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02 - Der 'Mann in Weiß'

02 - Der 'Mann in Weiß'

Titel: 02 - Der 'Mann in Weiß' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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mitsamt dem abgetrennten Kopf ausgegraben und hierher geschleppt. Er wollte, dass der Feuergott seinen Freund wieder lebendig macht. Als das nicht klappte, hat er mich hierher geführt, weil ich ihm helfen sollte, den Feuergott zu beschwören. Daraufhin habe ich ihn einweisen lassen, ohne den Ärzten… hiervon zu erzählen.«
    Tom seufzte und erhob sich vom Boden. Der Alte machte keine Anstalten mehr, ihn in Schach zu halten. »Ich muss wissen, was Béjar in dem Grab gefunden hat. Was nach Spanien verkauft wurde. Wäre es möglich, dass Ihr Bruder darüber spricht, wenn man ihn geschickt fragt?«
    »Ich kann es mir nicht vorstellen«, brummte Fernando. »Er hat all die Jahre nicht darüber geredet. Aber wenn Sie's versuchen wollen, bringe ich Sie zu ihm.«
    Sie verließen das Grab und kehrten zusammen nach San Miguel zurück. Keiner von ihnen hatte den Mann in Weiß bemerkt, der aus einem Baumstamm trat und ihnen lange nachstarrte.
    ***
    Playa del Carmen
    Fernando Gaitan und Tom Ericson nahmen die Fähre zum Festland.
    »Wissen Sie, was ich mich die ganze Zeit schon frage, Fernando?«, sagte Tom und beobachtete dabei springende Delfine, die die Fähre begleiteten. »Wenn jemand eine Schatzkarte anfertigt, die auf einen bestimmten Ort oder Gegenstand hinweist, dann soll dieses Ziel doch auch von jemandem gefunden werden ‒ ohne ihm die Sache zu leicht zu machen. Da ein wesentlicher Teil dieser Schatzkarte quasi außerhalb der bekannten Welt, wie die Maya sie kannten, deponiert wurde, frage ich mich, mit welchen Dimensionen wir es hier zu tun haben. Für wen war dieses Rätsel bestimmt?«
    »Wenn es nicht so abwegig wäre, würde ich sagen: Für die Götter«, antwortete der Alte.
    Darauf wusste Tom nichts zu sagen. Dass es keine Götter gab, würde er Fernando nicht klarmachen können.
    Nachdem sie angelegt hatten, dirigierte der Mexikaner Tom ins Hinterland von Playa del Carmen. Nach zwanzig Minuten Fahrt erreichten sie ein einsames, weitläufiges Anwesen mit mehreren Gebäuden und einer hohen, von Stacheldraht gekrönten Mauer darum herum. Es gab sogar zwei Wachtürme; die Anlage wirkte wie ein Hochsicherheitsgefängnis.
    »Das sieht nur so aus«, erwiderte Fernando und seine Mundwinkel hingen traurig herab. »Das ist die Irrenanstalt, in der mein Bruder lebt. Heißt großkotzig Centro de Asistencia Social und ist eine Außenstelle der Anstalt von Chapultepec in Mexico City.«
    »Und da kommen wir rein?«
    »Ja. Ich habe jederzeit Zugang zu meinem Bruder.«
    Am schwer bewachten Haupttor meldete Fernando Gaitan sich und Tom an. Beide mussten ihre Ausweise hinterlegen, dann wurden sie von einem hünenhaften Pfleger zum Hauptgebäude geführt. Überall auf dem Hof waren psychisch Kranke unterwegs, die die Neuankömmlinge ungeniert anstarrten. Eine junge Frau zog Tom sogar am Ärmel und machte ihm eindeutige Angebote. Der Hüne verscheuchte sie mit einem leichten Elektroschocker.
    Dem Personal war Fernando bestens bekannt. Er wurde freundlich begrüßt und mit Tom im Schlepptau durch heruntergekommene Gänge und Räume, in denen sich die Kranken ebenfalls frei bewegten, in den zweiten Stock eines Seitenflügels geführt. Tom schauderte, als er immer wieder laute, durchdringende Schreie, Wimmern, Kichern und Gebrabbel hörte. Auch die tückischen, zum Teil bösartigen Blicke, die ihn trafen, bescherten ihm eine Gänsehaut. Aber keiner der Kranken wagte sich an sie heran. Sie schienen einen Höllenrespekt vor dem Elektroschocker des Pflegers zu haben.
    Schließlich übergab der Hüne die Besucher an den Etagenpfleger, einen älteren, kräftigen Mann mit mächtigem Bauch. Er stellte sich als Lionel Ospina vor. Ospina ließ die beiden einen Moment warten und verschwand hinter einer Tür. »Sie können jetzt zu ihm«, sagte er, als er wieder auftauchte. »Ich komme nur herein, wenn es zu schlimm werden sollte.«
    Fernando und Tom betraten ein Zimmer, in dem es unangenehm roch. Auch hier war alles einfach und schäbig. Lockere Tapeten, überall Blutflecken von erlegten Fliegen darauf. Die Bilder hingen schief, zwei Deckgläser waren gesprungen. Zur Westseite hin besaß das Zimmer ein großes Fenster mit Balkon.
    »Das Einzelzimmer kostet mich eine Menge Geld, aber ich will, dass es Béjar so gut wie möglich hat«, sagte Fernando.
    Tom sah sich um. Von Béjar war nichts zu sehen. Erst als er um die Ecke eines Schrankes bog, bemerkte er ihn. Der alte Mann lag zusammengekauert auf dem Boden. Direkt vor seinem Gesicht lag ein

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