02 - Die Gefangene des Wikingers
los und machte einen Schritt vorwärts, bereit dem Wolf trotz seiner Angst gegenüberzutreten, bereit, sich zwischen sie und die Gefahr zu stellen.
»Mylord«, begann Rowan, »ich schwöre Euch … «
»Nein!« schrie Rhiannon und lief um ihn herum. Rowan. griff nach ihrem Arm, um sie aufzuhalten.
»Rhiannon!«
Sie riss sich los. Ihr Umfang flatterte im Wind. Doch noch ehe sie ihn um sich ziehen konnte, wurde klar, dass sie nichts darunter anhatte. Schweigend fluchte sie. Aber sie war fest entschlossen, Rowan nicht mit seinem Leben dafür büßen zu lassen. »Es ist hier nichts Schlimmes passiert!« erklärte sie hastig. »Versteht Ihr mich? Es ist hier überhaupt nichts Schlimmes passiert!«
Kalte blaue Augen, genauso Frost erzeugend wie ein eisiger Winterwind, wanderten über sie. In den harten Linien seines Gesichts bewegte sich nicht ein Muskel.
»Mylord -«, begann Rowan abermals.
»Rowan, verschwindet. Wir sprechen uns später«, unterbrach Eric ihn scharf.
»Aber, Mylord … «
»Verdammt Mann, geht!«
Rhiannon fröstelte. Sie blickte Eric fest in die Augen, und gemeinsam hörten sie, wie Rowan zu seinem Pferd eilte.
Und dann ritt er weg.
Eric ließ ihren Blick nicht los. Trotz des kalten Wassers, das immer noch von ihr tropfte, und seines Gletscherblicks, fühlte sie, wie ihr der Schweiß auf der Stim ausbrach. Sie würde nicht zulassen, dass er ihr das antat.. Das würde sie nicht! schwor sie sich.
Sie stampfte wütend mit einem Fuß auf den Boden. »Das war alles ganz unschuldig, sage ich Euch. Ihr habt kein Recht, überhaupt kein Recht, mich so anzublicken. «
»Wie blicke ich Euch denn an?« fragte er.
Von ganz oben herab, wollte sie schon fast sagen, und genauso war es. Auf seinem Hengst wirkte Eric unbarmherzig gewaltig, und doch war es ihr lieber, dass er dort oben war, als wenn er abstieg und ihr in die Nähe kam.
Sie gab ihm keine Antwort. Stattdessen sagte sie: »Ich sage Euch, dass wir beide völlig unschuldig sind. Und wenn Ihr ein zivilisierter Mann wäret … «
»Ach, aber, wir haben doch übereingestimmt! Ich bin nicht das kleinste bisschen zivilisiert. Ich bin ein Wilder. Ein Wikinger. Ich bringe meine Feinde um. Tod ist das Glaubensbekenntnis, nach dem ich lebe!«
Er begann, abzusteigen. Ihr stockte fast der Atem, als ihr Herz wie wild zu hämmern begann. Sie machte einen Schritt zurück, aber er war stehengeblieben, um sich ihre am Boden verstreuten Kleidungsstücke zu betrachten.
Er machte einen Schritt auf sie zu. Sie schluckte ihre Furcht hinunter - und ihren Stolz. Sie musste Rowans Ehre wieder herstellen, wie sie versprochen hatte. Graziös fiel sie vor ihm auf ein Knie und beugte den Kopf. »Ich bitte Euch, hört mir ZU … «
»Steht auf. Falsche Demut steht Euch nicht.«
Ihre Augen blitzten wütend, als sie sich erhob. Sie zog den Umhang noch enger um sich und sah sein grimmiges Lächeln, mit der er die Wut in ihrem Blick erwiderte.. »Das steht Euch schon besser, meine Liebe.«
»Ich bin nicht Eure Liebe. Und ich werde es auch niemals sein, auch wenn Ihr es behauptet.«
»Dann seid Ihr es eben nicht«, erwiderte er nachgiebig. Er fing an, um sie herumzugehen und sich dabei das Kinn zu streichen. »Nicht meine Liebe -. aber ganz sicher mein Weib. Mein Weib! Gemäß den heiligen Sakramenten der Ehe dazu verpflichtet, mich zu ehren und mir zu gehorchen. Und doch will ich verdammt sein, Madame, wenn ich Euch nicht ständig in verschiedenen Stadien des Unbekleidetseins vorfinde.«
»Man könnte es auch für Eure beliebteste Art halten, eine Frau zu entdecken, Mylord«, fauchte sie zurück. »Denn wenn ich vollständig angekleidet bin, macht Ihr immer die größten Anstrengungen, mich auszuziehen. «
»Es ist nicht Eure Nacktheit, die mich stört«, sagte er, und wieder fühlte sie das schreckliche Frösteln, denn er stand hinter ihr. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen; sie konnte nur das Beben in seiner Stimme hören, das trotz seines unbeteiligten Tones seinen Ärger verriet. »Es ist Eure wiederholte Nacktheit vor anderen Männern. Vor Rowan.«
Sie wirbelte herum, da es ihr unerträglich war, ihn weiterhin hinter sich zu spüren. Sie zitterte und musste sich die Lippen befeuchten, um sprechen zu können. Plötzlich bedauerte sie ihren Sieg in der vergangenen Nacht. Vielleicht wäre er jetzt nicht so wütend, wenn sie nicht so kalt gewesen wäre. Er konnte ja nicht wissen, wieviel Kraft sie das gekostet hatte. »Mylord, ich schwöre Euch, dass Rowan
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