0194 - Wenn Hexenhände töten
befand. Die Mündung hatte er nicht um einen Zoll gesenkt.
Nach wie vor deutete sie auf mich. In seinen Augen sah ich ebenfalls keine Anzeichen für eine Wandlung.
Waren auch die beschwörend vorgetragenen Worte seiner Tochter bei ihm nicht auf fruchtbaren Boden gefallen?
Es schien so, dann jedoch senkte er die Waffe ein wenig, so daß die Mündung schräg zu Boden wies und nicht mehr auf mich gerichtet war.
»Und Sie wollen die Sache wirklich vergessen, Sinclair?«
»Ja.«
Er war noch nicht ganz sicher. »Polizisten sind in letzter Zeit so ziemlich in Verruf gekommen. Es gab Fälle von Bestechung und Korruption. Auch beim Yard. Sie verstehen, was ich damit sagen will?«
Leider verstand ich es. Und leider hatte der Mann auch zum Teil recht.
Es hatte tatsächlich einige böse Korruptionsaffären beim Yard gegeben.
Die Zeitungen hatten sich damals in ihren Artikeln überschlagen. Sir Powells Abteilung war von den Vorfällen nicht berührt gewesen. Wie immer bei solchen Dingen, schlugen die Affären hohe Wogen, und das Ansehen unserer Organisation hatte schwer gelitten. Ich stritt dies alles auch nicht ab und sagte nur zum Schluß: »Ich möchte trotzdem, daß Sie zu mir Vertrauen haben, Mr. Gorman. Zudem gehöre ich einer Sonderabteilung an, die sich mit okkulten und übersinnlichen Fällen beschäftigt. Der Küster hat schon gewußt, weshalb er mich anrief.«
»Ja, das begreife ich langsam auch«, murmelte Gorman. Er kam näher und legte die Waffe auf den Tisch. Als sein Arm hoch zuckte, war ich im Moment zusammengefahren. Gorman lächelte nur und reichte mir die Hand. »Damit sollten wir es besiegeln!«
Ich gab den Händedruck zurück. Danach setzten wir uns gemeinsam um den Tisch.
Bevor Gorman mit seinem Bericht beginnen konnte, wies ich auf die Verletzung seiner Tochter hin. »Wenn es geht, sollte Maureen zu einem Arzt. Mit dieser Verletzung ist wirklich nicht zu spaßen.«
»Der Meinung bin ich auch.«
Maureen schüttelte den Kopf. »Nein, Dad, ich lasse euch jetzt nicht allein. Wir müssen in dieser Stunde zusammenhalten, auch Ozzy und Bud. Wirklich.«
»Was meinen Sie, Mr. Sinclair?«
»Ich wäre für einen Arztbesuch!«
Da funkelte mich Maureen aber an. »Auf keinen Fall. Ich bleibe bei meiner Familie und stehe es durch, darauf können Sie sich verlassen. Und jetzt will ich nichts mehr von diesem Thema hören. Es ist für mich abgeschlossen!«
Wer sollte da noch widersprechen?
»Sie haben gewonnen«, erwiderte ich.
Der alte Gorman stand auf und ging zum Küchenschrank. Dort öffnete er die mittlere obere Tür. Aus dem Schrank holte er eine Flasche und drei Gläser.
»Ein uralter Scotch«, sagte er und nahm wieder Platz. »Wir trinken ihn nur zu besonderen Gelegenheiten. Und heute ist so eine.« Er sprach mit rauher Stimme und schenkte ein. Manchmal erinnerte er mich an die Figur des alten Jock aus der TV-Serie Dallas. Das war auch ein Typ, der sich nie unterkriegen ließ.
Wir hoben die Gläser und stießen an. »Auf unseren Kampf gegen das Böse«, sagte der alte Gorman, öffnete den Mund und nahm einen kräftigen Zug. Hart stellte er das Glas zurück auf den Tisch.
Danach begann er zu berichten.
***
Der silbergraue Bentley rollte langsam an. Suko baute sich so auf, daß er im Weg stand. Entweder stoppte der Fahrer, oder er schlug einen Bogen.
Er hielt an.
Suko rückte auch keinen Millimeter nach hinten. Schon beim Heranfahren hatte er bemerkt, daß die Scheibe an der Fahrerseite zerstört worden war. Entweder durch einen heftigen Schlag oder den Treffer einer Kugel.
Suko war eigentlich schon klar, was die beiden mit dem Fahrzeug wollten. Der Bentley sollte sicherlich verschwinden. Ebenso wie sein Besitzer, aber nun hatte der Chinese einen Anhaltspunkt, und er würde den beiden Kerlen schon die richtigen Fragen stellen, darauf konnten sie sich verlassen.
Der Beifahrer öffnete die Tür. Halb stieg er aus dem Wagen und stützte sich auf den oberen Holm. »He, du verdammter Chink, hast du dich hier verlaufen?«
Suko ging auf die Frage nicht ein. Er sagte nur: »Gehört Ihnen der Wagen?«
»Was geht dich das an?«
»Das war keine Antwort.«
Der Beifahrer lief rot an. »Chink«, drohte er, »wir geben dir genau drei Sekunden Zeit, um zu verschwinden. Solltest du dann noch hier herumstehen, fahren wir dich zu Brei. Hast du mich verstanden?«
»Ja. Sie haben laut und deutlich gesprochen. Aber das wäre Mord an einem Polizisten. Den wollen Sie doch nicht riskieren - oder?«
»Noch
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