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0192 - Die Todessekte

0192 - Die Todessekte

Titel: 0192 - Die Todessekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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durchzuschlagen.
    Sato aber holte das letzte aus sich heraus.
    Er sackte förmlich zusammen unter seiner Anstrengung, die Freunde zu retten mit den Mitteln, die er wie kein zweiter beherrschte. Und er hatte Erfolg. Der lichtersprühende Mantel des Yashi-Gangsters verlor an Intensität, begann zu verblassen, und ein ganz normaler Sterblicher in einem beigen Trenchcoat versuchte sein Werk zu vollenden. Natürlich mit ernüchternden Ergebnissen. Diesmal handelte es sich um einen Schmerzensschrei. Der Betroffene tanzte wie ein heulender Derwisch herum, wahrscheinlich hatte er sich den Knöchel gebrochen. Die Hand, jetzt unbrauchbar, schwoll in Sekunden an.
    Sato holte zum großen Schlag aus.
    Alles in ihm vereinigte sich auf einen Punkt. Und während er vor Anstrengung das Gesicht verzerrte und nicht mehr zu atmen wagte, standen ihm fast die Haare zu Berge, und seine Hände verwandelten sich in die Fänge eines zustoßenden Adlers. Er winkelte charakteristisch die Arme ab.
    Der Gangster im fernen Hotel bekam die seelische Energie des Nichirenmönches augenblicklich zu spüren. Er fiel zu Boden wie von einem elektrischen Schlag getroffen. Er rührte sich nicht mehr, lag da wie eine Marionette, deren Fäden gekappt worden waren. Er verfiel sichtlich. Es gab keine Anzeichen eines alltäglich verlaufenden- Todeskampfes. Der Betroffene blieb stocksteif, während sein Gesicht erst wachsbleich, dann gläsern und durchsichtig wurde. Die Haut schien auf einmal transparent, schützte nicht mehr die Knochen, die in sich zusammensackten wie abgeknickte Stahlträger. Der Yashi-Gangster löste sich auf. Er wurde zu Staub, den der Wind mitnahm. Und was Zamorra mit Hilfe des Amuletts zustandebrachte, schaffte Sato ohne jedes Hilfsmittel, aus eigener Psi-Energie, Frucht jahrelanger Bemühungen, Forschens und Trainings. Er vernichtete den Dämonenjünger.
    Bill Fleming aber hatte inzwischen seine Waffe gefunden: er kreuzte zwei Bambusstangen, die aus dem Blumenständer am Fenster stammten, und näherte sich furchtlos der Tür, aus der ganze Späne herausgesplittert waren. Er murmelte etwas, wahrscheinlich eine Beschwörungsformel, die er zu hunderten gefunden hatte im Laufe seiner Forschungsarbeit, die sich unter anderem mit dem Zauber fremder und vergangener Kulturen befaßt hatte.
    Als nichts geschah, wurde der Amerikaner selbstsicher. Auch Nicole Duval überwand ihre Angst.
    Vorsichtig öffnete sie die Tür.
    Die beiden traten auf den Korridor.
    Bill ließ seine improvisierte Waffe sinken, weil weit und breit kein Angreifer zu sehen war. Sie hatten gesiegt, und für den Historiker gab es keinen Zweifel, wer das bewirkt hatte.
    Er nickte glücklich, als Nicole mit allen Zeichen des Entsetzens auf die Stelle wies, an der sich der Yashi-Gangster aufgelöst hatte. Dort war eine feine Brandspur zurückgeblieben, die einen Fünfzack bildete. Das magische Zeichen der Geheimgesellschaft überlebte den Tod der Mitglieder und legte für den Wissenden Zeugnis ab, daß hier jemand für seinen Irrglauben gestorben war den Mächten der Finsternis verhaftet, verloren, ohne jede Rettung, auf ewig.
    Und Sato trat den Rückzug an. Es war, als werde in einem hellerleuchteten Saal Lampe auf Lampe gelöscht. Dunkelheit und Stille senkten sich über ihn, und das erste, was er nach seiner Exkursion ins Reich des Immateriellen wahrnahm, war der würzige Duft eines Räucherstäbchens, das fast niedergebrannt war.
    Sato bewegte rhythmisch seinen Oberkörper hin und her und begann zu singen. Er benutzte die Worte und Formeln des Buches der Bücher, das er kannte wie kein zweiter in der strengen Bruderschaft der Nichiren, deren Ziele die Bekämpfung der Schwarzen Magie waren…
    ***
    Wenn Zamorra über seinen Sieg triumphierte, dann nicht, weil er sich an eigener Stärke berauschte, sondern nur, weil einer aus den Heerscharen des Yashi-Dämons auf der Strecke geblieben war. Einer, der nicht mehr zu belehren und zu bessern gewesen war, sondern unrettbar verstrickt in die Machenschaften der Schwarzen Magie, die ihm mehr bedeutet hatte als das eigene Leben, Glück oder Familie, Ehre oder Anständigkeit. Ozaki hatte das Ende bekommen, das er verdiente, aber gleichzeitig bedauerte Zamorra, daß er der unmittelbare Anlaß gewesen war und Ozaki der magischen Kraft seines Amuletts ausgesetzt hatte. Das Ergebnis war wie gewohnt und total ausgefallen und der Professor in seinem Kampf gegen die bösen Mäche der Finsternis und der Übersinnlichen einen winzigen Schritt

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