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0197 - Mörder im Chinesenviertel

0197 - Mörder im Chinesenviertel

Titel: 0197 - Mörder im Chinesenviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mörder im Chinesenviertel
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einen fürchterlichen Ruf bei allen Verbrechern.
    »FBI«, murmelten die Lippen des Jungen tonlos.
    »Richtig«, sagte Phil ungerührt und nahm ihm den Ausweis wieder weg. »FBI. Selbst wenn Sie ein kleines Kind wären, müßten Sie wissen, daß wir uns nicht mit Lappalien abgeben. — Vielen Dank, Captain, daß Sie uns sofort verständigt haben. Jetzt gibt es einen Mörder weniger in den Staaten.«
    Der Junge fuhr von seinem Sessel in die Höhe, als hätte er sich auf ein giftiges Reptil gesetzt.
    »Seid ihr denn verrückt?« schrie er. »Ich habe keine Ahnung, wovon ihr dauernd redet, aber eines weiß ich ganz genau: Ich bin kein Mörder! Versteht ihr? Ich bin kein Mörder!«
    Phil nickte gelassen.
    »Das sagen Sie alle. Brüllen Sie nicht so! Wenn Sie etwas zu sagen haben, können Sie das auch in einer vernünftigen Lautstärke tun.«
    Der Junge schluckte. Seine Zunge fuhr nervös über die Unterlippe. Auf der Stirn erschienen kleine Schweißperlen.
    »Hören Sie mal, Mister G-man«, wandte er sich flehentlich an Phil. »Können wir nicht mal vernünftig darüber sprechen?«
    Phil seufzte, als ob er sagen wollte: Wozu eigentlich? Es ist doch alles klar! Aber er zuckte die Achseln und meinte: »Na, meinetwegen. Aber machen wir‘s kurz! Wie ist Ihr Name?«
    »Jim Cacks, Sir. Ich habe ein Zimmer in der Pension von Mammy Forbydes. Kostet mich achtzehn Dollar die Woche mit Frühstück und Dinner. Das Lunch mittags mache ich mir entweder selber oder ich kauf mir irgendwo schnell ‘n Cheesburger.«
    »Wo liegt diese Pension?«
    »28, 6. Straße Ost.«
    »Wovon leben Sie?«
    »Ich mach' alles mögliche, Sir. In der vorigen Woche hatte ich ‘nen Job bei der U-Bahn. Die haben ihre Tunnel in der Upper Town neu gestrichen. Gab einsneunzig die Stunde. Und freie Fahrt mit der U-Bahn.«
    Ich unterdrückte ein Grinsen. Der Junge war sicherlich alles andere als ein Mörder. Aber er gehörte zu den jungen Leuten, die eine Abneigung gegen die Polizei haben. Als ob jeder von ihnen ein kleiner Robin Hood und die Polizei eine Ansammlung von brutalen Männern wäre,, die nichts anderes Vorhaben, als kleine Leute zu schikanieren.
    Der Teufel mag wissen, woher dieses Vorurteil kommt und wie es sich halten kann, aber es ist vorhanden und stellt eine der größten Behinderungen unserer Arbeit dar. Aber Phil hatte es sehr geschickt angefangen. Indem er dem Jungen den Eindruck vermittelte, wir hielten ihn für irgendeinen gesuchten Mörder, erzeugte er in ihm das Gefühl, die, paar Pfeifen Opium, um die es uns wirklich ging, seien eine Kleinigkeit, über die er nun ruhig sprechen könnte.
    Daß Phil richtig gehandelt hatte, zeigte sich schon bei der nächsten Frage, die mein Freund an den Jungen richtete.
    »Jetzt erzählen Sie uns mal, warum man Sie festgenommen hat! Oder wenigstens, was Sie glauben.«
    Der Junge zuckte die Achseln. In diesen Augenblicken wirkte er wie ein Schulbub, der bei einem dummen, vergleichsweise harmlosen Streich ertappt wurde.
    »Na ja, ich gebe zu, ich habe Opium geraucht. Aus reiner Neugierde, verstehen Sie denn das nicht? Letztens habe ich einen Film gesehen, der von einer Opiumhöhle handelte. Na ja, und da wollte ich es mal probieren. Glauben Sie bloß nicht, ich wäre süchtig geworden! Nie im Leben! Ich wollt's nur mal probieren!«
    Phil lächelte ironisch.
    »Schön. Erzählen Sie uns doch mal, wie dieses Probieren aussah!«
    »Na ja, zuerst war‘s furchtbar. Ich hatte ein Gefühl, als ob ich nicht leben und nicht sterben könnte. Bestimmt, Sir, mir war noch nie so verdammt elend. Das Schweben, das Träumen, eben der ganze Rausch — das war ja wirklich ganz nett. Aber der verfluchte Kater!«
    »Und was taten Sie, um diesem Kater zu entgehen?« fragte Phil ernst.
    Der Junge zuckte wieder die Achseln.
    »Jemand hatte mir gesagt, das wäre bei jedem so, der die erste Pfeife Opium raucht. Man müßte erst drei oder vier geraucht haben, dann käme der Kater nicht mehr.«
    Phil lachte bitter.
    »Sie elender Narr!« sagte er scharf. »Das ist genau die Art, wie man Leute süchtig macht. Man verführt sie zur ersten Pfeife. Danach haben sie einen Kater, daß sie am liebsten sterben möchten. Also sagt man ihnen, das würde nach der zweiten Pfeife besser. Und danach heißt es, bei manchen schlägt die zweite Pfeife noch nicht an, sie müßten die dritte rauchen. Und so geht es weiter! Sie Dummkopf! Wer drei Pfeifen Opium raucht, der raucht auch die nächsten dreißig, wenn ihn die Polizei nicht rechtzeitig

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