0199 - Phantom der Lüfte
brechen aus!« Er feuerte seine letzte Patrone ab und schlug wütend nach rechts und links, um die nachdrängenden Zombies zurückzutreiben.
Aber er kam nur wenige Schritte weit.
Vor Zamorras ungläubig geweiteten Augen begannen die erschlagenen Zombies sich zu bewegen! Sie standen auf, griffen mit fahrigen Bewegungen nach ihren Waffen und gingen erneut zum Angriff über!
Bill prallte entsetzt zurück, ließ die nutzlose Pistole fallen und hob seinen Säbel. Wieder sprang einer der Zombies vor, und wieder stoppte Borg den Angriff mit einem wütenden Schwerthieb. Aber es war sinnlos. So oft sie die Unheimlichen auch schlugen - sie waren bereits tot. Und Tote können nicht mehr erschlagen werden.
Zamorra begriff die schreckliche Wahrheit in dem Moment, in dem die Untoten zum entscheidenden Angriff ansetzten. Wie auf ein unhörbares Kommando hin stürmte die Welle der Zombies vor, eine graue, kochende Woge, die die drei Menschen hinwegfegen würde.
Zamorra spreizte die Beine, packte den Schwertgriff mit beiden Händen und wartete auf den Anprall. Aber er kam nicht.
Neben ihm stieß Borg plötzlich einen wilden, gellenden Kampfschrei aus, schwang seine Waffe über dem Kopf und rannte den Angreifern entgegen.
Es ging alles ganz schnell. Borgs Waffe fuhr durch die Phalanx der Zombies, aber seine Gegner waren viel zu zahlreich, als daß er auch nur die Spur einer Chance gehabt hätte. Schwerter bohrten sich in seinen Körper. Borg bäumte sich auf, taumelte zurück und brach langsam in die Knie. Seine Finger öffneten sich kraftlos. Das Schwert polterte zu Boden. Dann verschwand sein Körper unter der heranwogenden Meute.
Zamorra war plötzlich froh, daß er das grausame Schauspiel nicht mitverfolgen mußte. Die Zombies schienen ihre ganze Wut an dem leblosen Körper des Mannes auszulassen.
Und dann verschwanden sie.
Ihre Körper wurden glasig, schienen sich in treibende, vage an menschliche Umrisse erinnernde Nebelschwaden zu verwandeln und lösten sich schließlich ganz auf.
Alles, was zurückblieb, war der tote Borg.
***
Das Fenster glitt mit leisem Quietschen nach oben. Ein Schwall warmer Luft, begleitet vom Geruch nach heißem Sand und trockenem Wüstenwind, drang in das Zimmer.
Sandy blinzelte. Aus dem rückwärtigen Teil des Hauses waren die leisen Geräusche zu hören, die ihre Mutter in der Küche verursachte. Das Quietschen des Windrades im Hof erschien ihr mit einem Mal seltsam laut und verräterisch, und das leise Schaben, mit dem das Fenster nach oben glitt, schien ihr laut genug, um alle Nachbarn im Umkreis von fünfzig Meilen zu alarmieren. Ihre Finger zitterten unmerklich, als sie ihre Bluse zuknöpfte.
Sie hatte sich schlafend gestellt, als ihre Mutter vor fünf Minuten das letzte Mal ins Zimmer gekommen war. Sandy hatte jedes Wort gehört, das ihre Mutter mit den drei Fremden gewechselt hatte, und das, was sie gehört hatte, hatte ihren Entschluß nur noch gefestigt.
Sie mußte zu Borg.
Sie wußte, daß sie sich albern und dumm verhalten hatte. Borg hatte sie nicht weggeschickt, weil er ihrer überdrüssig geworden war, sondern allein aus Sorge, vielleicht aus Angst.
Sandy konnte sich nichts vorstellen, das einen Mann wie Borg in Angst und Schrecken versetzen konnte, aber sie wußte, daß er Hilfe brauchte.
Ihre Hilfe.
Sie hätte sich von Anfang an niemals wegschicken lassen sollen.
Ein kleines, schleichendes Gefühl der Angst machte sich in ihr breit, als sie aus dem Fenster stieg und sich aufmerksam umsah. Der Hof war leer - weit und breit war keine Spur von Leben zu sehen, aber sie hatte trotzdem das Gefühl, beobachtet zu werden. Es war, als lauere in den scharf abgegrenzten Schatten der Gebäude und Schuppen unwirkliches, böses Leben, das sie aus tausend unsichtbaren Augen anstarrte.
Sandy schüttelte ärgerlich den Kopf und ging mit eiligen Schritten zum Schuppen hinüber. Ihr Vater war mit dem Wagen weggefahren, aber es gab da noch das alte Motorrad, mit dem sie früher oft hinausgefahren war. Die Maschine war seit Jahren nicht mehr benutzt worden, aber Sandy wußte, daß sie technisch ok war - und sie hatte ihrem Vater genug abgesehen, um das Motorrad wieder in Gang zu bekommen.
Sie öffnete die Tür, sah sich noch einmal sichernd um und schlüpfte dann in den Schuppen. Die Dunkelheit schien sich wie eine riesige, erstickende Decke um sie zu legen, als sie den muffigen Raum betrat. Durch unzählige Spalten und Ritzen in den altersschwachen Holzwänden sickerte Licht, aber
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