0192 - Die Todessekte
Schuld als erwiesen an und jagte ein Kommando zu dem Betreffenden.
No Haido, der Beherrscher der Telepathie, hatte genug damit zu tun, ein größeres Unglück zu verhindern. Denn es hätte ihn Jahre gekostet, einen seiner getreuesten Jünger aus dem Inneren Kreis zu ersetzen. Schon der Verlust Ozakis war kaum zu verschmerzen gewesen. Gleichzeitig hatte der Tod des Firmenchefs allen Betroffenen noch einmal plastisch vor Augen geführt, daß ein Mann wie Zamorra sehr wohl in der Lage war, eine Bresche in das Verteidigungssystem zu schlagen und die Loge der Großmeister des Zirkels zu sprengen.
No Haido gab den Befehl zur Flucht. Er nannte es einen geordneten Rückzug und ließ keinen Zweifel daran, daß er, sobald sich die Lage einigermaßen beruhigt hatte, die alten Positionen wieder erobern würde, aber es blieb eine Flucht.
Die entscheidenden Leute der Geheimsekte setzen sich ab, wobei sie eine bestürzende Eile an den Tag legten. Nur die wenigstens ordneten vorher ihre Angelegenheiten.
Das Ziel der Fliehenden war klar. No Haido schätzte die Situation als so gefährlich ein, da die phantastischen Kräfte des Nichirenmönches wie auch die unbesiegbare Macht Zamorras gegen sich wußte, daß er gleich den Ort vorschlug, der eigentlich für das letzte aller Gefechte gedacht gewesen war, den Berg Namya, gut einhundert Meilen nördlich von Tokio.
Dort, auf der Spitze, gab es einen Unterschlupf, der in längst vergangenen Zeiten dem Begründer des Yashi-Kultes als Behausung gedient hatte,, und die Stelle war so abgelegen, daß noch heute keine Straße hinaufführte. Wer dorthin gelangen wollte, mußte es zu Fuß tun, auf einem schmalen Serpentinenweg, der nur einem Fußgänger jeweils Platz bot und daher leicht zu verteidigen war.
»Dort erwarten wir unsere Feinde und vernichten sie. Ich will die Mächte der Finsternis gegen sie ins Feld führen, und es wird keiner überleben«, frohlockte No Haido, der einst den Beinamen »Der Alte vom Berg« getragen hatte, weil sich die Menschen jener Zeit nur hinter vorgehaltener Hand über ihn unterhalten mochten und dabei die tollsten Umschreibungen erfanden, weil sie seinen wirklichen Namen um keinen Preis aussprechen mochten.
Der Zug begann auf der Stelle. Wobei die einen den Wagen benutzten, die anderen das Fahrrad und ganz Vorsichtige sich zu Fuß durchschlagen wollten, manche als fromme Pilger getarnt, weil bereits nach ihnen gefahndet wurde.
No Haido zog es vor, in die Gestalt seiner Vertrauten, der Katze, zu schlüpfen, und niemand schöpfte Verdacht, wenn ein streunendes Tier seinen Weg kreuzte.
Unterwegs hatte der Meister einige unangenehme Erlebnisse. Einmal wollte ihn ein Lastwagenfahrer, der die moderne Schnellstraße mit überhöhter Geschwindigkeit befuhr, unbedingt erlegen und folgte ihm in einem gewagten Manöver bis hart an den seitlichen Fahrstreifen.
Die schwarze Katze entkam mit knapper Not, aber der Vorfall versetzte No Haido so in Wut, daß er Gift und Galle spuckte. Er bediente sich eines Tricks, und schon fuhr der Missetäter mit einem sorglosen Grinsen in den Straßengraben. Der Wagen überschlug sich, fing Feuer und brannte völlig aus.
Hilfsbereite holten den Faher in letzter Sekunde heil heraus. Der Arme konnte kein vernünftiges Wort reden und nicht einmal sagen, was zu dem Unfall geführt hatte. Sein Gedächtnis war wie ausradiert.
Ein anderes Mal beschossen Jugendliche den Flüchtenden mit einem Kleinkalibergewehr. Sie hatten in einem alten Steinbruch geübt und auf Flaschen gefeuert. Als der große schwarze Kater auftauchte, dachten sie an etwas Abwechslung und ballerten wie wild auf ihn. Aber er rührte sich nicht von der Stelle. Er hob nur eine Tatze, und die Kugeln, die aus den Läufen flitzten, kehrten um und scherten sich dorthin, woher sie gekommen waren. Das bekam weder der Waffe noch dem Schützen. Die übermütigen Burschen ergriffen schreiend die Flucht, aber niemand nahm ihnen die Geschichte ab.
Von da wurde No Haido noch vorsichtiger. Was einem Unwissenden wie ein Märchen erschien, konnte Zamorra oder Sato sehr wohl auf die richtige Spur lenken. Sie wußten, welche Gestalten No Haido annehmen konnte und welche er bevorzugte.
No Haido fühlte sich erst wohler, als er sich seinem Ziel näherte. Es war inzwischen Nacht geworden.
Die bleichen Strahlenfinger des Mondes tasteten sich durch das Filigranwerk blühender Kirschbaumzweige und glitzerten auf dem stillen Wasser eines Tümpels, der am Fuße des gesuchten Berges lag. Wind
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