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02 - Der 'Mann in Weiß'

02 - Der 'Mann in Weiß'

Titel: 02 - Der 'Mann in Weiß' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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später stand Cordova bei Tom vor der Tür. Der Mann, nun im hellen Anzug und ohne Brille, lächelte. »Ich habe Champagner auf Kosten des Hauses bestellt. Treffe ich damit Ihren Geschmack, Señor Ericson?«
    »Danke, ja. Hin und wieder kann es auch mal Champagner sein. Treten Sie bitte ein.«
    Tom hatte das Netbook an den Fernseher angeschlossen und eine kleine Diashow vorbereitet. Da Cordova nicht zu wissen schien, was genau Branson in der Kammer gefunden hatte, konnte er ihm ganz ungeniert einige der schönsten Stücke Maya-Kunst präsentieren, die er längst den beauftragenden Museen überlassen hatte.
    Nachdem sich die Männer zugeprostet hatten, begann der Archäologe seinem Gast die Fotos zu zeigen. Dabei kam es ihm natürlich nicht darauf an, tatsächlich einen Käufer zu finden. Sondern nur darum, Zeit zu gewinnen, um Cordova ausfragen zu können. Doch so geschickt er die Sprache immer wieder auf Professor Seymor Branson brachte, der Hehler gab vor, kein Wort über dessen aktuelle Grabung erfahren zu haben. Der Kanadier sei ziemlich kühl, unnahbar und manchmal verwirrt gewesen. »Señor Branson hat mich einfach nicht an sich herangelassen.«
    Schließlich kam Tom zu den Fotos der Hiva-Oa-Stele, die er zum Ende der Slideshow eingefügt hatte. Branson betrachtete sie interessiert. Als er aber das erste Foto aus den Vorkammern der Ruine erblickte, versteifte er plötzlich. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er auf den Bildschirm und war plötzlich ziemlich blass.
    »Ist irgendwas?«, fragte Tom verwundert.
    Cordova schien wie aus einem Traum zu erwachen. »Was? Ach so, entschuldigen Sie bitte, Señor Ericson…« Er rieb sich das Kinn. »Darf ich mich mal kurz entschuldigen? Ich muss ein dringendes Telefonat führen.«
    »Bitte.«
    Cordova ging ins Badezimmer. Gleich darauf hörte Tom ihn leise und ziemlich aufgeregt reden. Dann stand er auch schon wieder im Zimmer.
    »Haben Sie etwas auf dem Foto entdeckt?«
    Der Hehler hatte sich nun wieder in der Gewalt. Er lächelte unverbindlich. »Nun, ein außergewöhnliches Zeichen, das ich schon mal irgendwo gesehen zu haben glaube. Aber ich möchte mich vergewissern und habe deswegen einen weiteren Experten angefordert. Ist Ihnen das recht?«
    »Sicher. Um welches Zeichen geht es denn?«
    »Wir reden später darüber, wenn ich meinen Verdacht bestätigt sehe.«
    »Also gut, wie Sie wünschen. Kein Problem.« Tom glaubte eh zu wissen, was Cordova derart erregt hatte. Zu deutlich waren dessen Blicke auf das Zeichen des Feuergottes, der die Menschen mit Blitzen zerschmetterte, gerichtet gewesen.
    Woher kannte Cordova dieses Zeichen? Aus der Cadral-Ruine? Oder war es noch an weiteren Orten zu finden? Auf jeden Fall hatte ihn der plötzliche Anblick so sehr erregt, dass er nicht einmal mehr die restlichen Bilder hatte sehen wollen.
    Tom ging zum Fenster und sah hinaus. Das Hotel stand direkt an der Avenida Rafael Melgar , der Promenadenstraße, die am Strand entlang führte und einen Mittelstreifen aus hohen, schattigen Palmen besaß. Cordova tigerte nervös an der Straße auf und ab, hinter ihm fuhren die Autos vorbei.
    Eine Minute später hielt ein uralter Pick-up auf der anderen Straßenseite. Ein älterer Mexikaner mit zerfurchtem Gesicht und Pferdeschwanz-Zopf stieg aus. Cordova überquerte die Straße, trat vor den Mann hin und redete auf ihn ein. Der schien sich zu wehren, nickte dann aber schließlich widerwillig, holte ein weißes Blatt Papier aus der Hosentasche und faltete es auf. Cordova warf einen Blick darauf. Dann nahm er das Blatt an sich und steckte dem Mexikaner ein paar Pesoscheine zu.
    Ein Stück die Straße hinunter sah Tom einen grünen Kleinwagen heranrasen. Trotz Gegenverkehrs überholte er einen vor ihm fahrenden Lastwagen. Bremsen quietschten, denn der Entgegenkommende musste scharf abbremsen. Auch der Lastwagen bremste, um dem Kleinwagen noch eine Lücke zum Einscheren zu verschaffen. Dauerhupen klang auf.
    Im letzten Moment setzte sich der Kleinwagen vor den Lastwagen. So scharf, dass er beim Gegenlenken ins Schleudern kam. Tom zog es schmerzhaft den Magen zusammen, als das grüne Auto in irren Schlangenlinien direkt auf Cordova zuraste!
    Hau ab, Mann!
    Doch lediglich der ältere Mexikaner reagierten. Er sprang im letzten Moment zur Seite. Seinen Warnschrei hörte Cordova sicher noch, aber der Hehler stand wie angenagelt und stierte dem Verhängnis mit weit aufgerissenen Augen entgegen.
    Da knallte es bereits. Der Kleinwagen schien noch von

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