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0196 - Flucht vor den Riesenspinnen

0196 - Flucht vor den Riesenspinnen

Titel: 0196 - Flucht vor den Riesenspinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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unheimliche Spinne, die sie aus dem Dunkel eines Etrusker-Grabhügels heraus angesprungen hatte!
    Friedhof der Spinnen!
    Nicole maß diesem Traum Bedeutung bei. Sie war nicht so zârt besaitet, daß sie allein aufgrund des heutigen Tagesthemas Alpträume bekam. Etwas anderes mußte dahinter stecken.
    Es mußte eine Vision gewesen sein.
    Nicole wußte um ihre schwache Para-Begabung. Sie besaß suprafeine Sinne, die Schwingungen registrierten, welche normalen Menschen verborgen blieben. Zwar waren ihre Fähigkeiten längst nicht so entwickelt wie die Zamorras, aber immerhin… sie reichten aus, um hin und wieder eine enge parapsychische oder magische Verbindung mit dem Amulett, mit Merlins Stern einzugehen.
    Eine Vision also…
    Ja, das war es gewesen. Sie war sich ihrer Sache sicher. Sie wußte plötzlich auch sehr genau, welcher Grabhügel der gewesen war, in dem die Spinne gelauert hatte. Sie würde ihn unter allen anderen zielsicher herausfinden.
    Langsam ließ sie sich wieder zurück auf die Kissen sinken und zog die leichte Decke über ihren Körper.
    Beruhigt schlief sie ein. Die Vision würde in dieser Nacht nicht wiederkehren.
    ***
    Irgendwann in der Dunkelheit kehrte Frederic Portland zurück. Cathy hörte die Klopfzeichen in dem vertrauten Rhythmus, den sie schon seit alters her als »Geheimzeichen« verwendeten und den niemand sonst kannte.
    Geschmeidig glitt sie vom Bett und tappte zur Tür.
    Du mußt die Augen halb geschlossen halten! sagte es in ihr. Sie begriff und nickte sich selbst zu. Frederic durfte die schillernden Facetten nicht sehen.
    Sie öffnete und täuschte einen müden Eindruck vor; in Wirklichkeit war sie hellwach.
    »He, das ist ja eine süße Überraschung!« stieß Frederic hervor und wollte die nackte Cathy in seine Arme schließen. Aber sie wich vor ihm zurück, gähnte kräftig und wankte wieder zum Bett. »Hast du die Papiere bekommen?« fragte sie scheinbar matt.
    »Oh, habe ich dich aus dem Schlaf geschreckt?« fragte er erschrocken. »Das tut mir leid.« Er schloß die Zimmertür wieder hinter sich ab. »Hast du wieder geträumt?«
    »Nein, Wie war es?«
    Er feuerte den Aktenkoffer auf den Schreibtisch.
    »Shit. Der Vogel war ausgeflogen. Ob ich nicht deutlich mitbekommen habe, daß der Signor einen dringenden Geschäftstermin für den Abend habe, fragte der geschniegelte Diener. Der Teufel soll ihn holen. Ich habe das halbe Haus umgegraben, aber da war nichts. Kein Riccone und keine Papiere.«
    Aus halbgeschlossenen Augen musterte sie ihn. Er bemühte sich, die abgeschürften Fingerknöchel zu verbergen, aber ihrem Aussehen nach mußte es dem Kinn des Getroffenen und einigen anderen Körperteilen noch erheblich schlimmer ergangen sein.
    »Du hast dich geprügelt, Fred!«
    »Nein. Ich habe diesem Diener und zwei Schießbudenfiguren, die mich 'rausschmeißen wollten, bloß gezeigt, wie Chappi in die Dose kommt.«
    »Ich werde das Gefühl nicht los, daß der Kerl doch zur Mafia gehört«, bemerkte sie. Sie hatte sich niedergelegt und die Bettdecke bis zum Kinn gezogen.
    Er duschte sich und machte sich nachtfertig. Bevor er das Licht löschte, küßte er sie sanft auf die Stirn.
    Nanu, dachte er. Was hat sie denn plötzlich für eine Haut? Wie Lackpapier, so glatt!
    Aber er schob es auf den Faustschlag, der ihn selbst im Gesicht erwischt hatte und dessen Nachwirkungen vielleicht seine Tastsinne in den Lippen ein wenig behinderte.
    Nicht Lackpapier, dachte sie, die plötzlich seine Gedanken hatte lesen können wie ein offenes Buch.
    Chitin.
    ***
    Später in der Nacht begriff sie, daß eine Entscheidung fallen mußte. Die Haut hatte sich verhärtet und wurde immer fester, und in ihren Gliedern fühlte sie ein eigenartiges Zerren und Ziehen. Sie veränderte sich.
    Es störte sie nicht. Sie war mit dieser Veränderung vollauf zufrieden, aber sie wußte, daß Fred es nicht akzeptieren würde. Und vor ihm mußte sie sich hüten.
    Sie kämpfte mit sich. Noch immer liebte sie ihn, und das hielt sie davor zurück, ihn zu beißen. Sie betastete mit den Fingern ihre Zähne; sie waren zu einer Art Knochenkamm zusammengeschmolzen, der an den Ecken spitz vortrat. Das Gebiß begann dem einer Spinne ähnlich zu werden.
    Auch ihre Finger wurden dünner und schlanker. Als sie sie gegeneinanderrieb, ertönte ein schabendes Geräusch.
    Fast geräuschlos erhob sie sich. Frederic bewegte sich im Schlaf. Unwillkürlich verharrte Cathy und lauschte. Doch ihr Mann schlief weiter. Er schien von ihrem

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