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02 - Beiss mich, wenn du kannst

02 - Beiss mich, wenn du kannst

Titel: 02 - Beiss mich, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly Raye
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dir reden." Ihre Stimme klang angsterfüllt. „Es ist ein Notfall. Ich kann mich nicht zwischen der Schlangenleder-Clutch von Dolce und Gabbana und der neuen pinkfarbenen Louis Vuitton entscheiden. Die eine würde perfekt zu diesen göttlichen Schuhen passen, die ich mir gerade gekauft habe, aber die pinkfarbene Louis ist absolut das Niedlichste, was du je gesehen hast. Ruf mich bitte an." Piep.
    „Sprachnachricht Nummer drei: Lilliana, hier ist deine Mutter. Wir werden morgen auf die Jagd gehen, und nicht Sonntag. Dein Vater und ich haben an unserem normalen Jagdtag eine bindende Verpflichtung, darum müssen wir die Jagd diesmal auf den Samstag verschieben. Sei bitte pünktlich. Oh, und dein Vater möchte, dass du unterwegs im Golftown an der West Thirty-second anhältst und ihm eine Schachtel Ben Hogans mitbringst. Vergewissere dich nur, dass sie dir auch die Tour-Deep-Bälle geben und nicht die Hawk Twelves. Dein Vater verabscheut die Hawks zutiefst. Er meint, sie verkürzen seinen Putt. Ich bin eher geneigt anzunehmen, dass es sein Abschlag ist, der seinen Putt verkürzt, aber du kennst ja deinen Vater.' Piep. Ende der Sprachnachrichten."
    Ich drückte den Aus-Knopf und starrte das Telefon an.
    Golftown? Sicher, das war schon ein ziemlich cooler Laden, wenn man auf Golf stand. Aber das tat ich nun mal nicht. Abgesehen davon war ich auf der Flucht vor den Cops. Polyester tragenden Cops. In einem Geschäft wie Golftown würde es vor Polizei sicher nur so wimmeln. Bei all diesen grauenhaften, knallbunten Hosen musste ihnen das doch wie das Paradies vorkommen.
    Meine Mutter hatte natürlich nicht einen einzigen Gedanken daran verschwendet, dass sie mich auf direktem Weg in die Höhle des Löwen schickte. Oh nein, das Einzige, was sie interessierte, waren Golfbälle. Und dass ich zu ihrer kostbaren Jagd pünktlich kam.
    Verdammt noch mal, ich war doch eine Flüchtige! Auf der Flucht. Kämpfte verzweifelt darum, mein Leben zurückzubekommen. Ich hatte überhaupt keine Zeit, zu Golftown zu gehen, geschweige denn auf diese Jagd. Sicher, wir machten das schon seit über dreihundert Jahren, und der Einzige, der in dieser ganzen Zeit je gefehlt hatte, war Max. Aber da hatte ihn die Inventur bei Moe's aufgehalten, darum haben ihm meine Eltern auch ziemlich schnell verziehen. Ansonsten waren immer alle Kinder anwesend (wenn auch widerwillig). Ende der Geschichte.
    Ich bin zwar nicht damit beschäftigt gewesen, Textmarker und Tipp-ex-Fläschchen zu zählen, aber ich tat doch etwas genauso Wichtiges: Ich versteckte mich. Ich würde nicht riskieren, geschnappt zu werden, nur weil ich mich auf den langen Weg nach Connecticut machte.
    Nee, bestimmt nicht. Das könnt ihr vergessen. Auf keinen Fall. Das sagte ich mir dann immer wieder, als ich kurz vor Tagesanbruch in Tys Bett kroch und meine Augen schloss. Abgemacht. Keine Jagd. Nicht mit diesem Vampir.
    „Ich hab Dads Golfbälle vergessen", platzte ich heraus, als meine Mutter am Samstagabend um Viertel nach neun die Hintertür öffnete.
    Selbstverständlich war ich kein rückgratloser Feigling (ich war auf meinem Weg hierher absichtlich am Golftown vorbeigefahren), aber mein armes Rückgrat wurde regelmäßig ganz weich und wabbelig, wenn es mit der Aussicht konfrontiert wurde, eine dreihundert Jahre alte Tradition der Marchettes zu brechen.
    „Ich hatte ja vor, sie zu holen", beeilte ich mich zu versichern, aber ich bin nicht rechtzeitig weggekommen und -"
    „Das wurde ja auch Zeit", verkündete meine Mutter.
    Jacqueline Marchette trug ein schokoladenbraunes Wickelkleid aus Seide, ein diamantenes Halsband von Tiffany, ein dazu passendes Armband - und eine missbilligende Miene. Ihr langes dunkelbraunes Haar hatte sie zu einem eleganten Pferdeschwanz zurückgekämmt, der ihre hohen Wangenknochen und die edel geformte Nase betonte. Dichte Wimpern umkränzten ihre tief-braunen Augen. Ihre vollen Lippen glänzten von Chanels Giocolate Mousse.
    Sie duftete nach französischem Parfüm, Schwarzwälder Kirschtorte und jeder Menge Geld (aber welcher Vampir tat das nicht?).
    Ich hatte glücklicherweise mein geliebtes Wickelkleid von Diane von Fürstenberg - schwarz-weiß mit angeschnittenen Ärmeln - einpacken können, bevor ich vor der Polizei flüchten musste, und dazu ein fabelhaftes Paar schwarzlederne Vivias. Darum fühlte ich mich nicht underdressed.
    „Deine Brüder sind schon seit über einer Stunde hier", bemerkte meine Mutter.
    Du meine Güte, Mom. Es ist toll, dass es dir

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