0194 - Wenn Hexenhände töten
verzerrt. Sie mußte arge Schmerzen verspüren.
Ich wischte meine blutige Handfläche an einem Taschentuch notdürftig ab und half Maureen Gorman auf die Beine. Allein gehen konnte sie nicht mehr, ich mußte sie stützen, was mir verständlicherweise schwerfiel, denn noch immer befand sich in meinen Gliedern das große Zittern.
Schlurfend näherten wir uns der Tür und verließen den Keller. Von den Händen war nichts zu sehen.
Ich nahm mein Kreuz wieder an mich und fragte Maureen nach einer Hausapotheke, denn sie mußte unbedingt verbunden werden.
»In der Küche«, flüsterte sie.
Langsam quälten wir uns die Stufen der Treppe hoch. Die Tür oben war nur angelehnt.
Als wir endlich den muffigen Keller verließen, atmete ich auf. Die frische Luft tat mir gut. Ich wußte, welchen Weg ich einschlagen mußte, um in die Küche zu gelangen. Schließlich war ich ihn schon einmal gegangen.
Im Haus befand sich niemand außer uns.
»Wo sind Ihre Brüder?« fragte ich Maureen.
»Ozzy und Bud müssen arbeiten. Sie verdienen ihr Geld in der Gärtnerei.«
»Und Ihr Vater?«
»Das weiß ich nicht.«
Helles Tageslicht fiel durch das Fenster. Ich dirigierte Maureen zu einem Stuhl. Schwer ließ sie sich darauf niederfallen und beugte sich sofort nach vorn, wobei sie ihre Arme auf der Tischplatte abstützte und die Hände übereinanderlegte. Ihr Kopf senkte sich soweit, bis die Stirn einen Handrücken berührte.
»Wo finde ich Verbandszeug?«
»Im Schrank.« Maureen hob noch einmal den Kopf. Sehr bleich sah ihr Gesicht aus, und auf der Stirn glitzerten kleine Schweißperlen.
Der Küchenschrank gehörte noch zu den alten Modellen, wie man sie aus den fünfziger Jahren her kannte. Er war weiß lackiert und besaß mehrere Türen.
»Oben«, sagte das Mädchen.
Ich zog die linke Tür auf und hatte Glück. Ein Verbandskasten fiel mir in die Hände. Schnell holte ich ihn hervor, stellte ihn auf den Tisch und klappte ihn auf.
In seinem Innern fand ich alles, was ich für eine schnelle Behandlung benötigte. So gut es ging säuberte ich die Wunde von Stoffresten, wobei ich mit Maureen redete, um sie von den Schmerzen abzulenken, die die Behandlung mit sich brachte.
Sie schrie trotzdem ein paarmal, als ich Reste aus dem Blut herausfischte.
An einer Desinfizierung der Wunde kam ich leider nicht vorbei. Das sagte ich dem Mädchen auch.
»Machen Sie es!«
Ich hatte eine Jodflasche gefunden. In ihr steckte ein kleiner Pinsel, und er war mit dem Deckel verbunden. Behutsam tupfte ich das Jod auf die fingerlange Schnittwunde.
Es wurde für Maureen eine kleine Hölle, doch eine andere Möglichkeit gab es nicht.
So gut es ging, legte ich einen Verband an, als ich mit der Desinfektion fertig war.
»Wenn es geht, besuchen Sie trotzdem einen Arzt«, riet ich ihr, bekam aber keine Antwort.
Dafür schwang die Tür auf.
Sie knarrte in den Angeln, deshalb wurde ich aufmerksam. Als ich hinblickte, stand ein Mann auf der Schwelle.
Es war der alte Gorman.
Und er hielt meine Beretta in der rechten Hand!
***
Springen oder nach einem anderen Ausweg suchen?
Diese beiden Alternativen blieben Suko. Davon war eine ebenso schlimm wie die andere.
Noch waren die Hände nicht so nah, daß sie Suko berührten. Ein paar Sekunden Zeit blieben ihm, und er drehte den Kopf, um nach unten zu schauen.
Dort lag die Glocke.
Soviel er erkennen konnte, war sie bei dem Aufprall nicht auseinandergerissen. Suko sah sie als einen kompakten dunklen Schatten. Vielleicht zeigte sie auch nur einen Riß, doch das war im Moment alles egal. Suko interessierte nur, wie er sich aus dieser teuflischen Situation herauswinden konnte.
Der Balken hielt. Er war zum Glück stark genug. Zwar bog er sich in der Mitte, wo Suko hing, durch, aber dies war auf eine natürliche Belastung zurückzuführen.
Die knöchernen Hände standen nicht still. Sie bewegten sich, wobei Suko das beklemmende Gefühl hatte, als wollten sie ihre Stärke auskosten, während er hilflos an dem Balken hing.
Wirklich hilflos?
Die Beretta besaß er noch. Er konnte sie auch ziehen und sich solange nur mit einer Hand festhalten. Allerdings hatte er mit ansehen müssen, wie schnell und präzise die Hände reagierten. Die Chance, einen Treffer zu landen, stand nicht besonders günstig für ihn.
Er dachte an den Stab.
Diese von Buddha erschaffene Waffe konnte seine Rettung sein. Suko setzte sie nur in außergewöhnlichen Situationen ein, denn es dauerte seine Zeit, bis sich der Stab wieder magisch
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