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02 - Der 'Mann in Weiß'

02 - Der 'Mann in Weiß'

Titel: 02 - Der 'Mann in Weiß' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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einer Palme abgefangen zu werden, schrammte aber daran entlang, erfasste Cordova frontal ‒ und drückte ihn auf Höhe der Leibesmitte mit voller Wucht gegen die Rückseite des dahinter parkenden Pick-up!
    »Scheiße!«
    Tom rannte zur Tür und vor das Hotel. Überall ertönten laute Schreie, die Hupe des vorne völlig zerstörten Kleinwagens gab einen nervenden Dauerton von sich. Aus dem Motorraum stieg Rauch auf. Von überallher liefen die Leute zusammen, auf der Straße begann sich der Verkehr auf beiden Seiten zu stauen.
    Tom rannte zurück ins Hotel. »Ein Feuerlöscher! Gibt es hier irgendwo einen Feuerlöscher?«
    Die Frau an der Rezeption sah ihn verdattert an. »Ja, Señor, hier um die Ecke. Was ist da draußen passiert?«
    »Unfall.« Tom sprintete die paar Schritte um die Ecke und riss den dort angebrachten Feuerlöscher aus der Halterung. Er hoffte, dass das Ding funktionieren würde, denn die Eisenteile waren bereits stark angerostet.
    Am Unfallort halfen soeben zwei Männer dem Fahrer aus dem grünen Kleinwagen. Der Mann in mittleren Jahren hatte einen Dreitagebart, ein lückenhaftes Gebiss und wirkte ungepflegt. Aus einer Stirnwunde lief ihm Blut ins Gesicht. Ständig brabbelte er vor sich hin und versuchte die Helfer mit ungelenken Bewegungen abzuwehren. Dabei sank er zusammen und blieb auf dem Palmenstreifen sitzen.
    Das registrierte Tom nur am Rande. Er drängte sich energisch zwischen den Schaulustigen hindurch, von denen einige schrien, brüllten und weinten. Aus dem Motorraum des Unfallwagens schlugen nun helle Flammen. Sie verbrannten den Oberkörper Cordovas, der abgeknickt auf dem zerknautschten Blech lag. Tom zog den Stift aus dem Ventil und löste den Löscher aus. Weißer Schaum zischte aus der Düse.
    Tom legte einen Teppich. In Sekunden waren die Flammen erstickt. Dann wühlte er sich durch den Schaum. Vielleicht war ja doch noch Leben in Cordova. Doch als er dessen Körper vor sich sah, musste er diese Hoffnung aufgeben. Der Hehler war tot. Er bot einen ganz und gar schrecklichen Anblick.
    In der Ferne heulten Sirenen. Tom schluckte schwer und ließ von dem Toten ab. Nun musste er sich um den Pferdeschwanz-Mexikaner kümmern. Aber er sah ihn nicht mehr inmitten der Menschenmasse, die sich bereits versammelt hatte. Immerhin machte man Tom, an dem noch Löschschaum hing, Platz.
    Auf seiner Suche kam er auch an dem Unfallfahrer vorbei. Der versuchte sich soeben mit ungelenken Bewegungen wieder zu erheben. Tom roch seine Alkoholfahne auf einen halben Kilometer. Da der Kerl plötzlich auch noch ein Messer in der Hand hielt und damit herumfuchtelte, hielten die Umstehenden Abstand.
    Wut stieg in Tom hoch. Mit einem gezielten Fußtritt prellte er dem Mann die Waffe aus der Hand. Das Messer flog durch die Luft und landete vor den Füßen der Gaffer. Die wichen erschreckt zurück. Der Archäologe stapfte schnaubend weiter. Cordovas Kontakt durfte ihm nicht entwischen.
    Plötzlich ging ein kollektiver Entsetzensschrei durch die Menge. Tom erstarrte. Und drehte sich blitzschnell um.
    Er wäre dennoch zu langsam gewesen, denn der Unfallfahrer zielte mit einer Pistole auf ihn!
    In diesem Moment aber löste sich ein Mann aus der Menge. Geschmeidig wie ein Jaguar machte er zwei lange Sätze und warf sich dann mit einem Hechtsprung auf den Schützen.
    Krachend löste sich ein Schuss, doch die Kugel sirrte in den blauen Himmel. Panik erfasste die Menge. Die Menschen stoben nach allen Seiten weg. Einige wurden umgestoßen und überrannt.
    Tom stand wie erstarrt. Der Mann, der jetzt mit seinem Körper auf dem Unfallfahrer lag, der Mann, der ihn zweifellos gerettet hatte ‒ es war der Indio! Er hielt ein blutiges Messer in der Hand. Im nächsten Moment sah Tom den roten Schnitt, der sich quer über der Kehle des Unfallfahrers zog. Der auf dem Rücken Liegende zuckte und röchelte nun wie unter elektrischen Schlägen.
    Toms Blicke kreuzten sich für einen Moment mit denen seines geheimnisvollen Helfers. Der Archäologe hätte ihm liebend gern gedankt ‒ aber er hatte einen eiskalten Killer vor sich! Den durfte er nicht einfach laufen lassen.
    Das schien der Indio auch zu wissen. Mit der ihm eigenen Geschmeidigkeit erhob er sich und flüchtete im Zickzack durch die konfuse Menge. Dabei ging er nicht zimperlich vor und stieß selbst Kinder rüde beiseite.
    Tom entschloss sich, den Mörder zu verfolgen. Um die Verletzten hier würden sich Polizei und Ambulanzen ohnehin besser kümmern können.
    Die Menge

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