Maruzzo sackte sofort zusammen und starb. Als wir ihn fanden, lag seine Hand noch auf der Pistole, und die Nachttischlampe brannte noch.«
Crower warf mir einen unsicheren Blick zu. »Wissen Sie, Cotton«, sagte er zögernd, »ich gebe etwas auf die ersten Eindrücke, die mich anspringen, wenn ich den Schauplatz eines Verbrechens betrete. Vielleicht ist das nicht ganz die richtige Art für einen Polizisten, aber als ich Maruzzo hier liegen sah, da dachte ich: Der Kerl, der ihn umbrachte, tötet gern. Er muss etwas wie Wolllust empfunden haben, als er den Mann zusammenschoss, und es muss ihm geradezu schwergefallen sein, den Finger vom Drücker zu nehmen.«
Ich hob die Schultern. »Vielleicht haben Sie recht, Lieutenant. - Ich glaube, wir werden mehr wissen, wenn die Kugeln untersucht worden sind. Ich denke, Sie haben genügend davon gefunden?«
»Sieben, aber inzwischen dürfte der Arzt, der Maruzzos Leichnam obduzierte, weitere sieben oder acht an das Kriminalkommissariat geschickt haben.«
»Bitte, rufen Sie dort an und bestellen Sie, man möge drei Geschosse dem FBI-Labor zur Untersuchung überlassen.«
Der Lieutenant zog die Augenbrauen hoch.
»Ist der Mord an Maruzzo ein FBI-Fall?«
»Nein, aber ich halte es für möglich, dass er mit einem FBI-Fall in Verbindung steht.« Ich grinste ein wenig. »An mir ist gestern eine Maschinenpistole ausprobiert worden, und wenn es sich herausstellen sollte, dass in beiden Fällen die gleiche Waffe verwendet wurde, dann brauchen Sie sich um Maruzzos Mörder keine Gedanken mehr zu machen, Crower. Dann suchen wir den Mann.«
***
Wir fuhren zu Charles Bradfords Wohnung. Auch dort standen zwei Polizeiwagen vor dem Haus, und als wir an der Wohnungstür klingelten, öffnete nicht der Mann mit der platten Nase, sondern ein Polizist.
Lieutenant Room und ein Sergeant saßen im Wohnzimmer Charles Bradford gegenüber. Der Gangsterchef trug einen Morgenrock und war offensichtlich von dem frühen Besuch aus dem Bett gescheucht worden. Die Plattnase lümmelte sich in einer Ecke und knautschte gleichmütig an einem Kaugummi herum.
Als Bradford uns
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