0198 - Das Höllen-Orchester
Sklavenhalters. Der dachte an die Herrschaft über das ganze Land - über die ganze Erde.
Mit Diabolique konnte es ihm möglich sein, nach und nach innerhalb kurzer Zeit die Hälfte der Menschheit in seinen Bann zu zwingen.
Lis berührte dies nicht, sie kannte d’Oros Pläne nicht. Und d’Oro kannte keine Skrupel.
Er sah nur sein Ziel, die Macht.
Vor seiner Brust hing blitzend das Amulett des Leonardo de Montagne.
***
Zamorra hetzte die Stufen empor, lief über den Gang, der in weitem Bogen zu den Balkons führte. Er zählte ab und fand den Balkon, auf dem er mit Bill und Nicole die Vorstellung hatte genießen wollen.
Da war Bill Fleming!
Er hockte im Sessel, aber Zamorra schaffte es doch nicht, erleichtert aufzuatmen, weil Nicole fehlte. Ein Blick zum Nachbarbalkon verriet ihm, daß auch die schwarzhaarige Schönheit, die zu d’Oro gehörte, fort war.
Was bedeutete das?
»Wo ist Nicole?« rief Zamorra erschrocken und zerrte den apathischen Bill Fleming aus dem Sessel hoch. »Wo ist sie?«
Bill Fleming griff ihn nicht an. Der Mordbefahl war von der anderen Anweisung überlagert worden.
Er reagierte erst in dem Augenblick, als er Zamorra direkt vor sich sah, als er erkannte, wen er vor sich hatte.
Seine Lippen öffneten sich leicht und formten Worte. Wie ein kalter Windhauch traf es Zamorra, und der Parapsychologe fuhr unwillkürlich zurück.
»Wenn du deinen Freund, diesen Amulett-Zauberer, wieder siehst, sage ihm, daß diese Frau stirbt, wenn er nicht aufgibt.«
Kalt und ungerührt hatte Bill diese Worte von sich gegeben. Professor Zamorra sah ihn entsetzt an.
»Wer?« keuchte er. »Wer hat das gesagt? D’Oro?«
Aber Bill gab keine Antwort. Wie ein Roboter, dessen Programm abgelaufen ist, war der Historiker verstummt und rührte sich nicht mehr.
Es lag keine neue Anweisung mehr für ihn vor…
***
Die Besatzung der beiden Streifenwagen konnte mit der Situation nichts anfangen. Es gab keine Schlägerei, wie sie anfangs vermutet hatten, als jemand im Revier anrief, aber dann wurde es den bulligen Männern doch unheimlich, als sie dieses Heer von Willenlosen im Theatersaal erkannten. Menschen, die blicklos in die Ferne starrten und auf kein Ansprechen reagierten, die, wenn sie berührt wurden, sich nur langsam zur Seite bewegten, als müßten sie erst gründlich überlegen, wie diese Ausweichbewegung vonstatten gehen sollte.
»Aber die sind doch hypnotisiert!« behauptete Bullwarker, seit drei Jahren im Außendienst und immer noch unverbraucht. »Seht ihr das nicht? So sehen Menschen aus, die in tiefer Hypnose stehen und auf einen Befehl warten!«
»Dann befiel ihnen doch mal etwas«, verlangte Warring, sein Kollege aus dem zweiten Streifenwagen.
Bullwarker tippte sich nur an die Stirn. »Das schafft nur der Hypnotiseur, der sie in diesen Zustand versetzt hat! Was hier benötigt wird, ist ein guter Hypnotiseur, bloß sollte man das nicht hier durchziehen! Wir machen die Hütte erst einmal dicht und lassen das ganze Volk hier ins nächste Krankenhaus befördern! Da können sich die Experten dann mit den Leuten befassen!«
»Fertig mit der Rede?« wollte Ratlow wissen.
Bullwarker nickte. »Du funkst nach Verstärkung und Krankentransportern. Wir anderen sehen uns unterdessen die Bude an. Weiß der Teufel, was hier vorgefallen ist!«
Ratlow ging nach draußen zurück, um das Funkgerät seines Wagens zu benutzen. Die drei anderen Polizisten begangen das Theater zu durchstreifen, in dem niemand von ihnen Notiz nahm und niemand sie aufhielt.
Aus leeren Augen sahen Menschen durch die Beamten hindurch…
***
Zamorra sah Polizeiuniformen auftauchen, als er über die Balkonbrüstung hinab nach unten in den Saal schaute. Er entsann sich, Sirenen gehört zu haben, und dies waren wohl die Polizisten, die irgend jemand gerufen hatte. Nur zweifelte Zamorra daran, daß sie mit der Vorgefundenen Situation sonderlich viel anfangen konnten.
Fast unbeweglich standen die hypnotisierten Menschen, die auf neue Befehle warteten. Befehle, die noch nicht kamen.
Zamorra achtete nicht weiter darauf, was dort unten geschah. Die Stimmen der Cops klangen auf und verstummten wieder. Zamorra interessierte es nicht. Im Moment interessierte ihn nur, was mit Nicole und Bill geschehen war, und daß er sich darum kümmern mußte, den Teufelsdirigenten unschädlich zu machen.
Nicole mußte entführt worden sein. Die Botschaft, die Bill ausgerichtet hatte, wies deutlich darauf hin. Aber wie war es geschehen? Marcello
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