0198 - Wir rammten die Luftpiraten
Drake runzelte die Stirn. Vermutlich stellte er sich die Situation auf dem Flughafen möglichst plastisch vor, um irgendeine Schwäche oder die Möglichkeit einer Panne zu entdecken. Sein Nachdenken war nicht vergebens.
»Chef«, sagte er, »wir müssen noch etwas berücksichtigen. Nehmen wir mal an, unser Apparat donnert wie vorgesehen in eine der abgestellten Verkehrsflugzeuge und fängt Feuer, ln den nächsten Augenblicken kommt die Feuerwehr angebraust, gefolgt von einem Sanitätswagen. Sie werden nicht nur löschen, sondern auch den unseligen Piloten aus dem brennenden Wrack zu retten versuchen. Die Kabine aber ist leer. Es bedarf keiner großen Phantasie, um sich vorzustellen, was dann für ein Wirbel nach dem Übeltäter veranstaltet wird. Und genau das können wir nicht gebrauchen!«
»Die Kabine wird nicht leer sein!« sagte Miller in gleichgültigem Ton.
»Was soll das heißen, Chef?« fragte Ken lauernd und zog die Augenbrauen hoch. »Soll etwa einer von uns…«
»Ja und nein«, orakelte Miller. »Es kommt darauf an, ob wir Cotton zu uns zählen oder nicht. Diese ehrenvolle Aufgabe wird unser lieber G-man sicher mit Begeisterung übernehmen. Er wollte doch sowieso etwas für uns tun, und so wird es für ihn eine große Befriedigung sein, wenn er für uns ins Gras beißen wird. Ich erspare ihm dadurch sogar, auf seine eigenen Leute zu schießen.«
Ich lauerte selbstverständlich darauf, daß sich die Gangster wenigstens während ihrer angeregten Unterhaltung irgendeine Blöße geben würden. Aber sie taten mir nicht den Gefallen, mich auch nur für den Bruchteil einer Sekunde aus den Augen zu lassen. Mindestens zwei Maschinenpistolen waren ständig auf mich gerichtet.
Die jetzt ausgebrütete Teufelei der Luftpiraten hatte immerhin den einen Vorteil, daß sie mich nicht auf der Stelle erschießen, sondern zum Flughafen mitnehmen würden. Vielleicht konnte ich dort irgendwie Alarm schlagen. Auf keinen Fall wollte ich ihnen den Gefallen tun, mit ihrem Flugzeug ein anderes zu rammen. Wenn ich auch nicht sonderlich viel von der Bedienung eines Flugzeuges verstand, so hoffte ich doch, es aus der Richtung bringen zu können, selbst wenn sie mich fesselten. Ich mußte nun ein kluges Spiel spielen, daß sie nicht auf die Idee zurückkamen, mich vorher doch zu beseitigen. Ich sagte erregt:
»Hören Sie, Miller, das können Sie mit mir doch nicht machen! Lebendig kann ich Ihnen doch viel mehr nützen!«
»Irrtum,mein-Freund.« Miller lächelte zynisch und verfiel wieder in seinen widerlichen öligen Tonfall. »Nie in deinem Leben wirst du uns nochmals einen größeren Dienst erweisen können, als uns jetzt behilflich zu sein, ungeschoren mit der wertvollen DC-8 zu entkommen. Kein Wort mehr darüber. Es wird ohnehin langsam Zeit, daß wir zusammenpacken und verschwinden. Was wir nicht unbedingt brauchen, lassen wir einfach stehen und liegen. Die Cops können daraus ihre Schlüsse ziehen, wie sie lustig sind. Wenn wir die Kurve gekratzt haben, kann uns das völlig schnuppe sein. Die Fallschirme brauchen wir diesmal nicht, die Funkgeräte können ebenfalls Zurückbleiben, nur die tragbaren Sauerstoffgeräte müssen wir mitnehmen. Ken, prüfe sie nach. Du bist dafür verantwortlich, daß sie einwandfrei arbeiten und daß die Sauerstoffe flaschen gefüllt sind. Erledige das gleich und schaffe die Geräte anschließend .in den Wagen!, Den gesamten Bürokram der ehrenwerten Import- und Exportfirma Miller stelle ich großzügig dem FBI zur Verfügung. Auf den Inhalt meiner hübschen Doppeltür kann ich jedoch leider nicht verzichten. Bill, pack die Diamanten, den Schmuck und das Geld in die Aktentaschen. Gordon, laß unseren Tonband-Cotton nochmals abschließend mit seinem Laden reden, etwa so: ›Besagtes Haus vollkommen in Ordnung. Gehe jetzt nach Hause.‹ Ich denke, das kannst du aus dem Bandsalat noch zusammenmixen.«
»Wird schon gehen, Chef. Die Verständigung über Funksprech ist sowieso nicht sonderlich gut und meist etwas gestört, so daß kleine Fehler nicht auffallen«, erwiderte Gordon und verließ ebenfalls das Büro.
Auf diesen Moment hatte ich die ganze Zeit schon gewartet! Zwei der Banditen befanden sich im Augenblick außerhalb des Büros, und einer war mit dem Verpacken der Wertsachen beschäftigt und deshalb zunächst ungefährlich, Ich hatte nur noch Miller mit der Null-acht und Frank mit seiner Maschinenpistole gegenüber.
Nicht eine Sekunde mußte ich überlegen, wie ich am besten Vorgehen
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