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0199 - Hyänen für den Henker

0199 - Hyänen für den Henker

Titel: 0199 - Hyänen für den Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hyänen für den Henker
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einer Aktentasche bewaffnet, durch die Halle. Dann folgte ich, ein Musterköfferchen unter dem Arm. Wir fuhren hinauf zum zweiten Stock, wo sich Mister Beckers Privatbüro befand.
    Wir ließen uns anmelden und wurden augenblicklich vorgelassen.
    »Sie kommen zu spät, meine Herren«, stieß Mister Becker hervor. »Der Kerl war bereits da und ließ sich nicht aufhalten. Ich habe ihm die fünfhundert Dollar gegeben. Was hätte ich anderes tun sollen? Er sagte, er wüsste genau, dass das Haus überwacht werde. Wenn ich nicht aufhörte, Schwierigkeiten zu machen, würde das Syndikat andere Maßnahmen ergreifen.«
    »Wie ist der Bursche denn hereingekommen?«
    »Da fragen Sie mich zu viel! Er kam einfach, ohne sich zu melden, durch die Tür und sagte: die besten Grüße vom Syndikat. Wollen Sie bezahlen oder lieber in die Luft fliegen?«
    »Und wie lange ist das her?«
    Er sah auf die Uhr.
    »Drei oder vier Minuten. Er nahm das Geld und ging.«
    »Und wie'sah er aus?«
    »Da fragen Sie mich abermals zu viel. Ich weiß nur, dass er mittelgroß war und einen hellen Trenchcoat trug. Den Hut hatte er tief in die Stirn gezogen und eine Sonnebrille auf. Ich war viel zu erschrocken und durcheinander, als dass ich ihn mir genauer angesehen hätte.«
    Wir fragten das Mädchen in der Anmeldung, aber die war im Auftrag von Mister Becker in der Registratur gewesen, um ein Aktenstück zu holen und hatte daher den Mann gar nicht gesehen.
    Wir pressten jeden einzelnen unserer Kollegen aus, die in der Halle, auf dem Bürgersteig vor dem Portal und gegenübergestanden hatten, aber niemand konnte sich eines Mannes erinnern, der auch nur annähernd der von Becker gegebenen Beschreibung entsprach.
    Wir ließen unsere Kollegen auf Posten, rasten zurück zum Office und ließen die Filme entwickeln, die alle Personen zeigten, die innerhalb der letzten Viertelstunde das Haus betreten hatten. Zwei von ihnen trugen helle Trenchcoats, aber der eine Mann war ohne Kopfbedeckung und der zweite hatte eine Baskenmütze auf. Eine Sonnenbrille trug keiner von beiden. Allerdings ist es leicht möglich, 48 eine Brille in die Tasche zu stecken und eine Kopfbedeckung auszuwechseln.
    Wir fuhren zurück zum Beckerhaus und legten die Bilder dem Pförtner vor. Der kannte die beiden Leute. Es waren Angestellte der Firma; der mit der Baskenmütze arbeitete als Packer und der andere in der Expedition.
    Wir nahmen beide unter die Lupe. Wir fragten sie darüber aus, wo sie gewesen waren und sie konnten uns befriedigende Auskunft geben. Die beiden kamen also nicht in Betracht.
    Wir durchstreiften sämtliche Geschäftsräume und wurden von allen möglichen Leuten schief angesehen, aber wir fanden nichts.
    »Pleite!«, schimpfte Phil.
    Wieder hatten wir uns festgelaufen.
    In der schwachen Hoffnung, er könne sich doch noch an etwas erinnern, gingen wir nochmals zu Mister Becker. Das Mädchen in der Anmeldung hatte anscheinend wieder was zu tun. Ihr Platz war leer. Ich klopfte und wir traten ein.
    Mister Becker hatte Besuch. Auf der anderen Seite des Schreibtisches saß ein etwa fünfunddreißigjähriger, dunkelhaariger Mann. Eine Brandyflasche stand auf dem Tisch. Die zwei Herren hatten ihre Gläser gerade geleert und waren offensichtlich bester Laune.
    Als wir eintraten, veränderte sich Mister Beckers Gesichtsausdruck schlagartig. Er war zornig und machte kein Hehl daraus.
    »Ich möchte Sie hier nicht mehr sehen«, schnauzte er. »Sie haben Ihre komplette Unfähigkeit bewiesen. Ich habe keine Lust, mir Ihretwegen das Genick umdrehen zu lassen.«
    Der andere hatte sich umgedreht und lächelte maliziös.
    »Nehmen Sie das nicht tragisch, meine Herren«, meinte er. »Mister Becker ist von etwas cholerischem Temperament, aber ich bin sicher, das gibt sich mit den Jahren.«
    Ich hätte den beiden gern ein paar Grobheiten gesagt, aber letzten Endes haben wir es nicht anders verdient, als dass wir angepfiffen und ausgelacht wurden. Wir machten kehrt und gingen ohne Gruß.
    Als ich die Tür zupfefferte, wunderte ich mich, dass die Milchglasscheibe mir nicht nachgeflogen kam.
    Auf der Rückfahrt sprachen wir kein Wort. Wir fraßen den Ärger in uns hinein, und ich bin sicher, dass Phil genauso nahe am Zerspringen war wie ich. Die sachliche Atmosphäre wirkte wohltuend.
    ***
    Im Vorraum wartete der Chef der Pinkterton Agency, Mister Cunningham persönlich auf uns.
    »Ich habe Ihre Anfrage wegen unserer Ermittlungen für Mister John Shawsburry erhalten. Zugleich erfuhr ich, dass

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