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0192 - Vorm Sterben einen Drink

0192 - Vorm Sterben einen Drink

Titel: 0192 - Vorm Sterben einen Drink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Sterben einen Drink
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vom Personal um diese Beziehung der beiden gewußt hatten.
    Und die 'Stenotypistin, die Rogerty als zweite vornahm, platzte sogar mit der Neuigkeit heraus: »Deswegen hat Mr. Surdridge doch den beiden gekündigt.« Das war nun allerdings eine interessante Geschichte.
    Phil und ich tauschten einen raschen Blick. -Rogerty spürte es ebenfalls und fragte mit gespielter Gelassenheit: »Gekündigt? Mit welchen handfesten Gründen berechtigt er seine Kündigung? Man kann doch erwachsene Menschen nicht aus einer Stellung entlassen, nur weil sie private Zuneigungen zueinander entdeckten!«
    »Aber Mr. Corne ist doch verheiratet«, entrüstete sich die Stenotypistin.
    »Oho«, brummte Rogerty. »Mr. Mack Corne ist also verheiratet.«
    »Ja«, nickte das Mädchen in aufrichtiger Empörung. »Er sollte sich schämen, jungen Mädchen den Kopf zu verdrehen.« Ich unterdrückte ein Grinsen.
    Es war durchaus nicht erwiesen, wer wem den Kopf verdreht hatte: Mack Corne der Laine oder umgekehrt.
    »Und weil Corne verheiratet ist, trotzdem aber ein Verhältnis mit der Laine angefangen hat, schmiß Surdridge die beiden raus?« fragte Rogerty.
    »Nun, wir haben nicht gehört, was er ihnen sagte, als er sie vor ein paar Tagen in sein Arbeitszimmer kommen ließ, um ihnen beide ihre Kündigung für den nächsten Ersten mitzuteilen. Aber Miß Raydreaks sagte es uns. Mr. Surdridge steht demnach auf dem Standpunkt, daß er sich als Anwalt nicht leisten kann, Personal zu beschäftigen, das vielleicht eines Tages wegen Ehebruchs vor Gericht zu erscheinen hat.«
    Rogerty drehte sich in seinem Stuhl um und sah uns an. Ich nickte unmerklich. Genau wie der Lieutenant war ich der Meinung, daß Surdridges Sinn für Korrektheit keineswegs so weit gehe, daß er deshalb Leute entlassen mußte. Er nahm es doch bei seiner eigenen Arbeit nicht so genau.
    Wer ganz bewußt verkommene Gangsternaturen verteidigt, der wirkt unglaubwürdig, wenn er plötzlich auf einer anderen Seite die Fahne der Moral hochhält. Vielleicht gab es hier ganz andere Gründe, die zu der Entlassung geführt hatten?
    Vielleicht war der angegebene Grund nichts als ein Vorwand?
    Man mußte versuchen, das herauszufinden.
    Der Lieutenant schien derselben Meinung zu sein, denn er wandte sich wieder dem Mädchen mit der Frage zu: »Aber Corne oder die Laine oder gar beide hatten doch auch sonst schon ein angespanntes Verhältnis zu Ihrem Arbeitgeber gehabt, nicht wahr?«
    »Davon ist mir nichts bekannt«, erwiderte die Stenotypistin.
    Rogerty machte eine kleine Pause, während der er sich eine Zigarre ansteckte.
    Danach wandte er sich noch einmal dem Ablauf des Vormittags zu bis zu dem Zeitpunkt, da die Ermordung des Rechtsanwalts entdeckt worden war.
    »Bitte erzählen Sie mir einmal, wie oft Mr. Corne heute morgen das Bürozimmer verlassen hatte!« bat er das Mädchen.
    »Nur einmal, Sir«, erwiderte es sofort und ohne Zögern.
    »Und wann war das?«
    »Ungefähr eine Viertelstunde, bevor Miß Raydreaks entdeckte, was geschehen war! Mr. Corne war ins Archiv gegangen. Zusammen mit Miß Laine! Stellen Sie sich das vor! Ganz offen gingen die beiden schon zusammen ins Archiv.«
    In ihrer Stimme lagen Entrüstung, moralische Empörung und vermutlich — Neid.
    Hogerty paffte gelassen dicke Rauchwolken vor sich hin. »Wo ist denn das Archiv?« fragte er.
    »Vom Bürozimmer aus geht eine Tür ins Treppenhaus. Auf der anderen Seite des Teppenhausflurs liegt ein großer Raum, den Mr. Surdridge als Archiv gemietet hat. Da werden alle alten Akten aufbewahrt.«
    Jetzt schaltete ich mich in das Gespräch ein, nachdem ich Rogerty mit einem kurzen Blick um die Erlaubnis gebeten hatte.
    »Gestatten Sie!« sagte ich. »Wenn man das Bürozimmer zum Treppenflur hin verläßt, liegt auf der rechten Seite Mr. Surdridges Arbeitszimmer. Eine Metalltür, die außen weder Knopf noch Schloß hat, bildet einen Zugang vom Flur ins Arbeitszimmer. Wo liegt nun das Archiv?«
    »Der Metalltür zu Mr. Surdridges Arbeitszimmer ziemlich genau gegenüber. Ein wenig schräg gegenüber liegt die Tür zum Archiv.«
    »Also auf der anderen Seite des Flurs?«
    »Ja.«
    »Ich möchte mir das möglichst genau vorstellen«, fuhr ich fort. »Glauben Sie, daß jemand die Metalltür zu Mr. Surdridges Arbeitszimmer im Auge behalten könnte, wenn er sich im Archiv befindet und durchs Schlüsselloch blickt?«
    »Ich habe es nie versucht«, erklärte sie würdevoll. »Aber ich möchte es annehmen.«
    Ich nickte Rogerty zu, daß er seine

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