02 Arthur und der Botschafter der Schatten
will ich das ja.« Garcías Augen funkelten im Halbdunkel des Gangs. »Und dann baue ich mit ihrer Hilfe eine neue Welt auf. So, wie ich sie haben will.« Er wandte sich zu seinen Helfern um. »Genug geredet. Nehmt die Kiste und dann verschwinden wir.«
»Und die beiden, Herr?«, fragte einer der Söldner und betastete vielsagend den Knauf seines Säbels.
»Die sind harmlos«, erwiderte García verächtlich. »Lasst sie laufen. Sie können uns nichts anhaben.«
Diesen Moment nutzte Abul Hassan. Er wusste, er und Ramiro waren ihren Gegnern hoffnungslos unterlegen. Aber er konnte sich sein Lebenswerk nicht einfach so wegnehmen lassen! Lieber würde er sterben. Er warf sich auf die Truhe und umklammerte sie mit aller Kraft. Zugleich begann er, lauthals um Hilfe zu schreien.
Sofort zog einer der Söldner seinen Säbel und ging auf Abul Hassan los.
»Nicht!«, schrie Ramiro und warf sich todesmutig zwischen den Angreifer und seinen Freund. Zwei weitere Söldner packten ihn von hinten und rissen ihn zurück, der dritte rammte ihm die Faust in den Magen. Ramiro blieb die Luft weg, und der Schmerz ließ ihn in die Knie gehen. Der erste Söldner holte mit seinem Säbel aus und hieb Abul Hassan den Knauf gegen den Kopf. Der Alte stöhnte kurz auf, dann erschlafften seine Gliedmaßen. Der Täter zerrte sein Opfer grob von der Truhe herunter.
García hatte der Szene unbewegt zugesehen. Auf sein Zeichen hoben die Söldner die Kiste an und verschwanden um die Ecke.
Ramiro erhob sich mühsam. Keuchend schleppte er sich zu der reglosen Gestalt Abul Hassans hinüber. Aus einer Platzwunde am Kopf rann Blut über das Gesicht des Alten. Einen Moment lang fürchtete Ramiro, sein Freund sei tot, doch dann bemerkte er seine flachen Atemzüge. Vorsichtig rüttelte er Abul Hassan an den Schultern.
Es dauerte nicht lange und der Alte schlug die Augen auf. Nach einem kurzen Moment der Verwirrung wurde sein Blick klar. »Sind sie weg?«, stieß er hervor.
Ramiro nickte stumm.
Verzweiflung machte sich auf Abul Hassans Gesicht breit. Er stöhnte und fuhr sich mit der Hand über den Kopf. Dabei spürte er das Blut, das aus seiner Wunde lief.
»Wa ’llahi!«, krächzte er. »Das hätte ich García nicht zugetraut.«
In diesem Augenblick hörten sie Geschrei aus der Gasse. Ramiro humpelte zur Ecke vor, lehnte sich stöhnend an die Wand und spähte vorsichtig hinaus. Was er sah, ließ sein Herz höher schlagen: García und seine Söldner waren einer Berberpatrouille in die Arme gelaufen, die ihnen zahlenmäßig weit überlegen war. Zwischen dem Anführer der Patrouille und García hatte sich ein heftiges Wortgefecht entwickelt.
Ramiro spürte eine Hand auf der Schulter und zuckte zusammen. Doch es war nur Abul Hassan, der sich ebenfalls aufgerafft hatte. Er stützte sich auf den Freund. »Das ist unsere letzte Chance. Los!«
Ramiro wollte widersprechen, aber Abul Hassan schnitt ihm das Wort ab. »Wir müssen eingreifen, wenn wir die Bücher retten wollen.« Er legte seinen Arm um Ramiros Schultern, und gemeinsam traten sie auf die Gasse.
Mit jedem schleppenden Schritt, den sie sich der Menschenansammlung näherten, spürte Abul Hassan, wie seine Kräfte zurückkehrten. Es war, als wollten ihm die Bücher dabei helfen, seine Aufgabe zu erfüllen.
Sie hatten die Gruppe gerade erreicht, als der Anführer der Soldaten García mit dem Knauf seines Schwertes niederschlug. Dessen vier Söldner nutzten die momentane Aufregung, um im Dunkel der benachbarten Gassen zu verschwinden.
Abul Hassan löste sich von Ramiro und zog den Passierschein hervor. Zwei Soldaten standen über dem am Boden liegenden García und richteten ihre Säbelspitzen auf seine Brust. Der Alte trat auf den Anführer zu.
»Gut, dass ihr sie aufgehalten habt!«, rief er. Der Anführer der Berber blickte die blutverschmierte Figur, die plötzlich aus dem Dunkel aufgetaucht war, misstrauisch an. Die Soldaten standen kampfbereit, die Hände an ihren Säbeln.
»Wir haben einen Passierschein des Kalifen.« Abul Hassan streckte dem Mann das Pergament entgegen. »Diese Leute haben uns überfallen und uns die Truhe geraubt.«
Einer der Soldaten hielt die Fackel, die er trug, so nah heran, dass der Anführer das Dokument lesen konnte. Er benötigte eine Weile dafür. Dann gab er dem Alten den Ausweis zurück. Sein Misstrauen war nicht besänftigt.
»Was befindet sich denn Wertvolles in der Truhe?«, fragte er.
»Bücher«, erwiderte Abul Hassan.
»Bücher?« Der Anführer
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