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0193 - Ich heulte mit den Wölfen

0193 - Ich heulte mit den Wölfen

Titel: 0193 - Ich heulte mit den Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich heulte mit den Wölfen
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mit ihnen zu sprechen. Übrigens wollte er auch Sie sofort sehen. Soll ich Sie anmelden?«
    »Selbstverständlich.«
    Sie verschwand, und wir beide sahen uns an.
    »Man könnte meinen, sie hätte nur verhindern wollen, dass wir sofort zu Mr. Parker gehen«, überlegte Phil. »Alles, was sie uns erzählte, war doch mehr oder weniger Geschwätz.«
    »Vielleicht hielt sie es für wichtig. Ich habe fast den Eindruck, dass dieses alte Mädchen hier gern mehr werden möchte als Hausdame.«
    »Wer möchte das nicht«, grinste mein Freund. »Aber gehen wir inzwischen hinaus. Sie ist sonst noch dazu imstande, uns bis morgen hier sitzen zu lassen.«
    Genau vor der Tür stießen wir mit ihr zusammen. Wahrscheinlich hatte sie gehorcht, und wenn sie uns verstanden hatte, geschah ihr nur recht.
    »Mr. Parker lässt bitten«, verkündete sie hoheitsvoll und geleitete uns ein paar Türen weiter.
    ***
    Der alte Herr saß, in einen türkischen Schlafrock gehüllt, im Sessel. Heute war von seiner Vitalität nur wenig zu spüren. Zu seinen beiden Seiten hatten seine Töchter Platz genommen. Es sah aus, als wollten sie ihn bewachen.
    »Ich möchte es ganz kurz machen.« Seine Stimme war leise und so, als ob jedes Wort ihn Mühe koste. »Sie waren nicht imstande, das Unglück zu verhindern, und Sie müssen mir jetzt erlauben, meine Angelegenheiten selbst zu ordnen. Ich werde die Bedingungen der Kidnapper erfüllen und bezahlen. Darum brauche ich Sie nicht mehr. Ihre Kollegen habe ich bereits nach Hause geschickt, und ich muss auch Sie bitten, nun auch zu gehen.«
    Ich hatte das Gefühl, als hätte ich eine Ohrfeige bekommen. Es war klar, dass Parker uns die Verantwortung für die Entführung des kleinen Jungen in die Schuhe schieben wollte. Er schien vollständig vergessen zu haben, dass nur von Cilly die Rede gewesen war. Von der Existenz Robbys hatten wir nur ganz am Rande erfahren. Natürlich wollte ich mich nicht mit ihm streiten, aber ich wollte das Beweismittel haben, das er in der Hand hatte.
    »Wir gehen, sobald Sie uns den heute angekommenen Erpresserbrief ausgehändigt haben.«
    »Ich wüsste nicht, wozu Sie den brauchen. Ich wünsche, dass die Nachforschungen eingestellt werden, und um ganz sicherzugehen, habe ich den Brief verbrannt.«
    Das war eine unerwartete Entwicklung. Ich sah Nadine und Patsy an, aber in deren Gesichtern war nichts zu lesen. So versuchte ich es ganz vorsichtig auf eine andere Art.
    »Sie vergessen, Mr. Parker, dass ein Mord begangen wurde. Ich muss Ihnen leider sagen, dass wir in dieser Hinsicht Ihre Wünsche nicht berücksichtigen können. Der Mörder Ihres Butlers James wird verfolgt und ohne Zweifel gefasst werden.«
    »Das können Sie halten, wie Sie wollen. Ich verbiete Ihnen lediglich, sich noch mit der Entführung meines Enkels zu befassen. Ich habe bereits veranlasst, das sie entsprechende Anordnungen erhalten.«
    »Unglücklicherweise ist aber der Mörder des Butlers mit größter Wahrscheinlichkeit mit dem Entführer identisch«, sagte ich.
    Nur der Zustand des alten Mannes verbot mir, ihm noch einiges mehr zu sagen. Schließlich kann man auch nicht, wenn man hundertfacher Millionär ist und über noch so große Beziehungen verfügt, zuerst das FBI ankurbeln, und wenn es einem nicht mehr passt, sagen: Macht, dass ihr fortkommt. Ich gebrauche euch nicht mehr. Ich hatte aber keine Lust, mir die Schuld an einem neuen Schlaganfall zuschieben zu lassen. Ich verständigte mich mit Phil durch einen Blick. Wir erhoben uns, machten eine kleine Verbeugung und gingen.
    »Hast du schon so was erlebt?«, fragte mein Freund draußen.
    »Du musst berücksichtigen, dass der Mann schwer krank ist und bestimmt nicht mehr lange mitmacht. Warten wir einen Augenblick. Eine seiner Töchter wird hoffentlich aufkreuzen.«
    Ich hatte mich geirrt. Weder Nadine noch Patsy zeigten sich. Entweder sie wollten nicht, oder ihr Vater hielt sie fest. Dagegen tauchte die Hausdame auf, wie aus dem Boden gewachsen.
    »Na, haben Sie es gehört?«, fragte sie in einem Tonfall, den ich für höhnisch hielt.
    »Was sollen wir gehört haben?«, fragte ich, mich dumm stellend.
    Sie gab mir keine Antwort, ging aber ostentativ mit uns bis zur Haustür. Hinter uns hörte ich die Sicherheitskette rasseln, und das zeigte mir, dass Miss Porter unseren Abgang genauso sehr begrüßte wie ihr Brotgeber und dessen Töchter. Es ist mir schon manchmal vorgekommen, dass ich unerwünscht war, aber so einstimmig und energisch hatten mir wenige Leute

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