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0199 - Phantom der Lüfte

0199 - Phantom der Lüfte

Titel: 0199 - Phantom der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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ihre Augen benötigten trotzdem Minuten, um sich an das schummerige Dämmerlicht zu gewöhnen.
    Sie schob die Tür hinter sich ins Schloß, lehnte sich dagegen und wartete, daß das Zittern ihrer Hände aufhörte. Aber das Gegenteil war der Fall. Ihr Herz begann wild zu hämmern, und auf ihrer Stirn erschien ein Netz feiner, perlender Schweißtropfen. Plötzlich entstand das Bild des schrecklich verunstalteten Leichnams wieder vor ihren Augen, und in ihrer Kehle saß ein harter, bitterer Kloß. Die Idee, ganz allein noch einmal hinauszugehen und vielleicht noch einmal mit der schrecklichen Erscheinung konfrontiert zu werden, erschien ihr mit einem Male gar nicht mehr so gut.
    Sie zwang sich, die Augen zu öffnen und das chaotische Durcheinander im Schuppen zu betrachten. Das Motorrad war unter Bergen von alten Decken und gerümpel begraben. Eine fingerdicke Staubschicht bedeckte den Boden, und von den Dachbalken rieselte Staub in feinen, flirrenden Bahnen. Eine seltsame, gespenstische Atmosphäre lag über dem Raum.
    Sandy atmete hörbar ein, stieß sich von der Tür ab und ging auf die halb unter Dreck und Gerümpel vergrabene Maschine zu. Ihre anfängliche Zuversicht, die Maschine mit ein paar Handgriffen in Gang zu bekommen, verschwand, als sie sah, in welchem Zustand sich das Motorrad befand. Das Vorderrad war herausmontiert und lag mit plattem Reifen auf dem Boden. Unter dem Motorblock war Öl in einer dunklen, staubigen Lache getrocknet, und über dem Sattel…
    Sandys Herz machte einen spürbaren Satz, als sie das Ding erkannte, das auf dem staubigen Ledersattel lag.
    Eine Hand!
    Eine menschliche Hand!
    Sie stieß einen entsetzten Schrei aus, prallte zurück und schlug die Hände vors Gesicht. Aber das Bild hatte sich bereits tief in ihr Bewußtsein gegraben:
    Eine abgeschlagene, zu einer Kralle verkrümmte menschliche Hand!
    Sie hörte ein Geräusch; ein schabendes, schleifendes Kratzen, so, als kröche etwas Hartes, Schweres langsam auf sie zu. Vor ihren Augen entstand eine grauenhafte Vision: Sie sah die Hand, die plötzlich zu grauenhaftem Leben erwacht war und langsam, mit eckigen Bewegungen, wie eine riesige, fünfbeinige Spinne, auf sie zugekrochen kam.
    Sany riß mit einem erstickten Aufschrei die Hände herunter, fuhr herum und stürzte zur Tür. Ihre Finger tasteten zitternd nach dem Griff und zerrte daran.
    Die Tür war verschlossen!
    Eine endlose Sekunde lang riß Sandy mit aller Kraft an der morschen Tür, ehe ihr klar wurde, daß sie gefangen war. Die Tür war verschlossen. Eine unsichtbare, unglaubliche Gewalt hatte den Ausgang blockiert.
    Das Schaben hinter ihrem Rücken wiederholte sich, näher und drohender diesmal.
    Sandy ballte die Fäuste, atmete tief ein und fuhr mit einem Ruck herum.
    Die Hand kam auf sie zugekrochen!!
    Ihre Vision war keine Vision gewesen! Es war Wirklichkeit, grausame Wahrheit!
    Sie schrie. Ihre Stimme steigerte sich zu einem hysterischen, panischen Kreischen, das den winzigen Raum zu sprengen schien. Ihr Rücken preßte sich gegen das warme, trockene Holz, während ihre Hände verzweifelt über den unsichtbaren Widerstand tasteten, der ihr den Ausgang verwehrte.
    Die Hand kroch langsam näher. Eine dünne, glitzernde Spur aus halbgeronnenem Blut blieb hinter ihr zurück und markierte ihren Weg. Sandy konnte plötzlich mit phantastischer Klarheit jede winzige Einzelheit der schrecklichen Erscheinung erkennen: die winzigen, hellen Härchen auf dem Handrücken, die sich wie unter einer inneren Spannung aufrichteten, die gesplitterten Fingernägel, die blutende Schnittwunde, die quer über die Handfläche lief.
    Sandy riß sich mit einer ungeheuren Anstrengung aus ihrer Erstarrung. Als sich die tastenden Finger ihrem Fuß näherten, sprang sie vor, setzte mit einem verzweifelten Schritt über die Hand hinweg und wich kreischend an die gegenüberliegende Wand zurück.
    Die Hand erstarrte, blieb einen Moment lang reglos liegen und drehte sich dann langsam um, um erneut auf sie zuzukriechen.
    Aber damit hatte das Grauen erst begonnen.
    Ein neues Geräusch aus dem Hintergrund des Schuppens ließ Sandy herumfahren. In der schattenerfüllten Dunkelheit hinter ihr war Bewegung; etwas Großes, Formloses, das sich mühsam aufzurichten schien und sie aus toten Augen anstarrte.
    Langsam, als bereite ihr jede Bewegung unendliche Mühe, tastete sich Sandy an der Holzwand entlang. Ihre Finger schlossen sich um das spröde Holz eines Axtgriffes, während ihr Blick wie hypnotisiert an

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