0198 - Wir rammten die Luftpiraten
nicht nur mich auf die Seite zu schaffen, sondern auch für ihr letztes und schlimmstes Verbrechen. Sie wollten die Passagiere des Düsenklippers rücksichtslos ins Meer werfen. Das war mehr als hundertfacher Mord! Miller mußte bei all seiner Intelligenz einen erheblichen Defekt besitzen. Es war mir unvorstellbar, daß ein normales Gehirn einen derart teuflichen Plan ausdenken konnte.
Plötzlich fiel mir ein Umstand ein, der mich einigermaßen beruhigte. Auch die Luftpiraten hatten keine Chance mehr! Ihr letzter Coup würde mißlingen! Die Passagiere, die ein Flugzeug ins Ausland besteigen, müssen zuvor durch eine Zoll- und Paßkontrolle. Ich hielt es zwar für möglich, daß die Gangster unbehelligt durch die Zollkontrolle kommen konnten, denn für diesen Piratenstreich brauchten sie keine Fallschirme, und die Waffen konnten sie unter der Kleidung verbergen. Mit einer Leibesvisitation mußten sie bei einer Ausreise kaum rechnen. Anders verhielt es sich bei der Paßkontrolle. Dort würden sie sicher aufgehalten werden! Mochten sie ihre Pässe auch noch so gut gefälscht haben, ihre Figur und ihre Gesichtszüge konnten sie nicht verändern.
Anhand der Steckbriefe, die sicherlich groß an den Wänden der Paßkontrolle hingen, würden die Gangster unweigerlich erkannt werden. Mit Genugtuung dachte ich daran, daß auch diese gerissenen Gauner ihre Meister finden würden.
Für mich war das allerdings nur ein schwacher Trost, denn es verbesserte meine persönliche Lage in keiner Weise. Sollte ich nicht doch den Versuch machen, mich mit einem blitzschnellen Sprung auf Miller zu stürzen, ihm die Null-acht zu entreißen und ihn als Geisel oder Kugelfang zu benützen? Sinnlos! Vorerst wollte ich nichts tun, was die Piraten veranlassen könnte, den Abzug durchzuziehen. Ich gab mich der unsinnigen Hoffnung hin, daß immer noch eine Rettung möglich sein müsse, solange ich am Leben war. Vielleicht würde Phil doch vorzeitig nach mir sehen, Wenn der blaue Cadillac jetzt noch auf dem Kinoparkplatz stand, hätte Phil eigentlich annehmen müssen, daß Miller bis zum Ende der Vorstellung in dem Lichtspieltheater bleiben würde, Phil hätte also zwei Stunden vor sich, in denen Miller bestimmt nichts unternehmen würde. In dieser Zeit könnte er gut einen Abstecher zu mir nach Yonkers machen.
An diese winzige Möglichkeit klammerte ich mich wie ein Ertrinkender an den bekannten Strohhalm. Ich selbst konnte zu meiner Rettung nur eines beitragen, und das war, mit allen Mitteln Zeit zu gewinnen. Deshalb schmeichelte ich dem Banditenboß:
»Ich bin geradezu verblüfft, mit welcher Genialität und Umsicht Sie alle Schwierigkeiten meistern. Manches bei Ihren Unternehmungen ist derart glänzend und raffiniert angelegt, daß ich nicht in der Lage bin, es mir auch nur vorzustellen. Zum Beispiel ist es mir jetzt noch völlig unbegreiflich, wie Sie es jeweils fertiggebracht haben, mit ihren Fallschirmspringern in dunkler Nacht zusammenzutreffen.«
Miller lehnte sich in seinem Sessel zurück, schlug die Beine übereinander und strahlte:
»Nicht wahr, da staunst du. Und doch war dieses Problem noch verhältnismäßig einfach zu lösen. Man muß nur etwas von Funktechnik verstehen. Gordon, erkläre es ihm, du verstehst am meisten von dem Zeug.«
»Aber Chef«, widersprach Gordon heftig, »wir können doch den G-man nicht in alle unsere Tricks einweihen!« Miller lachte.
»Machen wir ihm doch die kleine Freude, sozusagen als Erfüllung eines letzten Wunsches. Er weiß ohnehin schon zuviel, als daß wir ihn wieder laufen lassen könnten. Er wird sein Wissen nie mehr gegen uns verwerten können. Erzähl ihm also den Trick!«
»Gut, wenn du meinst, Chef«, brummte der Gangster mißmutig. »Unsere Methode ist ganz einfach, wenn man sie kennt. Ich hatte immer eines der handlichen Funksprechgeräte dabei, die man ohne weiteres in jedem besseren Radiogeschäft kaufen kann. In den Cadillac hatte ich den Radiokompaß eines Flugzeuges eingebaut, der mit einem sogenannten Kreuzzeigegerät verbunden ist. Fuhr der Cadillac direkt auf mich zu, so stand der senkrechte Zeiger dieses Instrumentes in der Mitte. Ging seine Fahrtrichtung links oder rechts an mir vorbei, so pendelte der Zeiger entsprechend nach links oder rechts aus. Die waagerechte Nadel gab an, ob sich der Chef auf mich zu oder von mir weg bewegte. Mit diesem Gerät mußte der Chef uns immer finden, ob er nun querfeldein oder Umwege über die Straßen fuhr.«
»Donnerwetter!« sagte ich
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