0192 - Die Kriegslist des Akonen
nicht anders erwartet. Die LION Iwar nicht kampfkräftig genug, um gegen die Vielzahl gegnerischer Einheiten bestehen zu können.
Und sie war nicht schnell genug, um eine Flucht aus dem Simban- System riskieren zu können. Hilflos mußten die Männer beobachten, wie immer mehr Schiffe des Gegners in eine Kreisbahn um den Methanplaneten eintraten. Dann kam der Zeitpunkt, da die ersten in die Atmosphäre vorstießen. Ihr Ziel war der Zwielichtgürtel, der die Tag- und Nachtseite des Planeten voneinander trennte. „Sie wissen genau, wo sie zu suchen haben", sagte Rhodan grimmig. „Mit der Tag oder Nachtseite fangen sie erst gar nicht an." Einen Augenblick spielte er mit dem Gedanken, die Kaulquappe auf die Nachtseite zu bringen doch dazu war es jetzt zu spät. Mit laufenden Triebwerken bot die LION Ieine gute Ortungsmöglichkeit. Eine Stunde verstrich, während der die meisten Männer ins Schiff Zurückkehrten. Niemand erwähnte die von Rhodan erfundenen Schattenwesen. Jetzt interessierten jeden nur noch die Akonen. Die Schutzanzüge blieben zum erstenmal ungenutzt in ihren Gestellen. Jetzt schien die Enge an Bord der LION Iniemand etwas auszumachen. Eine qualvolle Minute begann, als ein akonisches Schiff nur hundert Meilen vom Tal entfernt vorbeiflog, ohne die Kaulquappe zu bemerken.
Rhodan wußte, daß sich solche nervliche Belastungsproben in den nächsten Stunden mehren würden - bis zur endgültigen Entdeckung der LION I. Plötzlich jedoch - wie auf ein geheimes Kommando - zogen sich die akonischen Schiffe zurück.
„Sie geben auf!" rief Bully. „Ich hätte nie geglaubt, daß wir es schaffen." Rhodan dämpfte seine Freude. „Wir wissen nicht, was dieser Rückzug bedeutet. Vielleicht kommen sie wieder."
Er sollte recht behalten. Knapp drei Stunden später erschienen die Suchschiffe abermals. Bully begann leise vor sich hinzufluchen.
Die gelöste Stimmung, die überall an Bord ausgebrochen war, schlug schnell um. Rhodan blickte überall in gedrückte Gesichter.
Irgend etwas hatte die Akonen aufgehalten. Vielleicht waren Blues aufgetaucht. Oder Admiral Nayhar versuchte mit seinen verbliebenen Schiffen den Gegner abzulenken. Es gab noch ein gutes Dutzend andere Möglichkeiten.
Wieder blieb den Flüchtlingen nichts anderes übrig, als die Geschehnisse auf den Bildschirmen zu verfolgen. Die Akonen änderten jetzt ihre Taktik. Je zehn Schiffe überflogen in einem Abstand von fünfzig Meilen den Terminator. Auf diese Weise konnten sie nach und nach jeden Punkt der Zwielichtzone kontrollieren. Damit war das Tal zu einem unsicheren Aufenthaltsort geworden. Schon die vordere Reihe der Schiffe würde die LION Imit großer Wahrscheinlichkeit entdecken.
Rhodan brauchte sich nur die Gesichter der anderen Männer zu betrachten, um zu wissen, daß sich jeder darüber klar war, daß sie die letzten Augenblicke der Freiheit verbrachten. „Werden wir kämpfen?" fragte Atlan, der sogar in solchen Augenblicken immer konsequent blieb. Rhodan schüttelte den Kopf. „Nein", erwiderte er. „Kein unnötiges Blutvergießen. Sobald sie landen, ergeben wir uns." Doch die Akonen landeten nicht. Bevor die vordere Reihe der Suchschiffe das Tal erreichte, löste sich der Verband auf und verschwand mit erhöhter Beschleunigung im Raum. „Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr", sagte Bully. „Wollen sie mit uns spielen?" Rhodan wußte keine Antwort darauf. Wieder konnten sie nichts tun als warten. Und das Warten wurde von Minute zu Minute unerträglicher. Es zehrte an der Nervenkraft der Männer. Es zermürbte selbst die. psychisch Stärksten unter ihnen. Der Feind auf dem Methanplaneten hatte sich als nicht existent erwiesen. Der andere Feind jedoch, die Akonen, konnte jeden Augenblick zurückkehren. Die Stimmung in der LION Iwurde immer gespannter. Die ersten Proteste gegen die Maßnahmen der Kommandanten wurden laut. Kritik an Rhodans „Erfindung" wurde geübt. Die besonneneren Männer beschwichtigten ihre Freunde.
Noch konnten sie es. Bald jedoch würde sich auch ihre Besonnenheit legen. Die Besatzung der LION Iwurde zu einer hochbrisanten Ladung, die jeden Augenblick über die Grenzen eines disziplinierten Verhaltens hinausschießen konnte. Jeder in der Zentrale fühlte es. Aber keiner konnte etwas dagegen unternehmen.
Ablebur schreckte auf, als der Summer ertönte. Gleich darauf erschien Tenpas Gesicht auf dem Bildschirm. Ablebur sah sofort, daß es schlechte Nachrichten gab. Er hatte gelernt, die Gefühle von Männern
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