Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0193 - Ich heulte mit den Wölfen

0193 - Ich heulte mit den Wölfen

Titel: 0193 - Ich heulte mit den Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich heulte mit den Wölfen
Vom Netzwerk:
einigem Lamentieren wurde Mrs. Windlass an den Apparat geholt.
    »Verzeihen Sie, wenn ich störe«, entschuldigte ich mich, »aber es handelt sich um eine Angelegenheit von höchster Wichtigkeit. Ihr Vater hat gestern Mittag ein versiegeltes Paket erhalten, das eine größere Geldsumme enthielt. Hat er Ihnen was davon gesagt, oder haben Sie es gesehen?«
    »Ich weiß von nichts, und ich habe auch andere Sorgen als an Geld zu denken«, antwortete sie.
    »Sie irren sich, Mrs. Windlass. Dieses Geldpaket hängt sehr eng mit Ihren Sorgen zusammen. Es enthielt die drei Millionen, die von den Kidnappern gefordert worden waren und die Ihr Vater sich von der Bank hatte schicken lassen. Können Sie mir sagen, wo er den Betrag aufbewahrt haben könnte?«
    »Vater hat ein Wandsafe in seinem Schlafzimmer«, entgegnete sie. »Ich weiß aber wirklich nicht…«
    »Wo befindet sich der Schlüssel dazu?«
    »Er muss wohl an seinem Schlüsselbund sein.«
    »Und wo ist der?«
    »Ich muss nachsehen. Er trug ihn immer bei sich. Entweder befindet er sich noch in seinem Schlafrock, oder man hat ihn zu seinen anderen Sachen gelegt.«
    »Dann schauen Sie bitte sofort nach. Ich warte.«
    Ich flüsterte Phil den bisherigen Inhalt des Gesprächs zu, und der schüttelte den Kopf.
    »Toll«, meinte er.
    Dann war Patsy wieder am Apparat.
    »Ich habe den Schlüssel gefunden. Er lag mit allem anderen zusammen im Schreibtischfach.«
    »Wer hat ihn da hineingelegt?«
    »Miss Porter. Ich selbst konnte es nicht übers Herz bringen, dabei zu sein, als Daddy abgeholt wurde.«
    »Hören Sie, Mrs. Windlass. Sie müssen sich zusammennehmen und noch was für mich tun. Sie wissen doch, wo das Wandsafe ist?«
    »Aber gewiss doch.«
    »Gut, holen Sie den Schlüssel. Nehmen Sie eine Ihrer Angestellten als Zeugin mit, und öffnen Sie es. Sehen Sie nach, ob das Paket oder ein entsprechender Betrag darin liegt. Ich warte hier am Telefon.«
    Noch selten sind mir fünf Minuten so langsam vergangen. Dann hörte ich ihre etwas atemlose Stimme.
    »Mr. Cotton?«
    »Ja, ich bin da.«
    »Es ist kein Paket und kein Geld in dem Wandsafe, nur eine Anzahl Papiere, Aktien und so weiter.«
    »Lassen Sie alles, wie es ist«, ordnete ich an. »Schließen Sie das Zimmer ab, bis jemand kommt, der sich die Sache ansieht.«
    Ich hätte mich ohrfeigen mögen, dass ich nicht am Morgen daran gedacht hatte. Ich glaubte sicher zu sein, zu wissen, wo das Geld geblieben war. Ich wusste auch, warum Miss Porter es so eilig gehabt hatte, wegzukommen, und aus welchem Grand sie auf die dreitausend Dollars, die ihr als Legat ausgesetzt waren, verzichtet hatte. Wenn man ‘drei Millionen mitnehmen kann, lässt man dreitausend gern im Stich. Ich schickte sofort zwei Fingerabdruckexperten nach Bayview und gab einen Alarm an alle Flugplätze, Bahnhöfe, Häfen und Ausfallstraßen durch.
    Leider hatte ich kein Bild von Miss Porter, aber auch auf Grand einer genauen Beschreibung musste diese ja nicht gerade alltägliche Erscheinung erkannt werden. Außerdem hatte sie kaum Gelegenheit gehabt, sich falsche Papiere zu besorgen. Aber letzten Endes war das Nebensache. Drei Millionen Dollars sind eine Masse Geld, doch ein Menschenleben wiegt schwerer, und ich war mir bewusst, dass es jetzt um das Leben des kleinen Robby Windlass ging. Nicht nur seins, sondern auch um das von Doris Fink. Sobald die Kidnapper glaubten, sie hätten keine Aussicht mehr, das Lösegeld zu erhalten, würden sie sich beider entledigen.
    Wenn es einen Menschen gab, der mir helfen konnte, so war das Giles Ovoll. Er hatte angegeben, er wäre nach Chicago gefahren, das aber war der einzige Platz in den Staaten, wo er nicht sein würde. Ich ließ Erkundigungen über ihn einziehen und erfuhr, dass er auf seinen eigenen Antrag kurz nach seiner Scheidung vor sieben Jahren für bankrott erklärt worden war. Kurze Zeit danach hatte er sich wieder erholt. Das war etwas, was jedem passieren konnte. Die Fahndung nach ihm lief, und ich konnte nichts anderes tun, als abzuwarten.
    ***
    Es war fast halb fünf. Der bisher bewölkte Himmel klärte sich auf, und die Sonne brach durch. Ich ging ans Fenster, öffnete und atmete die frische Herbstluft ein. Tief unter mir brandete der Verkehr, und die Menschen auf dem Bürgersteig wimmelten durcheinander wie Ameisen. Ein Taxi kam die Straße herauf und stoppte vor dem Federal Building. Ich konnte den Mann, der ausstieg, nicht erkennen. Aus seinen Bewegungen ersah ich, dass er den Fahrer bezahlte. Er blieb

Weitere Kostenlose Bücher