0199 - Phantom der Lüfte
dem der Druse zu Boden ging.
Der Magier schrie auf. Ein kurzer, in einer fremdartigen Sprache hervorgestoßener Befehl drang aus seinem Mund.
Die Tür wurde mit einem wuchtigen Schlag aus den Angeln gerissen. Vier, fünf Zombiepiraten drängten in den kleinen Raum und griffen Zamorra mit gezückten Schwertern an.
Zamorra wich keuchend in die hinterste Ecke der kleinen Kajüte zurück. Seine Hand krampfte sich verzweifelt um den Stein.
Aus - dachte er. Das war das Ende. Die Kajüte besaß nur einen einzigen Ausgang, und bis dorthin würde er nie kommen. Aber er würde sein Leben so teuer wie möglich verkaufen.
Ein Schwert hackte nach seinem Kopf, verfehlte ihn um Haaresbreite und riß einen langen Holzsplitter aus der Kabinenwand. Zamorra sprang blitzschnell zur Seite, riß das Knie hoch und trat zu. Der Treffer schleuderte den Piraten in die Reihe seiner Kameraden zurück. Für einen winzigen Augenblick verwandelten sich die Angreifer in ein wirres Knäuel aus Armen und Beinen.
Zamorra setzte alles auf eine Karte. Er sprang vor, schmetterte die Faust in ein weißes, schwammiges Gesicht und brach durch die Reihe der Angreifer hindurch.
Er kam nicht einmal bis zur Tür. Irgend etwas schlug nach seinem Fuß und brachte ihn zu Fall. Er stolperte, stürzte schwer auf die morschen Planken und blieb benommen liegen.
Als er sich wieder auf den Rücken drehte, ragte die Gestalt des Drusen über ihm empor.
»Es ist aus, Zamorra!«
Varcour bückte sich nach einem Schwert, packte es mit beiden Händen und hob es hoch über den Kopf, um zum letzten, tödlichen Schlag auszuholen…
***
Zamorra reagierte, ohne zu denken. Als die Klinge niedersauste, riß er beide Arme hoch und streckte dem Drusen den Sternstein entgegen.
Der Magier schien die Gefahr im letzten Augenblick zu bemerken, aber seine Reaktion kam zu spät. Die Klinge sauste herunter, traf den unscheinbaren Stein genau in der Mitte und spaltete ihn in zwei Teile.
Eine endlose Sekunde lang geschah gar nichts.
Dann, langsam, ganz ganz langsam, begann sich die Umgebung zu verändern. Die Gestalten der Piraten und des Magiers wurden unscharf, nebelig und verschwommen. Ein höher, klagender Ton lag in der Luft, ein seltsames, unirdisches Seufzen und Stöhnen, das nach wenigen Augenblicken in einen gellenden Schrei überging.
Dann zuckte ein grellweißer Blitz auf Zamorra nieder und löschte sein Bewußtsein aus.
***
Eine sanfte, warme Hand lag auf seiner Stirn, als er erwachte. Es war warm. Irgend etwas kitzelte in seinem Nacken, und als er die Hände bewegte, fühlte er heißen Wüstensand unter sich.
Er blinzelte, öffnete die Augen und hob stöhnend die Hand, als das grelle Sonnenlicht ihn blendete.
»Na, endlich wach?« fragte eine spöttische Stimme.
Zamorra öffnete endgültig die Augen und setzte sich mit einem Ruck auf.
Sie befanden sich mitten in der Wüste. Von dem Wolkenschiff und den Zombie-Piraten war nichts mehr zu entdecken.
»Was…«, machte Zamorra.
»Es ist vorbei«, antwortete Bill auf die nur halb ausgesprochene Frage. Er lächelte erleichtert. »Du hast dir eine Menge Zeit gelassen. Wir dachten schon, es wäre aus.«
»Was ist passiert?«
»Ich dachte, das könntest du uns beantworten«, sagte Bill. »Es gab einen fürchterlichen Blitz, und als wir aufwachten, lagen wir hier.« Er seufzte, streckte Zamorra die Hand entgegen und zog ihn ächzend vom Boden hoch. »Wir müssen aus der Sonne heraus«, sagte er entschieden. »Außerdem müssen wir uns um die Gwendalls kümmern.«
Zamorra blinzelte aus zusammengekniffenen Augen über die flimmernde Wüste. Die drei lagen reglos im Sand. Nicole schien sich um sie zu kümmern.
»Sie sind noch bewußtlos?«
»Ja.« Bill nickte. »Aber sie scheinen nichts abbekommen zu haben. Wir müssen sie ins Haus bringen. Gott sei dank waren die Piraten so nett, uns nicht zu weit in die Wüste hinauszubefördern.« Auf seinem Gesicht erschien ein fragender Ausdruck. »Was erzählen wir ihnen?«
Zamorra zuckte die Achseln. »Wie wäre es mit der Wahrheit?«
Bill antwortete nicht sofort. Schließlich erschien ein schadenfrohes Grinsen auf seinem Gesicht.
»Na«, sagte er langsam, »dann versuch das mal. Bin gespannt, wie du es machst…«
ENDE
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