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0196 - Flucht vor den Riesenspinnen

0196 - Flucht vor den Riesenspinnen

Titel: 0196 - Flucht vor den Riesenspinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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daß ich Sie stören muß, Chef, aber Sie werden dringend am Telefon verlangt, und es scheint mir unabdingbar…«
    »Telefon!« schrie Zamorra. »Werfen Sie das verdammte Ding aus dem Fenster! Ich will schlafen, Raffael!«
    Neben ihm tauchte ein wilder Haarschopf aus den Kissen auf, und ein verschlafen-vorwurfsvoller Blick aus braunen, goldgepunkteten Augen traf den Meister des Übersinnlichen. »Mit wem schimpfst du denn so unverzagt, Gebieter meines Gehaltskontos? Uuuaaaaaah!«
    Zamorra verwechselte ihr Gähnen mit dem Brüllen eines angreifenden Löwen. »Ruhe, verflixt!« knurrte er. »Kann man denn hier nicht einmal…«
    Ein weicher, nackter Arm angelte nach ihm, und Finger strichen durch sein Gesicht. »He, was denn…«
    »Chef, es handelt sich um ein Ferngespräch«, drang Raffaels Stimme von jenseits der Schlafzimmertür.
    Zamorra fragte sich mit wachsender Verzweiflung, wann bei allen Druidensternen Raffael selbst eigentlich in Morpheus’ Armen ruhte. Der alte Diener pflegte erst dann zu Bette zu schreiten, wenn auch seine Herrschaft ruhte, und war trotzdem zu jeder Tages- und Nachtzeit wieder dienstbereit. Auch jetzt, am frühen Morgen. »Und ich bin sicher«, knurrte Zamorra ungehalten, »daß er noch dazu völlig korrekt gekleidet ist. Ach, verflixt!« Er warf sich herum und wollte sich das Kissen über den Kopf reißen. Aber da war jetzt noch eine zweite, weiche und verführerische Hand. »Erst weckst du mich mit deinem unfrommen Gezeter, und dann willst du nicht? Was ist das denn für eine Arbeitsmoral?«
    An der Tür ließ sich wieder Raffael Bois vernehmen, der gute Geist des Hauses.
    »Der Fernsprechpartner aus dem Ausland ist Mister Bill Fleming«, sagte er.
    »Er ruft aus New York an.«
    »Und wenn es vom Mond wäre«, murrte Zamorra.
    Irgendwo in seinem Hinterkopf flossen Gedankenströme durch eine Vielzahl kleiner, grauer Zellen, berührten Erinnerungen und stellten Vergleiche an. So lange, bis sie einrastete. »Fleming? Bill?« schrie Zamorra und sprang auf.
    »So war der Name«, bestätigte Raffael britisch vornèhm, obgleich er kein britischer Butler, sondern ein ehrwürdiger französischer Diener war.
    »Ach du grünes Krokodil«, murrte der Professor, sprang aus dem Bett und eilte zur Tür. Hinter ihm schleuderte Nicole die Decke beiseite, griff nach irgend etwas und warf es ihm nach. »Treffer«, frohlockte sie.
    Zamorra wickelte sich das Ding vom Kopf und identifizierte es als seine Pyjamahose. »Oh, zum Teufel«, stöhnte er und haspelte sich umständlich hinein. »Schließlich kannst du nicht den armen Raffael mit deinem Anblick erschrecken«, tönte Nicole hinter ihm. »Am Ende kündigt er noch…«
    »Mein ist die Rache«, säuselte Zamorra düster, riß die Tür auf und stürmte auf den Flur hinaus. Hinter ihm ließ Nicole sich wieder zurückfallen, warf einen Blick auf die Uhr und schloß entsetzt die Augen. So früh war es noch? Kein Wunder, daß Zamorra sauer war.
    Langsam öffnete sie die Augen wieder und sah den schwarzen Punkt an der Tapete neben dem Türrahmen.
    ***
    »Ich habe schon immer gewußt, daß du ein Sadist bist«, klagte Professor Zamorra. Er hatte sich in einen niedrigen Sessel gekauert, hielt den Telefonhörer in der Linken, stützte sich dabei mit dem linken Ellenbogen ab und versuchte mit der rechten Hand, die Augenlider vorm Zuklappen zu bewahren. »Aber daß du soweit gehen würdest, mich mitten in der Nacht aus dem Bett zu scheuchen…«
    »Sag mal, du spinnst wohl«, knurrte Bill. »Hier ist es mitten in der Nacht! Eigentlich müßte ich es sein, der schimpft. Bei dir ist es doch schon sechs Stunden später!«
    »Kein Grund, mich zu wecken«, brummt Zamorra ungnädig. »Was mitten in der Nacht ist, bestimme immer noch ich. Ich hoffe, daß es was Wichtiges ist, eine Einladung zum Massenbesäufnis auf deine Kosten oder so. Andernfalls werde ich dich nämlich beim nächsten Treffen zwei Stunden lang mit Verachtung strafen.«
    »Es ist wichtig«, behauptete Bill. »Für dich wenigstens.«
    Bill Fleming, Historiker und Forscher, der seine Wohnung in New York nur ein paar mal im Jahr sah, ging der gleichen Nebenbeschäftigung nach wie sein Freund Zamorra: dem ständigen Kampf gegen die Mächte der Finsternis, gegen die Schwarze Familie der Dämonen und alles, was noch an bösartigen Kreaturen kreuchte und fleuchte. Nur hatte Zamorra ihm berufsbedingt einen gewaltigen Wissensvorsprung voraus; Zamorra war Parapsychologe und Fachmann für übersinnliche und

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