0192 - Die Todessekte
weitergekommen.
Muhara jedenfalls, der immer noch gehofft hatte, alles sei mit Logik zu klären, wirkte verwirrt und verärgert, weil die Welt nicht so sein wollte, wie er sie sah.
»Gehen wir«, sagte Zamorra ernst. »Noch liegt ein weiter Weg vor uns. Ich denke, wir sollten uns der Hilfe Satos versichern. Jetzt werden die Anbeter der Schwarzen Magie, gewarnt durch den Tod des einflußreichen Ozaki, in ihre Winkel und Schlupflöcher verschwinden, aber Sato kennt sich in diesem Metier so gut aus, daß ich ihn brauche. Wir operieren schließlich in seiner Heimat, und es ist nur fair, ihn an allen Aktionen zu beteiligen.«
»Hören Sie doch damit auf«, sagte der Inspektor grob. »Mir genügt es, Sie als Begleiter zu haben. Sie allein bringen mich schon hinreichend aus der Fassung. Zwei Experten von Ihrem Rang kann kein Sterblicher aushalten.«
Zamorra lächelte, ohne zu antworten. Da hatte es in seinem Unterbewußtsein einen Impuls gegeben, den er nicht zu deuten vermochte, der wie ein Nadelstich durch sein Gehirn gedrungen war.
Der Meister des Übersinnlichen konzentrierte sich, gewohnt, keine Eingebung zu verwerfen und kein noch so feines Signal zu übersehen.
»Was ist? Was haben Sie?« fragte Muhara beunruhigt.
Zamorra antwortete nicht, wahrscheinlich hatte er die Frage nicht aufgenommen. Sein beweglicher Geist beschäftigte sich mit etwas ganz anderem. Zamorra wirkte wie ein Jagdhund, der Witterung aufnimmt, sich aber noch nicht entscheiden kann, welcher der verlockenden Fährten er folgen soll, um zum Ziel zu gelangen.
Der Inspektor mußte sich bescheiden, wenn es ihm auch schwerfiel.
»Wir müssen ins Hotel«, entschied Zamorra schließlich.
»Welches Hotel? Was sollen wir da.«
Muhara machte ein wütendes Gesicht. Er fühlte sich dauernd ausgeschlossen.
»Meine Freunde sind in Gefahr. Ich spüre es deutlich. Wir müssen uns beeilen«, drängte der Professor. Aber tief in seinem Inneren nistete die Gewißheit, daß alles gut ausgehen werde, ohne daß er zu sagen wußte, woher er diese Sicherheit nahm.
»Augenblick noch«, bat Muhara. Er versiegelte eilig das Zimmer, in dem sich der rätselhafte Vorgang abgespielt hatte und der sicher nicht den landläufigen Vorstellungen eines Tatortes Genüge tat, an dem weder Spuren zu sichern waren noch ein Mörder gewirkt hatte.
Die Angestellten des Firmenchefs zeigten sich ratlos und baten den Polizisten um Auskunft, wo ihr Boß abgeblieben war, aber Muhara hütete sich vor jeder unbedachten Äußerung.
Die Fragesteller dachten und fühlten wie er und besaßen eine gesunde Skepsis gegenüber allen Dingen, die nicht rational erklärt werden konnten - warum sollte er sie überfordern? Sie würden ihm nicht glauben.
Sie verließen das riesige Gebäude, diesen Glaspalast, der auf einen wirkte, als hätten dort nur sehr realistische Menschen Platz und nicht etwa Figuren wie Ozaki.
Der Dienstwagen stand vor dem Portal. Der Polizeifahrer las in seiner Zeitung, und als er Muhara erblickte, beeilte er sich, den Motor zum Laufen zu bringen. Dann erst riß er den Wagenschlag auf und salutierte stramm. Er wußte nicht, ob der Inspektor Erfolg gehabt hatte. Irgendwie wirkte Muhara nachdenklich, aber sein Untergebener hütete sich, Fragen zu stellen.
»Tokyo Prince Hotel«, befahl Muhara und versank in dumpfes Brüten, während Zamorra gefaßt und sehr konzentriert wirkte, aber ebenfalls Schweigen bewahrte.
Stumm legten sie die Strecke bis zum Hotel zurück, vorbei an dem wimmelnden Leben der Hauptstadt, die in Muße zu betrachten der Franzose noch keine Gelegenheit gehabt hatte. Wie Zamorra den hinterlistigen und überaus aktiven Gegner einschätzte, würde es dazu in absehbarer Zeit auch nicht kommen. Zuviel stand auf dem Spiel. Wer sich vorgenommen hatte, die Anhänger der Schwarzen Magie und des Dämonenkultes aufzuspüren und unschädlich zu machen, konnte es sich schwerlich leisten, wie ein normaler Tourist durch die Lande zu reisen.
Was anderen Hauptsache war, konnte für ihn nur schmückendes Beiwerk bleiben, und Zamorra bedauerte das ganz besonders, da Tokio auch schöne Gesichter zu bieten hatte, und er hoffte inständig, nachdem das schwere Unternehmen glücklich abgeschlossen war, er würde in Ruhe die Metropole erkunden können.
Im Hotel traf der besorgte Professor auf eine sehr erleichterte Nicole, die ihrem Mentor überglücklich um den Hals fiel, während sie von dem heimtückischen Angreifer berichtete.
Dann kam Bill zu seinem Recht, der bereits
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