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0197 - Höllentanz der Riesen

Titel: 0197 - Höllentanz der Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wehten über den Körper des toten Duprene.
    Vertrigg kletterte über die Trümmer hinweg und zog sich aus der Kanzel. Der Sturm griff mit unerwarteter Wucht nach ihm. Einen Augenblick schwankte er auf dem schmalen Bord vor der Kanzel, dann ließ er sich auf den Boden hinab. Dicht gegen den Shift geduckt, erwartete er den nächsten Mann. Hier, im Windschatten, war es einigermaßen erträglich. Vertrigg sah in das fremde Land hinaus. Er ahnte, daß er noch nie dem Tod so nahe gewesen war wie in diesem Augenblick. Er sah den zweiten Mann aus der Kanzel kommen. Der Schiffbrüchige war elastisch und schwang sich sicher neben Vertrigg. Doch das Lächeln, mit dem er sich neben den Captain kauerte, war nicht echt. Vertrigg bedeutete ihm, sich weiter zurückzuziehen und Platz für die Nachfolgenden zu machen.
    Noch während dieser Aktion verloren sie den zweiten Mann. Es war Cashton, der Erste Techniker des Hangars. Er verließ den Shift zuletzt. Vertrigg sah die vom Schutzanzug verhüllte Gestalt mit der Behendigkeit eines Klettertieres am Rande der Kanzel herumturnen. Da traf Cashton eine Bö von der Seite. Er gab einen gurgelnden Laut von sich, der sich über Helmfunk unheimlich anhörte, und kippte zurück. Danach wurde es still. Vertrigg spürte, wie sich seine Kehle zuschnürte. Er schaute über die neben den zerstörten Raupen geduckten Männer hinweg, weil er ihre Gesichter nicht sehen wollte.
    „Cashton", murmelte er. „Hallo, Cashton."
    Er erhielt keine Antwort. Der Techniker würde nie mehr eine Antwort geben. Vertrigg zog sich an den Raupen hoch und zwangte seinen Kopf unter dem aufgesprengten Rand der Kanzel hindurch. Er konnte Cashton im Innern des Shifts liegen sehen, mit zerschmettertem Helm. Sein Gesicht zeigte einen erstaunten Ausdruck, als könnte er nicht begreifen, was mit ihm geschehen war.
    Vertrigg biß sich auf die Unterlippe. Ohnmächtige Wut ließ ihn die Fäuste ballen. „Los", sagte er barsch. „Wir verschwinden hier."
    Fest aneinandergeklammert, in geduckter Haltung drangen die Männer in das Niemandsland vor. Die Nacht kündigte sich mit schweren Schatten an, und der Sturm nahm noch an Heftigkeit zu.
    Wie Schemen verschwanden die fünf Männer in den Gasschwaden.
    Das Wrack von Captain Vertriggs Shift bildete einen dunklen Fleck auf der von Ammoniakschnee zugewehten Oberfläche. Picot wünschte, daß es eine Sinnestäuschung war, was er dort unten erblickte. Als jedoch Tschatos Shift in engen Schleifen über der Unglücksstelle zu kreisen begann, wußte Picot, daß er sich nicht getäuscht hatte. „Wir haben ihn gefunden", sagte Dawson tonlos.
    „Los, Dan!" meldete sich Tschatos Stimme im Lautsprecher. „Wir gehen runter und sehen nach, was passiert ist."
    „Ja, Sir", brachte der Erste Offizier hervor. Die düsteren Ahnungen, die ihn in den letzten Stunden beunruhigt hatten, schienen sich jetzt zu bestätigen. Vertrigg, Duprene, Cashton, Iv, Torenski, Allijs und ein siebter Mann, dessen Name Picot unbekannt war.
    Der Sturm tobte um das Wrack, aber nichts deutete darauf hin, daß sie dort unten noch Leben finden würden.
    „Ob sie alle tot sind?" fragte Dawson, als hatte er die Gedanken Picots erraten. Picot tat, als müßte er sich auf die Landung konzentrieren. So ersparte er sich eine Antwort. Er beobachtete, wie Tschatos Allzweckpanzer fünfzehn Meter neben dem zerstörten Shift niederging. Dann setzte er die dritte Maschine unmittelbar neben dem Wrack auf. Dawson schaute aus der Kanzel. Beinahe beschwörend hob er beide Arme. „Die Kanzel ist zerstört", gab er bekannt.
    „Aussteigen!" rief Picot ungewollt heftig. „Von hier aus können wir nichts sehen." Er wußte, daß er log. Sie konnten alles sehen. Den umgestürzten Shift. Das eingedrückte Hinterteil. Die zerbrochene Kanzel, die schon halb zugeweht war. Picot stampfte zur Schleuse. Als er zusammen mit Dawson hinausging, sahen sie Tschato auf der anderen Seite herankommen. Auch im Schutzanzug war seine mächtige Gestalt unverkennbar. Jemand hustete so heftig, daß die Helmlautsprecher dröhnten. Picot, Dawson und Bomhardt, der dritte Mann, der mit ihnen den Shift verlassen hatte, hielten sich aneinander fest, um von der Wucht des Sturmes nicht umgeworfen zu werden. Nur Tschato ging aufrecht, ein trotziger Mann, der einer feindlichen Umwelt eiserne Energie entgegenzustellen vermochte.
    Er erreichte das Wrack zuerst. Picot sah, daß er sich mit beiden Händen an der zusammengeschobenen Raupe festhielt. Hinter Tschato tauchte

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