02 - Das Weltenschiff
den Sondenarm dem Terminal entgegen.
»Die Nachricht ist verschickt. Und jetzt, Captain, muss ich darüber nachdenken, wie wir beweisen können, dass wir nicht kontaminiert sind. Falls Copernicus sich nicht bereits ein Testverfahren überlegt hat.« Napoleon lief} sich nieder und nahm seine Parkkonfiguration ein: die Manipulatorarme vor sich zusammengefaltet. Er hatte entnervende Ähnlichkeit mit einer großen, silbernen Gottesanbeterin, vertieft in eine Meditation. Bandicut konnte nicht anders, als den Roboter um seine Fähigkeit zu beneiden, sich vom einen Moment auf den anderen hinzuhocken und abzuschalten. Er spürte den brennenden Schmerz einer Verspannung zwischen den Schulterblättern und wusste, er würde sich sogar noch mehr verspannen, bevor Copernicus ihnen antworten würde.
»Hattest du dir schon überlegt, ob du uns zu den Eishöhlen begleiten wolltest?«, fragte Ik.
Bandicut fuhr zusammen. An die Eishöhlen hatte er gar nicht mehr gedacht. »Naja, ich hab ein wenig drüber nachgedacht. Aber ich war noch zu keiner Entscheidung gelangt.« Leicht verlegen hob er die Hände. »Es ist nicht so, dass ich undankbar bin oder nicht will …«
»Haaiii.« Ik wedelte mit der Hand durch die Luft. »Es ist vernünftig, die Entscheidung gründlich abzuwägen. Stimmst du mir zu, Li-Jared?«
»Das kommt darauf an, würde ich sagen.«
»Ich will dir erklären, was ich meine. Man kann mich und dich, Li-Jared, mein Freund, durchaus als ›gefährliche Gesellschaft bezeichnen, solange der Boojum in der Nähe ist. Sollte Bandicut daher nicht lieber vorsichtig abwägen, welches Risiko er eingeht, wenn er uns begleitet?« Ik tippte Bandicut mit der Spitze seines langen, bläulichen Fingers an der Brust an und musterte ihn einen Moment lang. »Wir schätzen deine Gesellschaft, John Bandicut. Aber du bist klug, wenn du Vorsicht walten lässt!«
»Allmählich glaube ich«, gab Bandicut trocken zurück, »dass ich derjenige bin, der die Gefahr anzieht, nicht ihr.«
»Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche«, meldete sich Napoleon zu Wort. »Ich glaube, wir haben eine Antwort erhalten.« Er erhob sich und wandte sich dem Terminal zu.
Bandicut hielt den Atem an.
Napoleon drehte sich wieder zu ihnen um. »Reine Textnachricht. Ich zitiere: Allerdings erinnere ich mich daran, Capt’n, was für eine närrische und heldenhafte Rettungsaktion Sie meinetwegen durchgeführt haben. Tut mir Leid, ich kann keinen höheren Verbindungslevel riskieren. Aus Furcht vor Kontamination. Bitte bringen Sie Napoleon zu den angefügten Koordinaten mit, dort erfahren Sie weitere Details. Mayday, mayday. Kommen Sie bitte unverzüglich! Ende des Texts. Ich habe die Karte überprüft und kann bestätigen, dass die Koordinaten ein gutes Stück außerhalb der Stadtgrenzen dieses Stadtstaates liegen. Wir können die Stelle mit einem hiesigen Transportmittel namens Spurblitz erreichen.«
Bandicut schloss die Augen und sog tief den Atem ein, ehe er sich den anderen zuwandte.
Iks Augen flackerten intensiv.
»Also …«, bwang, »… nimmst du uns nun zu dem Treffen mit Copernicus mit oder nicht?«, fragte Li-Jared.
Bandicut starrte ihn an, dann lächelte er. »Wisst ihr zufällig, wo man in diesen Spurblitz einsteigen kann?«
Eine Überprüfung der Fahrpläne verriet ihnen, dass sie noch eine Stunde Zeit hatten, bis der nächste Zug in Richtung ihres Treffpunkts mit Copernicus fuhr. Daher entschlossen sich Ik und Li-Jared, vorher noch etwas zu essen zu bestellen. Bandicut hingegen hatte etwas anderes im Sinn. »Könntet ihr etwas für mich mitbestellen? Ich muss noch einen persönlichen Anruf machen, ehe wir aufbrechen.«
Ik und Li-Jared blickten ihn an. »Bist du dir sicher?«, frage Ik. »Wenn man bedenkt, was beim letzten Mal passiert ist …«
»Ich werde vorsichtig sein«, versprach Bandicut. »Der Boojum versteckt sich die meiste Zeit über – das hast du selbst gesagt. Außerdem hält er mich jetzt für tot. Richtig?«
»Hrrm.«
Auch ohne dass Charlie etwas sagte, wusste Bandicut genau, dass dem Quarx seine Idee mit dem Anruf nicht gefallen wollte. Aber selbst Charlie muss zugeben, dass man manchmal ein Risiko eingehen muss.
///Nur, wenn sich das Risiko auch wirklich lohnt, John.///
/Okay, okay – ist ja gut! Aber gib mir trotzdem Rückendeckung, klar?/
Er erhielt keine Antwort, jedenfalls keine, die aus Worten bestand. Stattdessen spürte er, dass Charlie eine wachsame Haltung einnahm – nicht dass einer von ihnen eine genaue
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