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0192 - Die Todessekte

0192 - Die Todessekte

Titel: 0192 - Die Todessekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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wissenschaftlicher Kühle, Distanz und Präzision anzugehen. Er gab den Befehl, die Zellentür zu öffnen.
    Unwillkürlich wichen die Neugierigen zurück, als mache sich jemand an einem Tigerkäfig zu schaffen, aber alles, was aus der Zelle entwich, war ein älterer zähneklappemder Polizist am Rande seiner Nervenkraft.
    Der Arzt zog alles Interesse auf sich, als er seine erste und noch nicht sehr gründliche Untersuchung von Muhara beendet hatte und nun behauptet, daß es sich zweifellos um den Inspektor handele, der zwar alles hören, aber nichts sagen könne und sich auch nicht rühren könne, weil er von einer unerklärlichen Totenstarre befallen sei.
    »Gibt es dagegen keine Medikamente?« erkundigte sich der Mann aus dem Kaiserlichen Palast.
    Der Arzt zuckte nur die Achseln.
    »Nennen Sie mir seine Krankheit, und ich sage Ihnen ein passendes Mittel, um sie zu kurieren. Ich denke, wir sollten Zamorra einschalten, der wohl eher in der Lage ist, Zustände wie diesen zu diagnostizieren und auch zu kurieren.«
    »Wo steckt der Professor jetzt?« erkundigte sich der Vertraute des Tenno, der nicht mit so dürftigen Erkenntnissen zu seinem Herrn und Gebieter zurückkehren mochte.
    »Er ist mit Leutnant Mitara unterwegs und versucht, Mitglieder jener okkulten Geheimgesellschaft zu finden, die nach seiner Erkenntnis in Tokio ihr Unwesen treibt.«
    »Ist er über Funk erreichbar?«
    »Das nehme ich an, da wir nicht dem Gegner zuliebe auf alle Errungenschaften der Technik zu verzichten gedenken.« Der Mediziner grinste verlegen. Ihm kam es vor, als solle Tokio ins Mittelalter zurückgeschleudert werden, weil er sich nicht vorstellen konnte, daß Magie auch im kalten Licht der Neonleuchten wirkte.
    Ganz konnte er sich eben von seinen eingefleischten Vorstellungen nicht lösen, auch wenn in seiner Gegenwart Unglaubliches geschah. Er jedenfalls suchte eine plausible Erklärung und meinte, er würde sie früher oder später auch finden…
    ***
    Die Limousine, in der Zamorra und Leutnant Mitara saßen, wurden begleitet von mehreren Mannschaftstransportwagen der uniformierten Polizei. Die Beamten gehörten zu den besten, die Tokio zu bieten hatte.
    Wann immer Mitara befahl zu halten, weil er mit einem Informanten sprechen wollte, stoppten auch die Begleitfahrzeuge, und das Aufgebot sorgte für ziemliches Aufsehen. Wer etwas zu verbergen hatte, verdrückte sich schleunigst und verschwand in so schmalen Gassen, daß ihm kein Auto folgen konnte.
    Auch die V-Leute, die zuerst brav Bericht erstatteten, zogen sich zurück, als sie erfuhren, worauf Mitara sie ansetzen wollte. Sie hatten alle einschlägige Erfahrungen mit denen, die den Fünfzack trugen, und niemand vergriff sich an ihnen, weil sie scheinbar alles erfuhren und nichts durchließen. Sie mußten besser organisiert und ausgerüstet sein als jede andere Bande und hätten mit Leichtigkeit die Unterwelt in den Griff bekommen. Aber darauf schienen sie es nicht angelegt zu haben, und Geld oder Schmuck oder sonstiger Besitz zählte nicht in ihren Augen. Sie wollten nur entsprechend ihres Einflusses geachtet und mit Respekt behandelt werden und versäumten niemals darauf hinzuweisen, daß sie mehr wußten, mehr kannten und mehr beherrschten als alle anderen. Wer sie allerdings verspottete, nahm ein klägliches Ende, wer sie belauschte bei ihren wöchentlichen Versammlungen, war des Todes, und nach den ersten bitteren Erfahrungen hatten sich die Fünfzackigen durchgesetzt. Niemand behelligte sich, niemand stellte ihnen Fragen, jeder ließ ihnen den Vortritt -und sie gaben sich zufrieden.
    Die V-Leute dachten gar nicht daran, sich den Mund zu verbrennen.
    Mitara tobte und schrie.
    Im Vergnügungsviertel, wo er etwas mehr riskieren durfte, ohne den Unwillen der Einwohner zu erregen, befahl der Leutnant kurz entschlossen eine Razzia.
    Seine Leute, froh, daß die Untätigkeit beendet war, schwärmten aus, umstellten eine Bretterbude, über dessen Eingang ein Fünfzack angebracht war und drangen mit Gewalt ein. Die massive Tür splitterte unter wütenden Axthieben.
    Wie auf ein geheimes Kommando erschienen ein Dutzend Burschen, die weiße Tücher um den Kopf gebunden hatten. Sie legten sich sofort mit den Beamten an, Steine flogen und Baseballschläger krachten auf Helme.
    Die Beamten verschanzten sich hinter einer Phalanx aus Plexischildern.
    »Knüppelfrei!« kommandierte Mitara.
    Aber die Angreifer mußten den Teufel auf ihrer Seite haben. Sie wichen und wankten nicht. Sie

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