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02 - Beiss mich, wenn du kannst

02 - Beiss mich, wenn du kannst

Titel: 02 - Beiss mich, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly Raye
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so gut geht. Und mir? Ach, ich werde wegen Mordes gesucht, was bedeutet, dass jeder Cop zwischen hier und Manhattan nach mir Ausschau hält. Ein überängstlicher Kopfgeldjäger spielt Babysitter für mich, und mein Haar - verdammt sei seine verräterische Seele - hat sich einfach geweigert zu kooperieren. Kurz gesagt, es geht mir wunderbar. Wirklich ganz wunderbar.
    „Deinem Vater und mir liegt sehr viel an diesen Abenden, Lilliana", fuhr sie fort, „und wir erwarten von unseren Kindern dieselbe Wertschätzung."
    „Aber sicher doch." Ich lächelte. Entweder das oder ich würde in Tränen ausbrechen, und meine Mom ist wirklich nicht der Typ, vor dem man das tun sollte. (Friedliche Dörfer plündern? Ja. Weinen? Auf gar keinen Fall.) „Wenn ich mich das nächste Mal einer Verhaftung widersetze und vor der Polizei fliehe, werde ich auf jeden Fall im Voraus darum bitten, dass sie mir an Jagdabenden freigeben."
    „Das ist aber auch das Mindeste, was du tun kannst, Liebes."
    Ich weiß, sie hat mich geboren, in uns fließt dasselbe Blut, und ich sollte ihr bis in alle Ewigkeit dankbar sein und so weiter, blablabla. Ich wäre doch nicht hier in all meiner vampirischen Herrlichkeit, wenn die Frau, die da vor mir stand, nicht heldenmütig die sechzehn Stunden extrem schmerzhafter Wehen durchgestanden hätte. Ich weiß (vor allem, weil sie mich an allen wichtigeren Feiertagen und meinem Geburtstag daran erinnert), und ich weiß es auch zu schätzen. Wirklich. Es ist nur, also, manchmal (sprich: jetzt) würde ich ihr am liebsten eine runterhauen.
    „Steh nicht einfach so da rum." Sie forderte mich mit einer Geste auf, ins Haus zu kommen. „Alle warten schon auf dich."
    Auch wenn sie sich so zickig und prätentiös wie immer gab, wusste ich, dass etwas nicht in Ordnung war, als sie, statt mit ihren absolut fantastischen Jimmy Choos (lederne Riemchensandalen) auf direktem Weg ins Wohnzimmer zu schweben, erst mal nach einer Flasche Scotch griff, die auf einem Tisch stand, und sich einen ordentlichen Schluck genehmigte.
    Es war nicht etwa der Alkohol, der mir das verriet, sondern die Tatsache, dass sie sich gar nicht erst die Mühe machte, ihn in ein Glas zu gießen. Meine Mutter war das wandelnde Vorbild für Vampir-Etikette. Sie war stets gut gekleidet, hatte ausgezeichnete Manieren und spielte niemals mit dem Essen (bis auf das eine Mal, als sie ein paar Runden mit Martina Navratilova gespielt hatte).
    „Alle." Sie nahm einen weiteren Schluck und wischte sich mit der Rückseite ihrer vollendet manikürten Hand über den Mundwinkel. „Einschließlich Jacks Mensch."
    Mein Bruder brachte sein menschliches Schnäppchen der Woche schon so lange mit zu diesen Abenden, wie ich mich erinnern kann. Auch wenn das meiner Familie nicht gefiel, aber sie gingen für gewöhnlich einfach mit ihrer
    „Männliche Vampire sind nun mal männliche Schwänze, äh, das heißt Vampire-Mentalität darüber hinweg. Diesmal jedoch war es anders. Diesmal...
    Endlich begriff ich, und meine Laune verbesserte sich schlagartig. „Dr. Mandy ist hier?"
    Meine Mutter warf mir einen verblüfften Blick zu. „Du kennst sie?"
    „Ahm, nein. Nicht wirklich." Sicher, sie hatte mich in einem der Eisfächer im Leichenschauhaus versteckt, aber das hieß doch noch lange nicht, dass wir jetzt für den Rest unseres Lebens Freundinnen waren. „Ich weiß, dass sie Ärztin ist und Mandy heißt." Als Mom eine großartig geschwungene Augenbraue hob, fügte ich hinzu: „Hat Jack mir erzählt."
    „Seit wann redet ihr denn ... miteinander, Jack und du?"
    Seit ich eine gesuchte Mörderin auf der Flucht bin und er mir einen Riesenhaufen Geld geliehen hat, den ich ihm auf jeden Fall zurückzahlen will, sobald, mein Leben wieder normal ist und sich die Planeten in einer Linie ausrichten.
    Sie schien in ihrem verzweifelten Verlangen nach Scotch diese überaus wichtige Kleinigkeit vergessen zu haben - nämlich dass ich mich auf der Flucht befand -, und ich würde sie bestimmt nicht daran erinnern. Außerdem wirkte sie durcheinander. Ja, sogar erschüttert.
    Ich weiß. Meine Mutter.

17

    Ich konnte einfach nicht anders, als auf ihr verzweifeltes Verlangen nach Verständnis (und mein verzweifeltes Verlangen danach, heute mal nicht das schwarze Schaf der Familie zu sein) zu reagieren und zu lügen: „Habe ich Jack gesagt? Ich meinte Max."
    Nun erwartete ich den üblichen langen, nachdenklichen, misstrauischen Blick.
    Sie winkte ab. „Ich kann einfach nicht fassen, dass er

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