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0197 - Mörder im Chinesenviertel

0197 - Mörder im Chinesenviertel

Titel: 0197 - Mörder im Chinesenviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mörder im Chinesenviertel
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der anderen Wand klebte, war ohne Zweifel aus einer Illustrierten ausgeschnitten und auf Pappe aufgezogen. Ein Aktenschrank darunter hatte nur noch drei Beine. Das vierte war durch einen hochkant gestellten Ziegelstein ersetzt worden. Der Schreibtisch hätte sich in einem Trödlerladen besser ausgenommen. Und die drei Sessel, die es gab, waren das letzte auf diesem Gebiet. Als wir uns hineingesetzt hatten, warteten wir in den ersten Sekunden ängstlich darauf, daß sie auseinanderbrechen würden. Wider Erwarten hielten sie aber durch.
    »Wie kam es, daß Sie den uns angekündigten Mann überhaupt erwischten, Captain?« fragte ich.
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Er ist ein Dummkopf. Ich wette, daß es erst seine zweite oder dritte Pfeife Opium war die er je geraucht hat. Er hatte noch den Kater, den nur Anfänger in diesem Maße haben. Ein Streifenbeamter von meinen Leuten dachte, dem armen Kerl wäre schlecht geworden. Er wollte ihn fragen, ob er nicht zu einem Arzt wollte. Da fiel ihm der Opiumgestank auf. Na, meine Leute sind nicht auf den Kopf gefallen, das können Sie mir glauben. Statt zu einem Arzt brachte er den Mann hier zum Revier. Ich schnüffelte und wußte, daß Opium und nichts anderes im Spiel war. Da rief ich sofort das FBI an.«
    »Das war sehr umsichtig von Ihnen«, nickte Phil. »Wir bearbeiten gerade einen Fall, in dem ebenfalls Opium eine Rolle spielt. Das Zusammentreffen dieser beiden Ereignisse läßt ja fast darauf schließen, daß Opium wieder einmal Mode geworden ist.«
    »Gut möglich«, sagte der Captain. »Ab und zu flackern solche Süchte wie eine Epidemie auf. Ach, da ist er ja, unser Freund. Komm rein, mein Lieber, wir fressen dich nicht! Da ist noch ein Sessel frei, setz dich rein, mein Sohn, und sei schön brav! Sonst können wir nämlich verdammt unangenehm werden!«
    Der junge-Bursche, der vom Sergeanten hereingelassen wurde, mochte zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre alt sein. Er war ein Mischling, aber es war schwer zu sagen, was für Rassen sich in seinen Vorfahren getroffen hatten. Es mußten allerlei Hautfarben der Erde beteiligt gewesen sein. Das kurze krause Haar deutete auf einen Neger, die mandelförmigen Augen mit den asiatischen Backenknochen schienen chinesischer Herkunft zu sein, und die übrigen Gesichtspartien sowie seine Hautfarbe zeigten an, daß auch Weiße in seinem Stammbaum enthalten sein mußten. Alles in allem machte er keinen unintelligenten Eindruck, aber man sah ihm sofort an, daß es schwierig sein würde, etwas aus ihm herauszuholen. Seine Lippen waren trotzig aufeinandergepreßt, und in seinen Augen stand ein Ausdruck von Ablehnung, Widerstand und fast so etwas wie Haß.
    Er setzte sich schweigend in den angebotenen Sessel, starrte auf seine Fußspitzen und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Sie kamen ziemlich überraschend für ihn. Denn Phil sagte nach einem kurzen Schweigen ernst:
    »Bist du nicht auch überrascht, Jerry?«
    »Worüber?« fragte ich.
    Phil lehnte sich weit in seinem Sessel zurück, sah den jungen Mann an und sagte, wobei er jede Silbe einzeln betonte:
    »So jung — und schon ein Mörder!«
    Der Satz hatte eine elektrisierende Wirkung auf den Jungen. Er riß den Kopf hoch. Seine Stirn lag in tiefen Falten. Die Augenbrauen hatten sich zusammengezogen und bildeten beinahe einen geraden Strich.
    »Was — hm — was haben Sie da gesagt?« stieß er heiser hervor.
    Auch der Captain war über Phils jähe Beschuldigung überrascht, aber er war wenigstens so gescheit, sich nicht dazu zu äußern. Ich durchschaute Phils Absicht. Er wollte den Jungen erschrecken, er wollte ihn- zum Schein eines furchtbaren Verbrechens anklagen, um ihn desto bereitwilliger über das viel kleinere Vergehen sprechen zulassen, das er tatsächlich begangen hatte.
    »Sie haben schon richtig gehört«, sagte Phil schneidend. »Spielen Sie um Himmels willen nicht den Ahnungslosen! Sie . haben es hier nicht mit ein paar harmlosen kleinen Polizisten zu tun, Mister! Ich sage Ihnen, wer wir sind, damit Sie gleich wissen, woran Sie sind. Das ist mein Freund Jerry Cotton. Ich heiße Phil Decker. Und das ist — na, sehen Sie es sich selber an!«
    Phil hielt ihm seinen Dienstausweis hin. Der Junge griff zögernd danach und hielt das kleine Kärtchen schräg gegen das Licht, um es besser lesen zu können. Wir sahen, wie er erschrak, als 'er die drei Buchstaben FBI las. Nach wie vor hat die Bundespolizei bei uns in den Staaten einen guten Ruf — das heißt

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