0198 - Das Höllen-Orchester
sich zusammen, während ihn sein eigener Wille zu verlassen begann. Diesmal, verstärkt durch Amulett und Auge, schaffte es der Dirigent, die zufällige Immunität des Negers zu durchbrechen!
Er hatte einen neuen Sklaven gewonnen…!
***
Zamorra betrat wieder den Vorbereitungsraum mit der Seitentür zur Bühne. Aber der Magier, der Teufel oder was immer er darstellen mochte, war nicht mehr anwesend. Dafür aber die von ihm beeinflußten Menschenmengen.
Menschen, die reglos dastanden wie Puppen, wie Marionetten, - Menschen, die willenlos auf neue Befehle warteten!
Sie nahmen von Zamorra keine Notiz. Er, den sie vorhin noch gejagt hatten, war für sie plötzlich uninteressant geworden. Die beeinflußten blickten starr durch ihn hindurch, bewegten sich kaum und lauschten, als ob sie unhörbare Geistesbefehle wahrnehmen konnten.
Zamorras Blick ging in die Runde. Er vermißte das Amulett, das er fortgeschleudert hatte. Dort, wohin er es geworfen hatte, lag es nicht mehr, aber auch an keiner anderen Stelle.
Es blieb nur eine Möglichkeit: Marcello d’Oro hatte es an sich genommen!
Zamorra unterdrückte eine Verwünschung. Er hätte sofort feststellen können, wo sich die Silberscheibe befand, hätte sie auch durch geistigen Befehl wieder zu sich rufen können - aber vorläufig verzichtete er darauf. Nur zu deutlich entsann er sich des Teufelsauges im Drudenfuß. Das Amulett war unter die Kontrolle des Bösen geraten.
Zamorra schob sich jetzt zwischen einigen der Willenlosen hindurch zur Bühne. Er mußte sie beiseiteschieben, weil sie auf seine Anwesenheit nicht reagierten. Ganz im Gegensatz zu vorhin, wo sie ihn hatten umbringen wollen, ehe der Befehl ihres Meisters ihnen Einhalt gebot, weil der diese Handlung selbst vollbringen wollte.
Zamorra trat auf die Bühne hinaus.
Den blutroten Samtwandbehang gab es noch, auch den schwarzen Drudenfuß. Aber das Auge in dessen Zentrum fehlte. Sein Verdacht war also richtig - es hatte sich einen neuen Platz gesucht, sich verdichtet und das Amulett in Besitz genommen!
Starr saßen und standen die Musiker an ihren Instrumenten. Immer noch befanden sich Teufelshörner auf ihren Köpfen wie auf dem Schädel des Dirigenten, aber diese Hörner hier flimmerten, als beginne die Illusion zu erlöschen.
Wo war d’Oro?
Zamorra konnte ihn nirgendwo entdecken. War der Dirigent geflohen? Oder heckte er irgendwo eine neue Teufelei aus? Stellte er irgendwo eine Falle auf, weil er damit rechnete, daß Zamorra ihn suchte?
Der Meister des Übersinnlichen schüttelte stumm den Kopf. Er dachte nicht daran, d’Oro den Gefallen zu tun. Mit seinen schwachen Para-Fähigkeiten war Zamorra in der Lage, das Amulett zu orten, und damit würde er auch d’Oro finden. Er brauchte also nicht in diesem ihm unbekannten Gebäude umherzuirren.
Aber er konnte wieder nach oben gehen und…
Er sah nach oben. In den beiden Logen - seiner und der von d’Oros Begleiterin - war niemand zu sehen!
Eine kalte Hand griff nach Zamorras Herz, und er begann zu laufen. Was war dort oben geschehen?
***
Marcello d’Oro jagte mit dem Rolls-Royce durch die Straßen. Zwei Polizeiwagen waren an ihm vorbei in Richtung Theater gerast, hatten den großen Wagen aber nicht mit den Vorfällen in Verbindung gebracht. Sie hatten wohl nicht gesehen, wo er gestartet war.
»Wohin fahren wir?« fragte Lis neben ihm. »Zum Hotel?«
D’Oro schüttelte den Kopf. »Zu riskant«, sagte er. »Dieser Zamorra… er ist gefährlich, und er wohnt wohl im gleichen Hotel wie wir. Und er weiß es. Wir ziehen uns nach irgendwo anders zurück. Deine Idee war gut.«
Eine leichte Kopfbewegung nach hinten deutete an, von welcher Idee er sprach - die Geiselnahme Nicole Duvals, die auf der Rückbank kauerte und teilnahmslos vor sich hin starrte. Auch sie befand sich immer noch im Hypno-Bann.
»Bist du zufrieden?« fragte Lis leise.
Der Dirigent zuckte mit den Schultern.
»Die Beeinflussung ist besser gelungen, als ich es erwartet hatte. Und wenn dieser Zamorra nicht dazwischengekommen wäre…«
Er verstummte. Der Fahrtwind rauschte über sic hinweg. Tausende und Abertausende grell blinkender Neonlichter erhellten die nächtlichen Straßen, und immer wieder tauchten die Lichterpaare entgegenkommender oder vorausfahrender Wagen auf, die die Dunkelheit gierig fraßen.
»Was wäre dann?« fragte Lis.
»Nichts«, erwiderte der Dirigent. »Du brauchst es nicht zu wissen.«
Lis akzeptierte es - sie war eine gehorsame Dienerin ihres
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