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0199 - Hyänen für den Henker

0199 - Hyänen für den Henker

Titel: 0199 - Hyänen für den Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hyänen für den Henker
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natürlich schon wieder vermietet, und so war es zwecklos, sie zu durchsuchen.
    Unser zweiter Besuch galt Norma Stanley, die einen eleganten Bungalow im vornehmen Stadtteil Murry Hill bewohnte.
    Sie öffnete uns selbst, und wir sahen, dass sie erst vor Kurzem aufgestanden sein musste. Sie trug einen chinesischen Schlafrock und war unfrisiert, was ihr aber recht gut stand. Im Übrigen waren wir ja alte Bekannte.
    Sie zog einen Augenblick die Stirn kraus.
    »Wo habe ich Sie nur schon gesehen? Oh, jetzt erinnere ich mich: Sie sind doch die beiden Herren, mit denen wir vor ein paar Tagen so vergnügt in dem China-Restaurant zusammensaßen. Bitte, kommen Sie herein. Es ist zwar für meine Verhältnisse hoch etwas früh, aber wenn Sie mein übliches Durcheinander nicht stört… Einen Drink können Sie auf alle Fälle bekommen.«
    Sie nötigte uns zum Eintreten, sammelte ein paar herumliegende Kleidungsund Wäschestücke auf und warf sie kurzerhand hinter die Couch. Dann suchte sie nach dem Gürtel ihres Morgenrocks, fand ihn aber nicht und lachte:
    »Das Ding geht immer auf, aber ich habe ja einen sehr soliden Schlafanzug darunter an.«
    Damit huschte sie zur Bar und mischte mit einer Fertigkeit, die auf Übung schließen ließ, ein paar steife Drinks.
    »Wollten Sie mich nur besuchen, oder haben Sie etwas auf dem Herzen?«, fragte sie dann.
    »Wir wollen ehrlich sein«, nahm Phil das Wort. »Hier ist mein Ausweis.«
    »Ausweis?«
    Sie las, fuhr sich in komischer Verzweiflung durch die blonden Haaren und meinte: »Was habe ich denn so Schreckliches ausgefressen, dass zwei G-men mich besuchen kommen?«
    »Es handelt sich um Mister Shawsburry, der gestern Nacht Selbstmord beging.«
    Ich hatte sie im Auge behalten und obwohl sie ihr Mienenspiel meisterhaft beherrschte, konnte sie es nicht verhindern, dass die rosige Farbe aus ihren Wangen wich.
    »Und was habe ich damit zu tun?«
    »Um deutlich zu werden: Sie haben alles damit zu tun. Es hat keinen Zweck, wenn Sie leugnen, dass Sie diesen Herrn sehr gut gekannt haben. Wir wissen es von ihm selbst. Er hinterließ einen Brief, in dem er uns darlegte, wie er sich in Sie verliebte und wie schändlich er von Ihnen und Ihrer sogenannten Tante erpresst wurde.«
    »Er hat geschrieben?«, flüsterte sie entsetzt, und dann tat sie das, was Frauen immer tun, wenn sie sich in einer aussichtslosen Situation befinden: Sie fiel in Ohnmacht. Wir hoben sie auf und legten sie auf die Couch. Dann ging mein Freund auf die Suche und kam nach einer Minute mit einem klatschnassen Badeschwamm zurück. Er grinste, während er ihn hochhob und einen Tropfen mitten in das Puppengesicht mit den geschlossenen Augen fallen ließ.
    Der Tropfen traf die Nasenspitze und zerplatzte.
    »Sie ist wirklich ohnmächtig«, meinte Phil. »Wir müssen also etwas energischer werden.«
    Mein Freund wurde energisch.
    Er wusch ihr ausgiebig das Gesicht, sodass die Wimperntusche sich in Tinte verwandelte und über die Wangen floss. Er wusch so lange weiter, bis auch die letzte Spur davon verschwunden war, und als auch das nichts half, drückte er den Schwamm einfach aus, wobei eine ganze Portion Wasser in den Ausschnitt lief. Das wirkte.
    Norma Stanley schüttelte sich wie eine nasse Katze, quiekte, fuhr hoch und rannte ins Schlafzimmer, aus dem sie drei Minuten später, angetan mit einem schwarzen Hausanzug zurückkehrte.
    »Sind Sie jetzt so weit, Miss Stanley, dass man mit Ihnen reden kann?«, fragte ich.
    Sie versuchte, mich mit einem seelenvollen Augenaufschlag weich zu machen, tupfte zwei Tränchen ab und sagte: »Wenn, Sie ja doch schon alles wissen, kann ich ja auspacken. Ich habe einen Freund.«
    »Das ist uns bekannt. Mister Newman, aber ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, dass Sie nicht gerade wild darauf sind, dass er von Ihren Eskapaden etwas erfährt.«
    »Um Gottes willen nicht! Er würde mich totschlagen!«
    »Das hängt von Ihnen ab. Vor allem bleiben Sie bei der Wahrheit.«
    Sie nickte energisch.
    »Das will ich. Ich lernte John auf einer Party kennen, und wir verliebten uns sofort ineinander. Ich gab ihm einen falschen Namen und stellte eine zufällig anwesende Bekannte als meine Tante vor. Eigentlich brachte sie mich auf die Idee. Sie meinte, das sähe besser aus. Es vergingen ein paar herrliche Wochen. Meine einzige Sorge war, Pit könne etwas merken, aber er merkte nichts. Eines Tages jedoch besuchte mich die falsche Schlange, die alte Cromwell, und erklärte mir kaltschnäuzig, ich müsse die

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