0198 - Das Höllen-Orchester
wir«, sagte er. »Aber kannst du mir auch sagen, wohin?«
Die Schritte kamen näher; schwere Polizistenschuhe. Zamorra wußte nur eines: er und Bill mußten hier weg, oder sie hatten keine Chance mehr, Nicole aus den Klauen des Unheimlichen zu holen. Denn der breitschultrige Cop hatte es ja schon angedeutet -er hielt Zamorra für verdächtig.
Und die New Yorker Polizei pflegte äußerst gründlich zu arbeiten! Sie würde Zamorra und vielleicht auch Bill festhalten, bis die Angelegenheit restlos geklärt war… vielleicht viele Tage…
Der Meister des Übersinnlichen winkte Bill mit einer Kopfbewegung zu, ihm zu folgen.
Zur Nachbarloge…
***
»Nanu«, murmelte Marcello d’Oro und betrachtete das Amulett eingehend. Es hatte sich nicht verändert. Spurlos war der schwarze Stein, der gerade noch an der Halskette vor Lis’ Brüsten gehangen hatte, in der Silberscheibe verschwunden.
Nur die Kette war noch da. Sie lag auf den Holzbrettern des Fußbodens, genau dort, wo d’Oro das Amulett in der Luft gehalten hatte.
Unwillkürlich griff die Schwarzhaarige in ihren Nacken, aber sie verspürte keinen Schmerz. Die Kette war nicht zerrissen, sondern gesprungen!
Aber das Amulett hatte nur den Stein aufgesaugt, nicht die Kette, und jetzt versuchte d’Oro vergeblich, den Stein im Amulett zu entdecken.
»Erstaunliche Dinge geschehen«, murmelte d’Oro. »Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet.«
Lis trat einige Schritte zurück. Ihr nackter Körper interessierte d’Oro in diesem Augenblick nicht. Er ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder und versuchte geistigen Kontakt zum Amulett zu erhalten. Er wollte versuchen, es über seine Gedanken zu steuern. Dieser Zamorra hatte sich bestimmt auch nie die Mühe gemacht, bei jeder Aktivität dieser Silberscheibe einen Zauberspruch zu murmeln.
Marcello d’Oro wußte zu wenig über das Amulett - fast nichts! Er wußte auch nicht, daß Zamorra schon des öfteren eine unterbewußte Furcht vor Merlins Stern empfand, weil das Amulett in letzter Zeit eine gewisse Selbständigkeit zu entwickeln begann und ihm über den Kopf wuchs. So etwa, als entwickele es eine eigene Persönlichkeit…
Und so ahnte d’Oro nicht, welche Überraschung noch auf ihn wartete…
***
Zamorra flankte blitzschnell über die Balkonbrüstung und hatte sich dabei genügend Schwung gegeben, um am Nachbarbalkon Halt zu finden und sich über die Brüstung fallen zu lassen, aber als Bill Fleming ihm auf dem gleichen Weg folgte, sah er, welche Anstrengung es den ausgelaugten Parapsychologen gekostet hatte, diesen Sprung zu schaffen. Und jetzt brachte Zamorra noch die Energie auf, Bill, der sich wieder aufrichten wollte, am Boden festzuhalten.
»Unten bleiben und raus hier!« zischte er ihm zu.
Auf allen vieren kroch er aus der Loge, in der zu Beginn der Vorstellung die Begleiterin des Dirigenten gesessen hatte. Aus »ihrer« Loge drang eine wüste Verwünschung. Der Polizist, der gekommen war, um nach Zamorra zu sehen, fand den Balkon leer vor.
Sie waren auf dem Gang!
»Weg! Da lang!« zischte Zamorra und legte einen Spurt vor. Er erinnerte sich an den Ausspruch eines Mannes, dessen Name ihm entfallen war und der die Behauptung aufgestellt hatte: »Wenn du dir sicher bist, daß es nicht mehr geht, wenn du glaubst, bei der nächsten Bewegung brichst du tot zusammen - dann kannst du noch alles besser schaffen als zuvor!«
Die Behauptung stimmte!
Noch einmal erwachten ungeahnte Reserven in Zamorra. Wie ein Blitz huschte er über den Gang, und Bill Fleming hatte Mühe, ihm zu folgen. Hinter der nächsten Biegung war Zamorra stehengeblieben, ließ den Freund an sich vorbeisausen und sah, wie der Polizist wieder auf die Loge hinaustrat.
Er hatte nichts gesehen!
»Zur Treppe und durch den Hinterausgang, weil vorn gleich die Hölle los ist«, befahl Zamorra und übernahm wieder die Führung. Bill folgte ihm verwundert.
Ein Professor Zamorra auf der Flucht vor der Polizei - das hatte es noch nie gegeben! Aber je länger Bill sich die Situation vergegenwärtigte, um so mehr mußte er sich eingestehen, daß Zamorra recht hatte. Die Polizisten würden ihnen nichts glauben und sie angesichts des ungeheuerlichen Geschehens für die Täter halten, die hier ein paar hundert Menschen in Hypnose versetzt hatten. Gerade Zamorras Beruf als Parapsychologe brachte es doch mit sich, daß er sich mit Hypnose und anderen Para-Erscheinungen befaßte!
Und dann hatten sie keine Chance mehr, den Teuflischen
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