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0192 - Vorm Sterben einen Drink

0192 - Vorm Sterben einen Drink

Titel: 0192 - Vorm Sterben einen Drink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Sterben einen Drink
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Vernehmung weiterführen könnte. Er tat es sehr geschickt mit der Frage: »Wie lange hielten sich Corne und die Laine denn im Archiv auf?«
    »Ich habe natürlich nicht auf die Uhr gesehen. Aber ich weiß, daß sie ganz kurze Zeit, bevor Miß Raydreaks den Toten fand, ins Büro zurückkehrten.«
    »Was verstehen Sie unter ›ganz kurze Zeit‹?« erkundigte sich Rogerty. »Etwa eine Minute? Fünf? Acht?«
    »Nun, ich möchte mich da nicht festlegen. Wenn man das gefühlsmäßig bestimmen kann, würde ich sagen: ungefähr eine Minute. Sie hatten sich, glaube ich, gerade wieder an ihre Schreibtische gesetzt, als Miß Raydreaks hereinkam und an die Tür zu Mr. Surdridges Arbeitszimmer klopfte. Als sich niemand meldete, öffnete sie leise die Tür, um zu sehen, ob Mr. Surdridge vielleicht sein Zimmer durch die Metalltür zum Treppenhaus hin verlassen habe. Und dabei fand sie ja den Toten.«
    Ich mußte mich noch einmal einschalten. »Warum«, fragte ich, »ist Miß Raydreaks nicht direkt hier vom Vorzimmer aus durch diese Tür da in Mr. Surdridges Arbeitszimmer gegangen? Warum machte sie den Umweg über das Bürozimmer?«
    »Das ist eine strenge Anordnung von Mr. Surdridge. Wenn im Vorzimmer Besucher sitzen, darf Miß Raydreaks niemals die direkte Tür von hier zum Arbeitszimmer hin öffnen. Offenbar legte Mr. Surdridge Wert darauf, daß kein Besucher im Vorzimmer zufällig sehen kann, wer bei Mr. Surdridge ist.«
    Ich nickte befriedigt, und Rogerty fuhr wieder fort.
    Er kam jetzt, nachdem Cornes und der Laines Verhalten zur Mordzeit klargestellt war, auf die Sekretärin zu sprechen. Und dabei ergab sich dann freilich eine Überraschung.
    »Miß Raydreaks war nicht nur die Sekretärin«, sagte das Mädchen und wurde rot.
    »Was war sie denn noch?« fragte Rogerty unschuldig wie ein neugeborenes Baby.
    Das Mädchen senkte den Kopf und murmelte: »Sie war auch seine Geliebte!«
    »Wessen Geliebte?« fragte Rogerty.
    »Die Geliebte von Mr. Surdridge! Selbstverständlich versuchten die beiden, es geheim zu halten, aber wir merkten es doch.«
    Rogerty konnte sich auf eine so allgemeine Behauptung nicht verlassen, also fragte er, ob sie dafür zwingende Beweise habe.
    Es ergab sich, daß Surdridge und Miß Raydreaks nicht nur zusammen in Theatern und teueren Ausflugslokalen gesehen worden waren, sondern daß man sie auch im Büro überrascht hatte, als sie sich küßten.
    »Ist Surdridge denn nicht verheiratet?« fragte Rogerty.
    »Nein, Sir.«
    Rogerty rieb sich über seine dicke Nase.
    Er runzelte die Stirn und begann nach einigem Nachdenken geschickt die Frage zu plazieren, die er beantwortet haben mußte, um das Alibi der Raydreaks auf die Probe zu stellen.
    »Schön«, brummte er. »Ich weiß jetzt, was Corne und die Laine in der Zeit taten, in der Surdridge ermordet worden sein muß. Jetzt möchte ich noch wissen, was Sie und Ihre Kollegin den ganzen Vormittag über taten?«
    »Wir haben Briefe geschrieben.«
    »Haben Sie oder Ihre Kollegin das Bürozimmer einmal verlassen?«
    »Nein. Wir beide nicht.«
    »Und wie sieht es mit Miß Raydreaks aus?«
    »Nun, sie war wie üblich die ersten zehn Minuten im Büro von Mr. Surdridge, um mit ihm die eingegangene Post zu besprechen. Anschließend saß sie im Vorzimmer, bis diese beiden Gentlemen vom FBI kamen und zu Mr. Surdridge wollten. Dabei entdeckte sie ja, was passiert war.«
    »Könne sie nicht in der Zwischenzeit ein oder gar mehrere Male noch in Surdridges Office gewesen sein, indem sie die direkte Tür hier vom Vorzimmer aus benutzte?«
    »O ja, das ist möglich. Das können wir vom Bürozimmer aus ja nicht beobachten.«
    Rogerty stand auf. »Danke, das ist alles«, sagte er. Er ließ Miß Raydreaks kommen.
    Die Sekretärin war sehr blaß, beantwortete aber alle Fragen exakt und mit wohlgesetzten Worten.
    Rogerty entschuldigte sich, daß er so indiskret sein müsse, aber es sei seine Pflicht, Licht in alle Beziehungen zu bringen, die hier vorhanden seien, und deshalb müsse er von ihr erfahren, ob sie außer den beruflichen auch andere Beziehungen zu Mr. Surdridge unterhalten habe.
    Das war die einzige Frage, mit deren Beantwortung Miß Raydreaks zögerte. Schließlich erklärte sie, ohne jemand von uns dabei anzusehen: »Nein, das ist nicht der Fall gewesen. Ich war seine Sekretärin, weiter nichts.«
    Rogerty bedankte sich und schickte sie zurück ins große Büro.
    Wir sahen zusammen nach.
    Jene Metalltür, die von Surdridges Zimmer aus direkt in den Treppenhausflur

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