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0197 - Mörder im Chinesenviertel

0197 - Mörder im Chinesenviertel

Titel: 0197 - Mörder im Chinesenviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mörder im Chinesenviertel
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ist.«
    »Können Sie sich deutlich an den Tag erinnern, da man die Leiche fand?«
    »Ja, natürlich. Es war ja genug Aufregung damit verbunden, daß man diesen Tag so schnell nicht wieder vergessen kann.«
    »Sie hätten damals die ganze Nacht tief geschlafen, sagten sie damals aus«, bluffte Phil, wurde aber sofort von dem Maler unterbrochen:
    »Irrtum. Jedenfalls habe ich nicht hier geschlafen. Ich habe in einer großen Regentonne gelegen, das habe ich Ihnen gesagt. Nebenher bemerkt, habe ich natürlich schauderhaft gefroren.«
    »Ach ja, richtig«, sagte Phil, als ob ihm diese Version erst jetzt wieder einfalle. »Und am Vormittag bekamen Sie dann Besuch von dieser Jane Lorrane, nicht wahr?«
    »Keine Spur. Der Dame habe ich mein Zimmer verboten, seit sie einmal kam und einem Modell eine Eifersuchtszene hinlegte, als ob ich ihr irgendeine Rechenschaft schuldig wäre. Die wagt es nicht, hier noch einmal herzukommen.«
    »Sind Sie ganz sicher, daß sie an jenem Tag nicht bei Ihnen war?«
    »Absolut sicher.«
    »Was wissen Sie von der Lorrane?«
    »Nichts weiter, als daß sie viel Geld haben muß. Sie hat allein zwei Sportwagen. Was sie sonst noch an irdischen Gütern besitzt, weiß ich allerdings nicht, weil ich mich nie dafür interessiert habe.«
    »AVissen Sie, wo sie wohnt?«
    »Irgendwo droben im Norden der Stadt.«
    Ich wollte noch etwas fragen, als mir auf einmal schlagartig etwas in den Sinn kam. Ich dachte darüber nach, dann fragte ich:
    »Kennen Sie auch den Bruder der Lorrane?«
    »Den Rechtsanwalt?« erwiderte der Maler ohne zu zögern. »Ich habe ihn ein paarmal zusammen mit seiner Schwester gesehen, aber das ist auch alles. Ich möchte den Burschen genausowenig näher kennenlernen wie seine Schwester.« Ich atmete tief aus. Lorrane! Das war es, was mich stutzig gemacht hatte, als der Anwalt der lieben Mrs. Forbydes bei deren Verhör seinen Namen genannt hatte. Ich hatte diesen Namen vorher in den Akten der Mordsache Li-Tschou gelesen, und deshalb hatte mich mein Unterbewußtsein daran erinnert, daß mir irgend etwas an dem Rechtsanwalt bekannt vorkam. Dieser Lorrane war also der Bruder jener Frau, die den toten Chinesen gefunden hatte. Diese Frau hatte, um die Leiche überhaupt entdecken zu können, den Gang zwischen dem Atelier- und dem nächsten Hinterhaus durchqueren müssen. Dieser Gang mündete aber nur auf diesem kleinen Hof! Was wollte die Frau also dort?' Und wie kam es, daß asusgerechnet ihr Bruder die Verteidigung einer skrupellosen Frau übernahm, die eine Opiumhöhle Unterhielt?
    »Was haben Sie eigentlich gegen den Anwalt?« fragte ich gespannt.
    Der junge Maler zuckte die Achseln. »Das ist eine völlig subjektive Sache. Ich bilde mir ein, aus einem Gesicht mehr herauslesen zu können als jeder gewöhnliche Sterbliche. Schließlich habe ich genügend Portraits gemalt, um von Gesichtern einiges gelernt zu haben.«
    »Und nach dem bloßen Gesichtsausdruck schließen Sie bei beiden Lorranes darauf, daß es irgendwie unangenehme Zeitgenossen sein müßten?«
    »Nicht aus dem Gesichtsausdruck, sondern aus dem Gesicht selbst, verehrter Mister G-man.«
    »Sagen Sie mir doch bitte, was Sie aus den Gesichtern der beiden Lorranes herauslesen! Es würde mich interessieren.«
    »Und hinterher hängen Sie mir eine Klage an wegen übler Nachrede oder so was.«
    »Ich gebe Ihnen mein Wort, daß Ihre Äußerungen vollkommen vertraulich behandeln werde und Ihnen keine Nachteile aus einer freimütigen Beantwortung meiner Frage entstehen können.« Joe Hiller seufzte.
    »Na, meinetwegen«, murmelte er. »Alle zwei Lorranes sind hoffnungslos egoistische und vollkommen gewissenlose Menschen. Ich habe gesehen, wie sie einer verirrten Katze bei einem Atelierfest eine Zeitung an den Schwanz banden und das Papier ansteckten. Wenn ich das arme Tier nicht davon befreit hätte, hätte es Höllenqualen ausstehen müssen. Die Lorranes aber fanden so etwas schön und lustig. Das genügt mir.«
    »Mir auch«, sagte ich. »Komm, Phil! Ich denke, wir haben Mister Hiller keine weiteren Fragen vorzulegen.«
    Wir verließen den Maler. Als wir wieder in den Jaguar stiegen fragte Phil: »Du hast doch etwas vor? Was ist es?«
    »Ich möchte herauskriegen, ob diese Lorrane mit ihrem sauberen Bruder vielleicht die Leiche selber an den Ort gebracht haben, wo sie später von der Schwester angeblich gefunden wurde.«
    »Aber warum sollten sie das tun?«
    »Erinnere dich bitte einiger Dinge! Erstens ist sie in den Maler verliebt.

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